Ein Kuss von dir
den Kredit zu kündigen, war auch nicht schwer gewesen.
Remington und Madeline trafen in einer komplizierten Tanzfigur erneut aufeinander, und sie sagte mit der ruhigen Stimme einer Frau, die es gewohnt war, Drohungen auszusprechen: »Ich warne Sie. Ich kenne Sie zwar nicht gut, aber da Eleanors Vater sich nicht um seine Tochter kümmert, muss ich Ihnen sagen, dass Eleanor meine liebste Cousine ist und ich, sollten Sie ihr je wehtun, all meine Mittel ausschöpfen werde, es Ihnen zurückzuzahlen.«
Remington hob die Hand. »Ich versichere Ihnen, dass ich nur Eleanors Bestes im Sinne habe. Darauf habe ich bei meinem Leben geschworen. Eleanor ist schließlich meine Frau.«
»Nun, gut.« Madeline lächelte. »Ich glaube Ihnen tatsächlich. Sie bringen das Beste in ihr zum Vorschein. All die guten Eigenschaften, die zuvor nur ich sehen konnte, zeigt sie jetzt selbstbewusst der ganzen Welt – Ihretwegen.« Die Musik verstummte, und Madeline umarmte ihn. »Ich bin stolz darauf, Sie in unserer Familie willkommen heißen zu dürfen.«
Aus der Umarmung keiner Geringeren als der künftigen Duchess of Magnus sah Remington erneut zu Fanthorpe hinüber und lächelte. Genauer gesagt, freute er sich diebisch: Die Gesellschaft hatte ihn akzeptiert und zu einem der ihren gemacht, und Fanthorpe hasste ihn dafür.
Fanthorpe drehte Remington mit Absicht den Rücken zu.
Hätte er gewusst, wer Remington in Wirklichkeit war … doch er wusste es nicht. Remington hatte es ihm noch nicht gesagt. Aber er würde es. Morgen.
In der Zwischenzeit … Remington ging zu Eleanor, nahm ihre Hand und sann darüber nach, dass er sich nie hatte vorstellen können, je so glücklich zu sein. Er beugte sich an ihr Ohr. »Es ist spät, und ich will dich. Lass uns nach Hause gehen.«
Sie lachte kehlig. »Wir sind mit Madeline und Gabriel gekommen, wir können jetzt nicht ohne sie gehen.«
Remington sah zu Gabriel hinüber.
Er stand bei Madeline, und die beiden sahen einander an, als seien sie beide die einzigen Menschen auf der Welt.
»Ich glaube nicht, dass wir da ein Problem bekommen«, murmelte Remington.
Die beiden Paare dankten überschwänglich ihrer Gastgeberin und machten sich auf den Weg nach draußen. Dort warteten schon Clark und seine Frau auf ihre Kutsche.
»Die Frischverheirateten gehen aber früh«, verkündete Clark augenzwinkernd.
»Zumindest können wir uns damit entschuldigen, frisch verheiratet zu sein.« Remington gab dem Butler ein Trinkgeld, worauf der einen Lakaien schickte, die Mäntel zu holen.
Mrs. Oxnard stieg die Röte in die Wangen, und Clark grinste schuldbewusst wie ein kleiner Junge.
Gabriel lachte und legte Madeline die Hand in den Rücken. »Die Ehe ist eine großartige Institution.«
»Ja, so man in einer Institution leben möchte«, erwiderte Remington.
Clark und Gabriel brachen in schallendes Gelächter aus.
»Remington!« Eleanor versuchte, ernst auszusehen, aber während der letzten paar Tage hatte sie immer häufiger gelacht. Sie konnte nicht anders, sie musste ihrer Freude Ausdruck geben. Und schließlich lachte sie Remington an, als sei er der wunderbarste Mann der Welt.
Und während sie ihn so anlächelte, spürte sie, dass er es war.
»Männer«, sagte Mrs. Oxnard mit liebevollem Abscheu, und die Damen gingen zusammen davon, um sich vergnügt über ihre Gatten zu beklagen.
Die schauten ihnen hinterher, dann wandte sich Clark an Remington. Mit leiser, ernster Stimme fragte er: »Wie kommen Sie voran?«
»Fanthorpe hat eine Schiffspassage nach Italien gebucht. Morgen Nachmittag läuft sein Schiff aus.«
»Sie haben bessere Verbindungen als jeder andere, den ich kenne!«, rief Clark aus. »Woher wissen Sie das?«
»Das Schiff gehört mir.«
Clark lachte. »Mein Gott, wie clever von Ihnen.«
In den paar Tagen, die er Gabriel jetzt kannte, war Remington zu der Überzeugung gekommen, dass Campion ein Mann der Tat und der Vernunft war, also führte er aus: »Fanthorpe hat meiner Familie schon genug Probleme gemacht, und ich will sichergehen, dass er nicht wieder welche macht.«
Gabriel verzog vor Abscheu das Gesicht. »Das überrascht mich nicht. Der alte Schurke neigt dazu, mit seiner Kutsche kleine Kinder zu überfahren und seine Dienstmädchen zu vergewaltigen. Und er hegt die tiefste Verachtung für alle, die nicht von der gleichen Sorte sind wie er, also adelig geboren und zum Nichtstun erzogen. Er verachtet mich schon für das bisschen Arbeit, das ich beim Aufbau unserer Verteidigung
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