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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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aufgeladen zu sein. Er blieb vor Len Pienaar stehen. »Frag ihn, wer die Bombe gebaut hat, die Tom, unseren Bruder, getötet hat.«
    Wie in Trance wandte sie sich uSathane zu, ihr Herz jagte. »Wer hat die Bombe gebaut?«
    »Holen Sie mich erst hier raus, vorher sag ich nichts.« Selbst in dieser Lage legte Ein-Arm-Len seine Arroganz nicht ab.
    Popi machte ein Handzeichen. Die Worte hatten kaum Lens Mund verlassen, als die Kampfstöcke zweier Zulus in seine Nieren krachten. Er schrie schrill auf. »Antworte«, befahl Popi, nicht laut, aber in einem Ton, der Jill das Blut gefrieren ließ.
    Len Pienaar spuckte ihm vor die Füße.
    Johlend schleppte eine Gruppe junger Männer, einige von ihnen waren noch Halbwüchsige, etwas Schweres heran, sie drängten sich durch, bis sie neben Popi standen, und warfen es vor den drei Gefangenen auf den Boden. Jill japste. Es waren drei alte Autoreifen. Einer der Zulus zeigte seine Zähne in einem breiten Grinsen und zog mit seinem Zeigefinger einen Kreis um seinen Hals. Frenetisches Geschrei antwortete ihm. Len Pienaar ächzte, die beiden anderen Männer wimmerten. Jetzt verdichtete sich die Menge, drängte vorwärts. Die Pferde schnaubten aufgeregt, schlugen mit den Köpfen, schwangen ihre Hinterteile herum und versuchten auszukeilen. Lachend trieben mehrere Männer Pflöcke in den Boden und banden jedes Pferd mit einem Hinter- und Vorderhuf daran fest. Einer trat dem jüngeren von Pienaars Begleitern wie nebenbei in den Leib.
    »Er war’s und Leon«, kreischte der auf, »ich sag Ihnen, was Sie wollen, nur holen Sie uns hier raus … bitte …« Seine Worte endeten in einem lang gezogenen Jaulen, als der Zulu wieder zutrat.
    Leon? »Leon?«, schrie sie, ihr Herz hämmerte wie ein Maschinengewehr, verschlang Sauerstoff, dass ihr schwarze Flecken vor den Augen tanzten. »Wieso Leon?« Ihr herumirrender Blick fiel auf Thabiso. »Bitte … warum Leon? Welchen Grund könnte er gehabt haben? Ihr müsst es mir sagen«, flehte sie, »bitte.«
    Thabisos Augen waren klar, das Weiße war weiß, die Pupillen waren normal groß. »Thomas, der dein Bruder war und meiner auch, wollte uns helfen, das Land wiederzubekommen, das unseren Vorfahren gestohlen wurde, und er hat die Arbeiter aller Farmen zusammengerufen und aufgefordert, für bessere Bedingungen zu streiken …«
    Ihr wurde kalt. Ein Streikaufruf der Landarbeiter. Thomas musste klar gewesen sein, dass er sich damit in Todesgefahr begab. »Und Leon, der Bruder meines Mannes, was hat er gemacht?«, fragte sie noch einmal. Und Martin? Welche Rolle spielte er? Das fragte sie nicht, das verdrängte sie sofort.
    Popi antwortete ihr. »Der da«, er trat Len Pienaar in die Seite, »der da und ein paar Farmer töten jeden, der sich mit uns Kaffern«, er spuckte das Wort aus, »einlässt, und Thomas stand an der Spitze ihrer Liste.«
    Was hatte Neil damals, vor Jahren, nach Toms Tod gesagt? Dass es in Zululand eine Gruppe Männer gibt, die so geheim ist, dass sie nicht mal einen Namen hat, und diese Männer sich geschworen haben, jeden zu töten, der sie von ihrem Land verjagen will? Len, Leon … Martin? Der Gedankenwirbel ließ sich nicht aufhalten. »Thabiso, was ist mit meinem Mann? Hat er mitgemacht?« Nur mit größter Kraftanstrengung schaffte sie es, diese Worte hervorzupressen, und sie zitterte vor der Antwort, die die Erinnerung an ihn für immer zerstören könnte.
    Thabiso dachte nach, schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Dein Mann hat nicht mitgemacht, aber er hat es gewusst.« Er machte eine Pause, und sie hörte ihr Herz hämmern. »Er hat deinen Bruder sogar gewarnt, aber Tommy hat nicht auf ihn gehört …«
    Er hatte es gewusst. Der Hammerschlag traf sie hart. Er hatte Thomas zwar gewarnt, aber nichts gegen Len und Leon unternommen. Sie brauchte endlose Minuten, um einzusehen, dass es starke und schwache Menschen gab. Martin war schwach gewesen, aber dass er ihren Bruder gewarnt hatte, zeigte auch Stärke. Und seine Liebe zu mir, dachte sie, und etwas von der Last fiel ab. So sehr war sie mit sich beschäftigt, dass sie den Benzingeruch, der sich auf einmal ausbreitete, kaum wahrnahm.
    Der Jüngere von Lens Leuten schlotterte. »Bitte, Mrs. Bernitt, riechen Sie das Benzin denn nicht? Holen Sie uns hier raus, ich sag Ihnen auch alles. Das Flugzeug, das abgestürzt ist …«
    Sie fuhr herum, starrte ihn an. »Das Flugzeug nach Kapstadt? Die IMPALA , die vor zwei Jahren abgestürzt ist?« Das Flugzeug, in dem Mama gestorben

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