Ein Kuss zum Dessert (German Edition)
war jetzt seit beinahe drei Stunden mit der Zubereitung der Nachspeisen beschäftigt. Dafür ist sie viel zu zart, dachte er, zu zerbrechlich.
„June, kann jetzt nicht jemand anderes weitermachen? Du solltest dich ausruhen.“
„Niemand rührt meine Nachspeisen an.“ Sie hatte die Wortein einem solch befehlenden Ton ausgesprochen, dass das Bild von der zerbrechlichen Blume verschwand. Trotzdem musste Blake grin sen.
„Kann ich etwas für dich tun?“
„In einer Stunde möchte ich Champagner. Dom Pérignon, Jahrgang 73.“
Er nickte, und dann kam ihm ein Gedanke. Sie duftete wie die Nachspeisen, die auf dem Tisch vor ihr aufgereiht standen. Versuchend, köstlich. Seit er sie kennengelernt hatte, hatte Blake festgestellt, dass er eine Schwäche für Süßspeisen besaß. „Hast du gegessen?“
„Ein Sandwich, vor einigen Stunden“, antwortete sie ärgerlich. „Glaubst du etwa, ich könnte jetzt etwas essen?“
Er blickte auf die Ansammlung von Kuchen und Törtchen. Der Duft von gebratenem Fleisch stieg ihm in die Nase. Blake schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Ich komme gleich wieder.“
June murmelte etwas, dann schob sie den Boden für die Törtchen in den Ofen.
7. KAPITEL
U m acht Uhr war June fertig, und sie war nicht gerade in ausgezeichneter Stimmung. Beinahe vier Stunden lang war sie beschäftigt gewesen. Oft schon hatte sie zweimal so lange gebraucht für ihre Kreationen, hatte sich doppelt angestrengt, um nur eine einzige Speise zur Perfektion zu bringen. Das war Kunst. Dies hier war jedoch harte Arbeit gewesen.
Sie fühlte keinen Triumph, keine Befriedigung, sie war einfach nur müde. In diesem Augenblick wäre sie froh gewesen, nie wieder eine Küche von innen sehen zu müssen.
„Es sollte genug sein für die Gäste vom Abendessen und auch für den Zimmerservice die Nacht über“, sagte sie zu Max, als sie ihre verschmierte Schürze abnahm. Dabei sah sie kritisch die Obsttorten an, die vor ihr standen. Mehr als eine davon war nicht unbedingt perfekt, und wenn sie genug Zeit gehabt hätte, hätte sie diese aussortiert und neu gebacken. „Gleich morgen früh soll sich jemand darum kümmern, dass zwei zusätzliche Nachspeisen-Köche eingestellt werden.“
„Mr. Cocharan hat sich bereits darum gekümmert.“ Max hatte nicht die Absicht nachzugeben, auch wenn er bewundert hatte, wie June die Krise gemeistert hatte. Er blieb bei seiner Ablehnung ihr gegenüber, obwohl er insgeheim zugeben musste, dass sie die besten Kuchen backte, die er je gekostet hatte.
„Gut.“ June fuhr sich mit der Hand über den Nacken. „Dann bis neun Uhr morgen früh in meinem Büro, Max. Wir wollen sehen, ob wir die Organisation der Küche nicht ein wenig straffen können. Jetzt werde ich nach Hause gehen und mich bis morgen früh in ein heißes Bad legen.“
Blake hatte an der Wand gelehnt und ihr bei der Arbeit zugesehen. Es war faszinierend zu sehen, wie aus der Künstlerin eine harte Arbeiterin geworden war.
Zwei Dinge hatte sie ihm gezeigt, die er nicht von ihr erwartet hatte, eine Schnelligkeit und den Verzicht auf spektakuläre Gesten, wenn die Situation es erforderte, sowie eine ruhige Akzeptanz des empfindlichen Verhaltens von Max. Auch wenn sie oft die Rolle der Primadonna spielte – wenn es nötig war, wusste sie, was es zu tun galt.
Er trat ein paar Schritte vor. „Darf ich dich jetzt nach Hause fahren?“
June zog die Haarnadeln aus dem Haar, mit denen sie ihr Haar hochgesteckt hatte, während sie arbeitete. „Ich habe meinen Wagen draußen.“
„Und ich meinen.“ Ihre kühle abweisende Haltung war noch immer da, selbst, wenn sie lächelte.
„Und eine Flasche Dom Pérignon, Jahrgang 73. Mein Fahrer kann dich morgen früh zu Hause abholen.“
Sie versuchte, sich einzureden, dass sie nur an dem Champagner interessiert war. „Gut gekühlt?“, fragte sie und zog die Augenbraue hoch. „Ich meine, der Champagner.“
„Selbstverständlich.“
„Einverstanden, Mr. Cocharan. Bei Champagner kann ich nie nein sagen.“
„Der Wagen steht am Hintereingang.“
Blake nahm Junes Hand und zog sie aus der Küche. „Darf ich sagen, dass ich sehr beeindruckt war von dem, was du heute Abend geleistet hast?“
June war es gewöhnt, gelobt zu werden, sie erwartete es sogar.Und doch konnte sie sich nicht erinnern, sich schon einmal über ein Lob so sehr gefreut zu haben. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, die Menschen zu beeindrucken.“
Wenn sie
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