Ein Kuss von dir
gegen Napoleon geleistet habe.«
»Ach?« Remington betrachtete Gabriel interessiert. »Gut zu wissen. Ein paar meiner Schiffe waren vor Trafalgar mit dabei – ich mag keine Despoten.«
»Noch ein Grund, Fanthorpe nicht zu mögen«, sagte Clark.
»Ja«, pflichtete Remington bei. »Sobald Fanthorpe in Europa ist, lasse ich ihn auf seinem Weg zur Hölle beobachten, dann schlafe ich ein wenig ruhiger.«
»Sie fürchten ihn?«, fragte Gabriel.
Remington sprach sehr leise. »Ja, aber ich kann nicht all meinen Besitz ständig bewachen lassen.«
Gabriel brachte es auf den Punkt: »Haben Sie Eleanors wegen Angst?«
»Ich glaube nicht, dass Fanthorpe ihr etwas antun wird, um ihn herum bricht gerade seine ganze Welt zusammen, er ist beschäftigt.« Remington hatte dafür gesorgt, dass Fanthorpe beschäftigt war. »Aber wenn Eleanor ausgeht, sich an öffentlichen Plätzen aufhält, dann ist stets ihre Zofe oder ein Lakai dabei, und ich habe meine Leute mit Nachdruck in ihre Pflichten eingewiesen.«
Gabriel betrachtete Eleanor, die mit den anderen Ladys lachte. »Madeline hat erzählt, dass ihre Kutsche einmal von Banditen überfallen worden sei, und selbst da hätte Eleanor es noch geschafft, die Kerle zu überreden, sie gehen zu lassen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau.«
»Und außergewöhnlich redegewandt dazu.« Aber Remington wusste, was Gabriel sagen wollte. Eleanor war zu zart und zu liebenswürdig, sich alleine zu verteidigen. Sie brauchte Anleitung, und sie brauchte Schutz. »Ich habe meine Männer ins Pub geschickt, um Fanthorpes Handlanger auf ein oder zwei Pints einzuladen. Sie haben herausgefunden, dass Fanthorpe den Überfall auf meine Kutsche nach dem Picard-Ball angeordnet hat. Genauso wie den am Tag meiner Hochzeit. Er muss hier weg.«
Der Lakai kam mit einem Arm voller Mäntel und den Hüten zurück. Eleanor kehrte an Remingtons Seite zurück. »Worüber unterhalten sich die Herren so ernst?«, fragte sie.
Während Remington ihr in den Mantel half, antwortete er: »Wir haben die bedauerliche Neigung der modernen Frau diskutiert, die Anstandsformen nicht zu wahren.«
Alle drei Damen sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
»Seit wann macht sich der Mann, der um meine Hand gespielt hat, um Anstandsformen Sorgen?«, fragte Madeline, während sie das Hutband unterm Kinn zusammenknüpfte.
Remington unterdrückte ein Grinsen. »Die Sache ist mir sehr wichtig.«
»Was hat Eleanor getan, worum man sich Sorgen machen müsste?«, fragte Mrs. Oxnard.
»Gar nichts!«, protestierte Eleanor. »Ich bin so anständig, dass es schon langweilig ist.«
»Das bist du nicht, mein Liebling.« Remingtons Stimme hatte einen viel sagenden Unterton.
Eleanor errötete nicht. Sie klapperte ihn mit den Wimpern an, und Remington hätte am liebsten geflucht. Verdammte Frau, sie führte ihn vor wie ein braves Hundchen.
»Jetzt aber, Gentlemen«, sagte Madeline schroff. »Sie haben dieses Gespräch nicht grundlos angefangen.«
»London ist ein gefährlicher Ort, und es wäre mir lieber, wenn Eleanor immer die Zofe mitnähme, wenn sie den Hund spazieren führt.« Remington warf sich seinen Umhang um und setzte den Hut auf.
»Das … tue ich doch«, sagte Eleanor offenkundig irritiert. »Ich bin doch nicht dumm.«
»Aber ich möchte, dass du doppelt wachsam bist.« Er nahm seinen Gehstock zur Hand.
In einem unbeholfenen Versuch, die Situation aufzulockern, sagte Clark: »Ja, bei Gott, es soll in letzter Zeit eine ganze Serie von Raubüberfällen gegeben haben.«
Die Frauen sahen einander skeptisch an.
»Lieber vorher achtsam als hinterher arm«, sagte Clark.
Mrs. Oxnard nahm ihn am Arm. »Komm, Lieber, du machst die Dinge schlimmer, als sie sind, und da kommt unsere Kutsche.«
Oxnard schnaubte, blieb aber stumm.
Die herzogliche Kutsche fuhr als nächste vor, und die beiden Paare kletterten hinein und machten es sich auf den Sitzen bequem, Madeline und Eleanor in Fahrtrichtung, die Gentlemen rückwärts.
Als die Kutsche abfuhr, musterte Eleanor Remington. »Was stimmt nicht?«
Sollte er es sagen? Sie mochte Fanthorpe. Und sie war Remingtons Frau, zart und zerbrechlich. Lady Pricillas Schicksal ging ihr sehr nahe, und der Verlust, den Remington erlitten hatte, entsetzte sie. Er hatte ihr schon genug Kummer bereitet.
Bis er nicht den Beweis hatte, dass Fanthorpe für all die Morde verantwortlich war, würde er nichts verraten. Innerhalb weniger Tage würde er Gewissheit haben. Und dann konnte er die
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