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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sie Tomaten, verrührte Olivenöl, Balsamico-Essig, Salz, Pfeffer und Zucker, zupfte frisches Basilikum darüber und fand das Ergebnis sehr ansprechend. Zu zweit allein würden sie auf der Veranda des Bungalows essen. Sie hoffte nur, dass Axel wieder sein Taktgefühl zeigen und sich verdrücken würde. Zwei Baguettes wickelte sie in Aluminiumfolie ein und legte sie beiseite. Sie sah auf die Uhr. Schon halb sieben. Höchste Zeit, um mit Bongi im Laden abzurechnen. Sie wartete sicher schon. Außerdem musste besprochen werden, was eingekauft werden sollte. Als sie die Ladentür öffnete, bestätigte der mürrische Gesichtsausdruck der jungen Zulu, dass sie mit ihrer Annahme richtig lag. Sie entschuldigte sich, beeilte sich mit der Abrechnung.
    Als Bongi gegangen war, rief sie Nils von ihrem Handy aus an. »Rühr dich nicht von der Stelle. In einer halben Stunde gibt es etwas zu essen. Auf deiner Veranda – und schick Axel in die Wüste.« Sie kicherte, als sie auflegte.
    Dann packte sie alles, was sie vorbereitet hatte, in einen Korb, legte zwei Flaschen Wein und eine herrlich duftende Ananas dazu und machte sich auf den Weg. Kochen würde sie in der Küche des Bungalows. Vorher zog sie sich blitzschnell um. Heute Morgen hatte sie sich trotz schlechten Gewissens einen einteiligen Hosenanzug in Umhlanga gekauft, hatte eigentlich schon beschlossen, ihn wieder zurückzugeben. Er war mitternachtsblau, rückenfrei, mit vielen, vielen Knöpfen vorn. Ihr lief ein wohliger Schauer über die Haut bei dem Gedanken, dass er sie nachher aufknöpfen würde. Wie er sie aufknöpfen würde. Ihr wurde ganz heiß, als fühlte sie schon seine Berührung auf ihrer Haut.
    Die Zubereitung des Essens dauerte fast eine Dreiviertelstunde, weil Nils seine Finger nicht von diesen provokativen Knöpfen lassen konnte. Als sie endlich bei Kerzenlicht, das die kupferrosa Bougainvilleablüten in der Vase zum Glühen brachte, auf der Veranda saßen, war Axel nicht einmal zu hören. »Ist er weggegangen?«, fragte sie, legte Nils zwei Lammfilets auf den Teller und löffelte Soße darüber.
    Er grinste. »Nein, ich hab ihn vorläufig auf die Terrasse des Haupthauses ausquartiert, und für heute Nacht hab ich ihm Oropax und eine Schlafpille verordnet.« Seine blauen Augen tanzten, seine Hände waren warm, das Lammfilet wurde kalt.
    Später dachte sie immer wieder zurück an diesen Augenblick, fragte sich, ob sie irgendetwas gehört oder gesehen hatte, und immer war die Antwort Nein. Nein, sie hatte nichts gehört, nichts gesehen. Keine Vorahnung kräuselte die Oberfläche ihres Bewusstseins. Auch Nils bestätigte ihr später, dass es ihm nicht anders ergangen war.
    Das Erste, was sie vernahmen, war das Splittern des Fensters des kleinen Wohnzimmers, das Erste, was sie sahen, war der Feuerschein. Mit einem Aufschrei sprangen sie beide auf, der Tisch mit ihrem Essen fiel um, der Wein ergoss sich über ihren neuen Hosenanzug. Sie merkte es nicht einmal. Nils riss die Tür zum Wohnraum auf, die sie wegen der Mücken geschlossen hatten.
    Die knautschige weiße Couch war eine gigantische Fackel. Wie ein brennender Komet mit einem Feuerschweif flog der zweite Molotow-Cocktail auf die Veranda, zerbarst auf den Fliesen, verspritzte brennendes Benzin und entzündete den umgekippten Wein, ein dritter zersplitterte am Fenstergitter von Axels Zimmer. Innerhalb einer Minute war das Wohnzimmer ein Feuermeer. Der umgekippte Wein brannte mit blauer Flamme, züngelte die Tischdecke hoch, sprang auf Jills Hosenanzug über. Sie schrie.
    Nils kippte den Inhalt der Blumenvase samt dornbewehrten Bougainvilleen über sie. Zischend erloschen die Flammen. Ein höllischer Schmerz blieb. Später sollte sie herausfinden, dass die Kunststofffasern des Anzugs im Muster des Stoffes in ihre Haut geschmolzen waren, jetzt aber kümmerte sie sich nicht darum.
    »Wir müssen übers Geländer«, schrie Nils, »durchs Wohnzimmer kommen wir nicht mehr durch.«
    Axel stand plötzlich am Fuß des Bungalows. Er musste sofort vom Haupthaus herübergerannt sein. »Spring, Jill, ich fang dich auf!« Er breitete seine Arme aus, und nach kurzem Zögern ließ sie sich fallen. Zusammen kugelten sie in die Dornenbüsche, ihr Hosenanzug wurde in Fetzen gerissen, hier und da auch ihre Haut, aber ansonsten blieb sie unverletzt. Mit einem dumpfen Aufschlag landete Nils neben ihr, fluchte, weil er sich den Fuß umgeknickt hatte. Humpelnd folgte er ihr und Axel durch den dichten Dornenbusch am Fuß des Hauses

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