Ein Kuss von dir
»Darf ich Ihnen Ihre Ladyschaft vorstellen, die Marchioness of Sherbourne und künftige Duchess of Magnus, meine zukünftige Ehefrau? Euer Gnaden, das ist Mr. Clark Oxnard, Präsident der Whittington Bank und ein Mann, den ich stolz bin, meinen Freund nennen zu dürfen.«
Madeline starrte Clark mit einer Art eisigem Entsetzen an.
Aber Clark verbeugte sich und kicherte. »Mylady, wenn ich das sagen darf, ich habe gehört, Sie sähen wie Ihre Cousine Miss Eleanor de Lacy aus, und das tun Sie. Das tun Sie wirklich. Ich war vor Jahren, bevor sie Blinkingshire verlassen hat, mit der jungen Lady bekannt, und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Sie sind Zwillinge.«
Madeline machte einen Knicks, der aussah, als hätte sie das Gleichgewicht verloren. »Keine Zwillinge. Nein, das sind wir nicht.«
»Natürlich nicht«, sagte Clark freundlich. »Ihr Verlobter hat mich gebeten, bei Ihrer Hochzeit sein Trauzeuge zu sein. Ich kann gar nicht sagen, wie geehrt ich mich fühle.« Er legte die Hand auf Remingtons Arm. »Er gehört zu den nettesten Kerlen, die man sich denken kann. Sie sind eine glückliche junge Frau. Natürlich ist er ebenso ein glücklicher Mann.«
»Das bin ich allerdings«, behauptete Remington.
»Ich werde in der Kirche sein, auf alle Eventualitäten vorbereitet.« Clark nickte Remington viel sagend zu.
Remington empfand ein Gefühl der Kameradschaft, wie er es nie zuvor erlebt hatte. »Clark – ich danke Ihnen. Sie geben mir den Glauben an die Menschheit zurück.«
»Aber nicht doch.« Clark grinste. »Ich will nur nicht meinen gewinnträchtigsten Bankkunden verlieren.«
Remington lachte.
Madeline starrte die beiden Männer an, als sprächen sie in fremden Zungen. Sie sagte kein Wort. Machte keine Konversation, ließ keine Höflichkeiten hören. Wenn Madeline mit all seinen Geschäftsfreunden so umging, würde er ein langes Gespräch über angemessene Umgangsformen mit ihr führen müssen.
Clark schien keine Unbotmäßigkeit zu bemerken. »Ich gehe lieber wieder. Mrs. Oxnard ist ein kleines Ding, und die Menge überrollt sie womöglich, wenn ich nicht bei ihr bin. Falls wir einander heute Abend nicht mehr treffen sollten, sehen wir uns spätestens bei der Hochzeit. Euer Gnaden, es war mir ein Vergnügen.«
»Ein Vergnügen, Sir«, echote sie und schaute ihm hinterher, als fände sie seinen Rücken faszinierend.
Remington sprach leise in ihr Ohr: »Ist es so schrecklich, an meiner Seite gesehen zu werden?«
»Was?« Sie blinzelte zu ihm auf und schien erstaunt, über die Frage und darüber, ihn zu sehen.
»Sie haben Clark kaum eines Blickes gewürdigt, und mich haben Sie seit unserer Ankunft nicht mehr angesehen.« Jetzt sah sie ihn an. Und sah ihn auch, denn ihre Lippen öffneten sich leicht, und ihre Wimpern flatterten, während sie Blickkontakt zu halten suchte.
»Es ist Ihnen peinlich, mit mir gesehen zu werden.«
»Ganz bestimmt nicht!«
»Ich bin angemessen gekleidet, und abgesehen von einem gelegentlichen Kuss auf Ihr Handgelenk betrage ich mich gut. Vielleicht machen Sie sich Sorgen, dass Ihr Ruf als Aristokratin unter der Verbindung zu mir leiden könnte.«
»Die Bedeutung der Duchess of Magnus ist enorm. An Ihrem Arm auf einem Ball zu erscheinen, kann diese Bedeutung nicht beschädigen.« Sie lächelte beim Sprechen, als sei sie über die eigene Verwegenheit belustigt. Die Freude brachte ihren Teint zum Strahlen, die Augen zum Leuchten, und auf den Wangen zeigten sich hübsche Grübchen.
Sie ist entzückend , dachte er plötzlich. Er hatte erwartet, dass sie ihn herausfordern würde, nicht bezaubern. Sie überraschte ihn, und Überraschungen verunsicherten ihn. Aber sie war nur eine Frau, und zudem eine Frau, die ihrem Vater so egal war, dass er sie am Kartentisch verspielte. Remington musste das im Kopf behalten. Er hatte die Sache bestens im Griff.
Er legte den weiß behandschuhten Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. »Sie lachen so selten. Ich frage mich, warum.«
Ihre Fröhlichkeit war fort. Sie wischte mit der Hand über den Rock, als hätte sie unter den Handschuhen verschwitzte Handflächen. »Ich gehe nicht gerne auf Bälle.«
»Sie sind nervös.«
»Es passiert nicht alle Tage, dass ich so im Rampenlicht stehe.«
Er wusste es besser. Er hatte von dem Skandal gehört, der sie bewogen hatte, England zu verlassen. »Ich hätte gedacht, Sie seien das gewohnt. Sie haben eine Menge Gerede verursacht, als Sie Ihre letzte Verlobung gelöst
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