Ein Kuss von dir
wusste natürlich, um wen es sich handelte. Er wusste es nur zu gut. Obwohl sie nie miteinander zu tun gehabt hatten und nicht ein einziges Mal miteinander gesprochen hatten.
Remington sah Gabriel an. »Interessant«, murmelte er. »Wirklich interessant.«
Das Gespräch mit Clark kam ihm in den Sinn.
» Könnte er Lady Pricilla umgebracht haben?«
»Nur, falls er seinen Sekretär dazu gebracht hat, sie zu töten.«
Lord Fanthorpe.
Remington erhob sich grimmig. »Entschuldigen Sie mich, Gabriel. Ich sehe Sie heute Abend. Ich habe noch eine geschäftliche Angelegenheit zu erledigen.«
28
Am übernächsten Abend tanzte Remington mit der Duchess die Quadrille. Nicht mit seiner Duchess – mit Gabriels Duchess. Remington hatte keine Duchess, und zu seinem großen Erstaunen störte ihn das nicht mehr. »Ein großartiges Fest, Euer Gnaden.« Er sah zu, wie Lady Gertrude mit Lord Bingham tanzte. »Wie haben Sie das nur in so kurzer Zeit auf die Beine stellen können?«
»Habe ich gar nicht«, gab Madeline zu. »Lady Georgianna wollte heute Abend ohnehin einen Ball geben. Und nach zwei so bedeutenden Hochzeiten in so kurzer Zeit schien es ihr sinnvoll, ihren Ball in eine Feierlichkeit zu unseren Ehren zu verwandeln.« Sie schaute zu Eleanor und Gabriel hinüber, die in einer anderen Reihe durch Lady Georgiannas riesigen Ballsaal tanzten. »Unser aller Ehre.«
Den Tanzschritten der Quadrille folgend, wechselten Remington und Madeline die Partner, um dann wieder zueinander zurückzukehren. »Wie konnte aus meiner Eheschließung mit Ihrer Cousine eine bedeutende Hochzeit werden?«, fragte er. »Ich trage kein Adelsprädikat und meine Braut ebenso nicht.«
Madeline lächelte ihn an. »In der feinen Gesellschaft hängt alles von Äußerlichkeiten ab. Sie haben die Aura des Außergewöhnlichen. Und Eleanor betrachtet man jetzt als geistreich und clever, weil sie einen gefährlichen Mann wie Sie einfangen konnte, zudem ist sie eine Schönheit reinster Güte.«
Die Engländer waren ihm ein Rätsel. Und er vermutete, sie würden es ewig sein. Aber heute Abend, inmitten all der Musik und des Gelächters, fühlte er sich zu Hause. Wegen Eleanor. Sein Blick suchte sie. Ihr Gesicht strahlte vor Freude, und sein Körper schmerzte vor Verlangen, bei ihr zu sein. Mit ihr zu reden. Sie zu halten. Sie zu nehmen.
Es war keine Verliebtheit. Es war Liebe.
Liebe . Zu einer de Lacy.
Er hatte sich in Eleanors Netz verstrickt, und es gefiel ihm. »Sie ist wirklich eine Schönheit.«
»Und ob.« Madeline klang belustigt. »Ein kleiner Tipp – man erwartet von Ihnen, dass Sie ein gewisses Interesse an Ihrer Tanz partnerin zeigen.«
Mit seinem charmantesten Lächeln wandte Remington sich wieder Madeline zu. »Das tue ich, und das werde ich. Zudem bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet, da unsere enge Verbindung zur künftigen Duchess of Magnus und dem derzeitigen Earl of Campion uns den Anstrich der Respektabilität verleiht.«
»Gewiss, das hilft, aber täuschen Sie sich nicht. Ohne die Aura, die Sie beide als Paar verströmen, würde man Sie schneiden und fallen lassen. Aber so wie die Dinge liegen, sind Sie das gefeiertste Paar in ganz London.«
»Und dann wäre da noch mein Geld«, sagte Remington zynisch.
Madeline lachte warmherzig. »Natürlich.«
Wieder trennte die Quadrille sie voneinander, und Remington nutzte die Gelegenheit, nach Fanthorpe zu sehen. Der alte Mann hatte sich in Schale geworfen und plauderte mit seinen Freunden, als gäbe es keine Sorge auf der Welt. Remington wusste es besser. Seine Nachforschungen hatten Fanthorpes Täterschaft zwar noch nicht bewiesen, hatten aber andere Vergehen zu Tage gefördert. Je mehr Remington über Fanthorpe herausfand, desto tiefer verabscheute er ihn, und desto überzeugter war er, dass Fanthorpe der Mann war, der Remingtons Vater und Schwester sowie Lady Pricilla umgebracht hatte. Gott würde Fanthorpe schon noch richten, aber auch Remington würde seine Rache bekommen.
Denn seine Nachforschungen hatten Interessantes ergeben: Fanthorpe hatte sein zweites Vermögen ebenfalls vollständig durchgebracht, und die Schuldenlast würde ihn zwingen, erneut auf den Kontinent zu fliehen. Er klammerte sich gerade noch so an die Reste seiner Respektabilität – und Remington wollte ihn aus England raushaben.
Also hatte Remington ein paar Strippen gezogen. Die Kaufleute waren dabei, sich ihre Ware zurückzuholen und die Hypotheken fällig zu stellen. Und Clark dazu zu bringen, Fanthorpe
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