Ein Land, das Himmel heißt
stoppte. Ihren schweren Kopf hin und her schaukelnd, mit den Ohren schlagend, stampfte sie auf der Stelle. Zu Jills maßlosem Erstaunen stoppte auch Rainer Krusen, drehte sich um und filmte, was das Zeug hielt. Iris Krusen allerdings hörte nicht auf, zu rennen und zu schreien, bevor sie den Geländewagen erreicht hatte und durch die von Jill aufgehaltene Tür zu ihr auf den Vordersitz gesprungen war. Japsend nach Atem ringend, keines Wortes fähig, hing sie in dem Polster. »Scheibenkleister«, keuchte sie nach ein paar Minuten, »das wär fast dumm gelaufen. So hautnah wollte ich das nicht erleben. Wo ist Rainer?«
Stumm deutete Jill nach draußen. Rainer und die Leitkuh standen einander gegenüber, gerade mal dreißig Meter voneinander entfernt. Er filmte, die Kuh wirbelte ordentlich Staub auf, trompetete kurz, machte ein paar spektakuläre Scheinangriffe, zog sich dann langsam zurück.
»Fantastisch«, schrie Rainer Krusen, nachdem die Elefanten im Wald verschwunden waren, »verdammt fantastisch, ich hoffe, das kostet nichts extra!«
»Ist im Angebot mit inbegriffen«, grinste ihr Vater mit deutlicher Erleichterung, »das ist unser Spezialservice.«
»Ich glaub das nicht«, murmelte Jill und schickte ein paar Stoßgebete zum Himmel, unter anderem eins, das Rainer Krusen davon abhalten sollte, seine Buchung fürs nächste Jahr auf Grund dieses Erlebnisses wieder zu streichen. Es stellte sich heraus, dass sie sich deswegen nicht die geringsten Sorgen zu machen brauchte.
»Iris, mein Schatz«, hörte sie Rainer Krusen, »damit schlagen wir alle. Wir werden das ganze Jahr auf den Partys etwas zu erzählen haben.« Jill verdrehte ungläubig, aber zutiefst dankbar die Augen und stieg aus, um mit den Game Rangers des Wildreservats zu reden, die eben in drei Geländewagen angerast kamen.
»Wir werden uns darauf einrichten müssen, dass nicht nur die Elefanten herübergekommen sind, auch Löwen sind kürzlich in der Region gesehen worden. Wir bitten jeden Besucher, uns mitzuteilen, wann und wo sie Löwen gesichtet haben. Hier handelte es sich um zwei jagende Weibchen. Das war vor ein paar Tagen. Natürlich können sie weitergezogen sein.«
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie die Krusens sich aufgeregt aus dem Wagen lehnten. »Hab ich das richtig verstanden, die Löwen sind los?«, quiekte Iris und sah sich hektisch um.
»Pass auf, hinter dir!«, schrie ihr Mann, und als alle entsetzt herumfuhren, die Wildhüter ihre Gewehre hoben, lachte er. »April, April«, sang er fröhlich.
Jill hätte ihn mit Freuden erwürgen können. »Ich werde dafür sorgen, dass in den nächsten Tag niemand auf Inqaba unbegleitet herumläuft«, sagte sie den Game Rangers. Sie stellte es sich als unmöglich vor, das unwegsame Gelände, den Busch mit seinem flirrenden, die Blicke täuschenden Blätterdach, die Schluchten beim Fluss nach diesen Meistern der Tarnung abzusuchen. »Wie wahrscheinlich ist ein Angriff?«
Die drei Männer, zwei Zulus und ein Weißer, wechselten ein paar Worte in Zulu. Einer der Zulus antwortete. »Es hat lange nicht mehr richtig geregnet, und sie haben seit über einer Woche nicht mehr gefressen. Sie werden sehr hungrig sein.«
Der Weiße nickte. »Die ältere Löwin hat einen eiternden Dorn in ihrer Flanke. Wir versuchen schon seit einiger Zeit, sie zu betäuben, um ihn herauszuziehen. Bisher ist es uns nicht gelungen. Sie ist«, er lächelte schief, »ziemlich schlecht aufgelegt.«
Nun hatte sie also nicht nur einen rabiaten Popi mit seinen blutrünstigen Leuten am Hals, sondern auch noch zwei hungrige, schlecht gelaunte Löwinnen. Tolle Aussichten, dachte sie. Frustriert schlug sie auf die Motorhaube.
»Du musst Ben Bescheid sagen, damit er und seine Leute Vorkehrungen treffen können«, sagte ihr Vater, offenbar sehr darauf bedacht, ihre Position als Leiterin von Inqaba zu beachten.
»Du hast Recht. Philani«, wandte sie sich an ihren Game Ranger, »sag deinem Vater, er soll Posten aufstellen und Feuer anzünden, um die Löwinnen abzuschrecken.«
Philani setzte sich sofort in Trab. Sein Gewehr trug er nicht mehr über die Schulter gehängt, sondern schussbereit in der Faust. Danach besprachen sie mit den drei Wildhütern, wie sie weiter vorgehen würden. Ihr Vater und sie erklärten sich bereit, die Grenze abzufahren, die Game Rangers mussten die Elefanten zurück ins Reservat treiben. »Wir haben bereits Treiber angefordert. Sie sollten gleich hier sein.«
»Wie lange werden Sie brauchen?«
Ein
Weitere Kostenlose Bücher