Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Treiber folgten ihnen, trieben die Tiere in das Innere des Parks. Man hörte die Geräusche noch für einige Zeit. Bald zeugte nur noch eine Staubwolke, die in den Akazien hing, von den Geschehnissen. Auch die legte sich bald als feiner roter Puder über das zerfetzte Grün, und dann war Stille. Nun wurde das Loch auf der Hluhluwe-Seite sofort geschlossen.
    Philani, dessen Gesicht vor Schweiß glänzte, flickte das Loch in ihrem Zaun notdürftig. Er würde später mit Helfern zurückkehren und den Schaden dauerhaft reparieren. Gesagt hatte er kaum etwas, aber der Schrecken der vergangenen Stunden stand ihm noch deutlich im Gesicht geschrieben.
    »Das hätte aber ins Auge gehen können«, bemerkte Phillip Court, nahm seinen Schlapphut ab und wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. »Hast du die Polizei angerufen? Die müssen was unternehmen. Und ich werde mir Popi und Thandi vorknöpfen und die Sache mit diesen vermaledeiten sechs Zehen klären. Das ist meine Sache.«
    Für einen langen Augenblick saß sie still, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, Dad, bitte nicht. Das werde ich machen.«
    Gereizt öffnete er den Mund zu einer Antwort, doch dann klappte er ihn wieder zu. Seine Kiefermuskeln bewegten sich, als kaue er auf etwas herum. »Okay«, sagte er dann. Er sah sie dabei nicht an.
    Jill setzte sich auf den Fahrersitz und wendete. Sie brauchte jetzt dringend eine Dusche und ein paar private Momente mit Nils.
    Die Elefantenjagd hatte den Großteil des Tages gedauert. Sie erreichten das Haus erst gegen sechs Uhr. Es herrschte noch immer drückende Hitze, die ihr den Atem nahm, als sie aus dem Auto stieg. Der Himmel hing tief, wie eine schwefelgelbe Decke lag er über dem Land, die Sonne schien rötlich durch einen Staubschleier. »Morgen früh muss ich nachsehen, welchen Schaden die Elefanten angerichtet haben. Heute wird es zu spät. In etwas über einer Stunden wird es dunkel.« Sie schlug die Autotür zu und ging eilig ins Haus. Nils und Axel waren offenbar noch nicht von ihrer Zusammenkunft mit Neil Robertson zurück, denn der Leihwagen, ein Landrover, den sie sich nach ihrer ersten Tour besorgt hatten, stand noch nicht auf dem Hof. Sie war ganz froh darüber, so konnte sie sich erst in Ruhe duschen.
    Vorher aber rief sie die Polizei an, die lokale, und schilderte ihnen, was passiert war. Es stellte sich heraus, dass die Parkverwaltung von Hluhluwe sie bereits verständigt hatte. »Sie haben Anzeige gegen unbekannt erstattet. Wenn Sie eine Vermutung haben, wer das gemacht haben könnte, Mrs. Bernitt, kommen Sie doch bitte morgen zu uns auf die Wache.«
    Sie versprach es. Kurz darauf lehnte sie an der Fliesenwand ihrer Dusche, ließ das lauwarme Wasser über sich hinwegströmen, ließ sich das Gespräch mit der Polizei noch einmal durch den Kopf gehen. Die Kunene-Zwillinge steckten hinter dem Brand und dem Vorfall mit den Elefanten, darüber gab es für sie keinen Zweifel. Sollte sie der Polizei einfach alles überlassen? Was würde dann passieren? Sie versuchte, das Wasser kälter zu stellen, aber es gelang ihr nicht. Vermutlich kochte es schon draußen in den Wasserrohren, und der Hochtank, der hinter einer Baumgruppe versteckt war, hatte sich im Laufe der langen Hitzeperiode auch aufgeheizt.
    Irgendwann würden sie Popi stellen, vielleicht auch ein paar seiner Leute. Irgendwann würde er vor Gericht stehen. Würden sie ihm dann etwas beweisen können? Was würde er bekommen? Ein Jahr? Zwei Jahre? Gar nichts? Und dann kommt er wieder, und der Tanz geht erst richtig los, dessen war sie sich sicher. Nein, sie musste sich mit ihm direkt auseinander setzen. Sie, allein, gegen Popi, den Rattenfänger. Der Gedanke war wie flüssige Säure in ihrem Magen. Aber es hieß entweder sie oder Popi. So einfach war das.
    Das Wasser hatte auch das letzte Staubkörnchen von ihr heruntergespült, und langsam fiel auch die Anspannung von ihr ab. Der Vorfall mit den Elefanten hatte sie ziemlich erschreckt. Rainer Krusens Aktionen hatten alles ein wenig ins Komische gezogen, aber es war ihr völlig klar, dass ihre Gäste nur mit viel Glück einem ziemlich entsetzlichen Schicksal entgangen waren. Als sie klein war, hatte sie einmal miterlebt, wie ein Schwarzer, der von einem alten Elefantenbullen zu Tode gestampft worden war, nach Hause ins Dorf gebracht wurde.
    »Na, der sieht aus wie rohes Hackfleisch«, hatte der alte Harry bemerkt. Im selben Moment hatte sie die Leiche gesehen. Noch Jahre danach konnte sie kein

Weitere Kostenlose Bücher