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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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auch. »Ich muss an ein Telefon kommen, ich muss Alastair anrufen, damit er alle alarmiert …« Sie machte Anstalten, zum Haupthaus zu laufen.
    »Verdammt, Jill, bleib hier, ich hab dir doch gesagt, dass ich die Polizei gerufen habe. Sie wird gleich hier sein. Wenn du jetzt zum Haus rennst, gehst du ein idiotisches Risiko ein, dass die uns entdecken könnten«, zischte Axel mit einer Vehemenz, wie sie es noch nicht von ihm gehört hatte, »und halt jetzt deinen Mund.«
    Aber die Polizei schaffte es nicht rechtzeitig.
    Aus dem Dunkel der afrikanischen Nacht stürmten sie in das Licht der Flammen. Ein Haufen Männer, zerlumpt, ausnahmslos schwarz, Kampfstöcke schwingend, Maschinenpistolen in der Faust, brüllend. »Bulala amaBhunu, bulala amaBhunu, bulala amaBhunu, tötet die Farmer!« Der grauenvolle Rhythmus hämmerte auf sie ein, ihr ganzer Körper wurde von diesen Worten erschüttert. Ihr Puls raste.
    »Zurück«, flüsterte Nils, »wir müssen uns unsichtbar machen …« Sie duckten sich noch weiter. Noch waren sie durch die flackernden Schatten, die die Büsche warfen, geschützt. »Lass sie einfach hier durchlaufen, wenn wir Glück haben, zerschlagen sie nur ein paar Sachen, klauen den Rest, aber wir bleiben ungeschoren.« Nils flüsterte dicht an ihrem Ohr. »Hast du alles im Safe?«
    »Ja, und das ist feuersicher.« Wie hypnotisiert verfolgte sie den Weg der Horde, die keine drei Meter entfernt an ihnen vorbeilief, wurde an Wanderameisen erinnert, die jedes Lebewesen überfallen, das ihnen im Weg ist. Ziehen sie durch Häuser, muss man diese räumen. Nichts und niemand kann die Massen aufhalten. Hinterher ist das Haus von Ungeziefer befreit, es lebt keine Maus, kein Skorpion, keine Schlange mehr, aber auch nicht der Haushund, wenn man ihn drinnen vergessen hat und er nicht entkommen konnte. Zurück bleiben glatt genagte Skelette.
    Die grölende Truppe hatte den Bungalow erreicht, die Männer schleuderten Steine durch die brennende Tür, entdeckten die herumliegenden Wassereimer, warfen sie hinterher. Die Tür fiel nach innen, mit einem Fauchen schlugen Flammen heraus. Sie zuckte zusammen. Mehrere Männer stellten sich an den Swimming-Pool und pinkelten hinein, veranstalteten einen johlenden Wettbewerb, wer am weitesten und höchsten konnte. Das Abendessen kam ihr hoch.
    Ein paar Männer rannten weiter zum Haus. Ein hohes Jaulen fuhr ihr durch Mark und Bein. »Die Hunde, sie müssen die Hunde gefunden haben«, wisperte sie, sah den kopflosen Körper von Fritz vor sich, Angelicas Ridgeback. Die Männer kamen zurück, jeder von ihnen trug einen Hundekopf oben auf seinen Kampfstock gesteckt, und sie erkannte Dary. Seine heraushängende Zunge zuckte noch.
    Sie begann, sich unkontrolliert zu schütteln, musste die Hand vor den Mund pressen, um sich nicht zu übergeben. Nils umklammerte ihren Oberarm wie mit einer Schraubzwinge. »Ruhig.« Seine Stimme war aufgeladen mit unterdrückten Emotionen. Auch er musste sich offenbar aufs Äußerste beherrschen, um nicht dazwischenzugehen. Neben sich hörte sie ein Geräusch und wandte den Kopf. Axel hatte die Kamera auf die Schulter gehoben und filmte. Der Motor lief lautlos, das Glasauge des Apparates spiegelte die Szene vor ihnen wider, die flackernden Flammen, die herumfuchtelnden Männer. Die Hundeköpfe.
    Alles wäre vergleichsweise glimpflich abgelaufen, sie hätten es schaffen können, wenn Irma nicht gewesen wäre und das Schicksal es gewollt hätte, dass die Polizei um ein oder zwei Minuten zu spät durch das offene Tor brauste, als es schon geschehen war.
    Jill bemerkte sie als Erste. »O mein Gott, nein«, schrie sie schrill und zeigte nach links. Da stand Irma. Mitten auf dem Weg, das Gewehr im Anschlag. Langsam ging sie auf die Männer zu, von denen nur ein oder zwei sie bis jetzt gesehen hatten.
    »Keine Bewegung, Hände hoch«, brüllte sie und hatte jetzt die Aufmerksamkeit der Schwarzen. »Wird’s bald!« Sie bewegte den Gewehrlauf langsam im Kreis, der alle Männer umfasste. »Legt eure Waffen auf den Boden, ganz langsam.«
    »Bitte nicht, Irma«, wimmerte Jill, »sie werden dich in Stücke reißen.« Sie versuchte, sich von Nils zu befreien. »Lass mich, ich muss ihr helfen.«
    Sie hätte es ohnehin nicht geschafft. Jemand lachte laut. Ein einzelner Schuss knallte. Irma ließ das Gewehr fallen. Dann hob sie die Arme, als wolle sie jemanden grüßen, fiel mit einer Drehung graziös nach hinten und blieb reglos liegen.
    Im selben Moment brach ein

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