Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
sein, June Lyndon so einfach herumkommandieren zu wollen.“ Der Park bietet sicher interessantere Möglichkeiten, dachte Carlo.
Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Du machst dich über mich lustig, weil du ein Mann bist.“
Carlo grinste sie an. „Und du interessierst dich für ihn.“
„Das ist nicht wahr.“
„Oh doch, cara mia, das ist wahr. Warum setzen wir uns nicht ein wenig hin und lassen die … Schönheit deiner Stadt auf uns einwirken? Immerhin …“, er tippte sich an die Krempe seines Hutes, als eine Brünette in knappen Shorts an ihnen vorbeiging, „… bin ich ein Tourist.“
June sah das Aufblitzen in seinen Augen und kannte auch den Grund dafür. Sie schnaufte, dann wandte sie sich nach rechts. „Ich werde dir schon die Touristenattraktionen zeigen, amico.“
„Aber June …“ Carlo hatte gerade eine Rothaarige in engen Jeans erblickt, die ihren Pudel spazieren führte. „Die Aussicht von hier ist sehr lehrreich und auch sehr erhebend.“
„Ich werde dich schon erheben“, versprach sie und zog ihn in die Independence Hall. „Der zweite Continental Congress hat sich 1775 hier getroffen, damals kannte man dieses Gebäude als das Pennsylvania State House.“
Eine Gruppe Schulkinder zog mit einer streng aussehenden Lehrerin an ihnen vorbei. „Faszinierend“, murmelte Carlo. „Warumgehen wir nicht in den Park, June? Es ist ein so schöner Tag.“ Perfekt für weibliche Jogger in knappen Shorts und knappen Hemdchen, setzte er in Gedanken hinzu.
„Ich wäre eine schlechte Freundin, wenn ich dir nicht wenigstens eine kurze Einführung in unsere Geschichte geben würde, ehe du heute Abend wieder abreist, Carlo.“ Sie hakte ihn unter. „Es war in Wirklichkeit der achte und nicht der vierte Juli 1776, als die Unabhängigkeitserklärung dem Volk vor diesem Haus vorgelesen wurde.“
„Unglaublich.“ Die Brünette war sicher in den Park gegangen. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie faszinierend ich das alles finde, aber ein wenig frische Luft …“
„Du kannst nicht aus Philadelphia abreisen, ehe du nicht die Liberty Bell gesehen hast.“ June nahm seine Hand und zog ihn mit sich. „Ein Friedenssymbol ist international, Carlo.“ Sie hörte nicht einmal sein Protestgemurmel, denn ihre Gedanken kreisten erneut um Blake. „Was wollte er mir eigentlich beweisen mit seinem Macho-Benehmen?“, fragte sie. „Er sagte, er würde mich um acht abholen, selbst noch, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich nicht mitgehen wollte.“ Sie stützte die Hände in die Hüften und sah Carlo an. „Männer … Ihr seid doch alle gleich, nicht wahr?“
„Aber nein, carissima.“ Belustigt lächelte er sie an und strich ihr dann über die Wange. „Wir sind alle einzigartig, ganz besonders Franconi. Es gibt Frauen in allen Städten der Welt, die dir das bestätigen können.“
„Monster“, beschuldigte sie ihn und weigerte sich, sich von seiner Belustigung anstecken zu lassen. Sie trat einen Schritt näher zu ihm und achtete nicht auf die drei Studentinnen, die so nahe neben ihnen standen, dass sie jedes Wort verstehen konnten.„Versuche nicht, mich mit deinen Frauengeschichten zu beeindrucken, du italienischer Lüstling.“
„Ha, aber June …“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und beobachtete darüber hinweg die drei Studentinnen. „Das richtige Wort ist … ‚Connaisseur‘.“
Junes Antwort darauf war ein sehr undamenhaftes Schnaufen. „Ihr … Männer“, meinte sie und entzog ihm ihre Hand. „Ihr seht eine Frau doch nur als etwas an, womit man spielt, das man eine Weile lang genießt und dann wieder fallen lässt. Niemand wird dieses Spielchen mit mir spielen.“
Carlo grinste von einem Ohr zum anderen. Er nahm ihre beiden Hände und küsste sie. „Ah, nein, nein, cara mia. Eine Frau ist wie ein köstliches Gericht.“
June runzelte die Stirn, die drei Studentinnen kamen noch ein paar Schritte näher, damit ihnen auch kein einziges Wort entging. „Ein Gericht? Du vergleichst uns Frauen einfach mit einer Mahlzeit?“
„Eine besonders köstliche“, korrigierte Carlo sie. „Eine Mahlzeit, die man mit besonders großer Erregung erwartet, die man langsam genießt, ja, die man sogar anbetet.“
June zog die Augenbrauen hoch. „Und wenn man seinen Teller leer gegessen hat, Carlo?“
„Dann bleibt sie einem noch immer in Erinnerung.“ Er legte Daumen und Zeigefinger aneinander und küsste beide. „Sie kehrt wieder in deinen Träumen und macht, dass du dein Leben lang
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