Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
einen Schritt von ihm zurück und reckte sich, „… kann nicht dazugehören.“
„Wollen wir wetten?“June runzelte die Stirn, aber mehr aus Überraschung als aus Ärger. Eigenartig, dass sie nichts von Rücksichtslosigkeit in seinem Benehmen zu spüren glaubte. Nun, darüber würde sie später nachdenken, wenn sie mehr Abstand gewonnen hatte.
„Wir werden zusammen arbeiten, mit einem ganz besonderen Ziel“, sprach sie weiter. „Aber wir sind zwei Menschen mit völlig verschiedenen Ansichten. Sie sind natürlich am Gewinn interessiert und an dem Ruf Ihrer Hotelkette. Ich bin daran interessiert, einen besonders guten Rahmen für meine Kunst zu schaffen und für meinen eigenen Ruf. Wir wollen beide erfolgreich sein, daher dürfen wir unser Ziel nicht aus den Augen verlieren.“
„Dieses Ziel ist vollkommen klar“, gab Blake zurück. „Aber das andere auch. Ich will Sie haben.“
„Ah“, meinte June gedehnt, dann griff sie nach ihrer Tasche. „Sie kommen ja sehr schnell auf den Punkt.“
„Es wäre lächerlich, wenn ich darum herumreden wollte in diesem Augenblick.“ Jetzt klang seine Stimme ein wenig belustigt. „Sie müssten naiv sein, um das nicht zu bemerken.“
„Und das bin ich nicht.“ Noch ein wenig weiter zog sie sich von ihm zurück, entschlossen, ihm zu entfliehen, ehe sie ihre Fassung völlig verlor. „Aber es ist Ihre Küche – und es wird meine Küche werden. Im Augenblick ist es das, was mir am meisten am Herzen liegt. Ich werde eine Liste der Änderungen und der neuen Einrichtungsgegenstände aufstellen und sie Ihnen bis Montag zukommen lassen.“
„Gut. Und am Samstag werden wir zusammen essen gehen.“
An der Tür blieb June stehen und schüttelte den Kopf. „Nein, das geht nicht.“
„Ich werde Sie um acht abholen.“
Es kam selten vor, dass jemand eine Bemerkung, die sie machte, einfach ignorierte. June vermied es, aufzubrausen, stattdessen versuchte sie es mit Geduld, wie sie es von ihrer Kinderfrau gelernt hatte. „Blake, ich habe nein gesagt.“
Wenn er wütend war, so verbarg er es meisterhaft. Er lächelte sie an, wie man ein ungezogenes Kind anlächelte. Dieses Spiel konnten sie auch beide spielen, dachte er. „Um acht Uhr“, wiederholte er und setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. „Wenn Sie möchten, können Sie sogar Tacos essen.“
„Sie sind sehr störrisch.“
„Ja, das bin ich.“
„Ich aber auch.“
„Ja, das stimmt. Wir sehen uns dann am Samstag.“
June musste sich bemühen, ihn böse anzustarren, denn am liebsten hätte sie gelacht. Doch wenigstens gelang es ihr dann, die Tür ziemlich laut hinter sich zuzuschlagen.
4. KAPITEL
U nglaublich“, murmelte June und biss noch einmal in ihren Hotdog. „Dieser Mann hat wirklich unglaubliche Nerven.“
„Du solltest dir aber trotzdem deinen Appetit nicht davon verderben lassen, cara.“ Carlo klopfte ihr liebevoll auf die Schulter, während sie auf die Independence Hall zugingen.
Noch einmal biss June in ihren Hotdog. Als sie dann den Kopf zurückwarf, fing sich das Sonnenlicht in ihrem Haar und ließ es golden aufleuchten. „Halt den Mund, Carlo. Er ist so arrogant.“ Mit der freien Hand gestikulierte sie heftig, während sie beinahe wütend ihren Hotdog verspeiste. „Carlo, ich lasse mir von niemandem etwas befehlen, schon gar nicht von diesem polierten amerikanischen Geschäftsmann mit seinem diktatorischen Benehmen und seinen unglaublichen blauen Augen.“
Carlo zog eine Augenbraue hoch und warf dann einer Blondine mit einem besonders kurzen Rock einen bewundernden Blick zu. „Natürlich nicht, mio amore“, bemerkte er abwesend und reckte den Kopf, um der Blondine so lange wie möglich nachzusehen. „Dein Philadelphia bietet den Touristen die faszinierendsten Ausblicke, findest du nicht?“
„Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, führe mein eigenes Leben“, brummte June und zerrte an seinem Arm, als sie sah, wohin er seine Aufmerksamkeit gerichtet hatte. „Ich nehme Bitten entgegen, Franconi, keine Befehle.“
„So war das schon immer.“ Carlo blickte noch einmal über seine Schulter zurück. Vielleicht konnte er June dazu überreden, sich mit ihm auf eine Bank zu setzen oder in ein Straßencafé, wo er noch mehr von den „Attraktionen“ Philadelphias bewundernkonnte. „Du bist sicher schon müde von dem langen Spaziergang, Liebling“, begann er.
„Auf keinen Fall werde ich heute Abend mit ihm zusammen essen gehen.“
„Das sollte ihm eine Lehre
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