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Ein Land, das Himmel heißt

Ein Land, das Himmel heißt

Titel: Ein Land, das Himmel heißt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Afrikaner haut doch nichts um«, bemerkte der kahlköpfige Mann gemütlich zu der grauhaarigen Dame und zündete sich die Pfeife an. »Von diesen Pavianen lassen wir uns doch nicht in den Busch jagen.«
    Eine lebhafte Diskussion entspann sich unter den Gästen und gab ihr die Gelegenheit, hinüber zu Nils zu gehen. Als sie sich näherte, stand Axel auf. Sein rechtes Auge war zugeschwollen und blutunterlaufen, ein Pflaster verdeckte eine Wunde auf seinem Wangenknochen. Sie nahm an, dass es von ihrem Schlag und dem Zusammenstoß mit seiner Kamera herrührte. Gut, dachte sie.
    »Es tut mir unendlich Leid, Jill, bitte verzeih mir meinen Ausrutscher.« Seine braunen Dackelaugen bettelten sie an. Verlegen kratzte er sich am Kopf. Er hatte fast keine Haare mehr. Das Feuer hatte sie abgesengt. »Irma … deine Tante, sie war sehr mutig …«
    »Sie war völlig verrückt geworden«, unterbrach sie ihn, »du hattest wohl Recht mit deiner Einschätzung, du hättest sie aber für dich behalten sollen. Sie hat es nur für mich getan.« Dann setzte sie sich neben Nils, vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich brauche eine große Kanne Kaffee. Bitte sag Bongi Bescheid, wenn du sie siehst.« Ihre Stimme klang dumpf. »Ich lass euch im Haupthaus einquartieren. Ist euch das recht?«
    »Ja, natürlich. Wir werden nachher nach Umhlanga Rocks fahren, wir brauchen dringend ein paar Klamotten«, antwortete Nils und winkte die junge Schwarze heran.
    »Es tut mir Leid, Madam«, flüsterte Bongi, ihr rundes Zulugesicht traurig, »ich werde für Inqaba beten.« Dann nahm sie die Bestellung auf. Jill fiel dabei ein, dass sie Jonas noch fragen musste, ob sich jemand aus dem Dorf auffällig benommen hatte.
    »Hast du das ernst gemeint, dass du Len Pienaars Sicherheitsdienst engagieren willst?«, fragte Nils, deutlich besorgt. »Davon kann ich dir nur dringend abraten. Er ist ein noch größeres Schwein als Leon.«
    Sie fuhr hoch. Zielsicher hatte er den Finger auf die Wunde gelegt. »Ich weiß es noch nicht, aber was zum Teufel soll ich denn sonst tun? Das heute Nacht war Popi, und er hat überall Freunde, auch im Dorf. Vergiss nicht, dass jemand ihnen die Tore aufgeschlossen hat.« Eine kalte Wut hatte von ihr Besitz ergriffen, die nur auf eins zielte. »Wenn ich ihn sehe, oder auch Thandi, werde ich sie töten.«
    »Hör auf, verdammt! Das bist doch nicht du. Du redest, als gehörtest du zu denen, zu Len Pienaar und seiner Bande. Das kannst du einfach nicht machen.« Erregt lehnte er sich vor, sein Gesicht dicht vor ihrem, seine Hand auf ihrer.
    Sie blickte in seine funkelnden blauen Augen, die sie von Anfang an verzaubert hatten, Wärme strömte aus seiner Hand in ihren Körper. Sie zögerte.
    »Liebling, bitte … hör auf mich.«
    »Was soll ich dann machen? Sag’s mir! So kann es nicht weitergehen. Ich muss Inqaba schützen, sonst laufen mir die Gäste weg, und dann werde ich es verlieren. Das weißt du.« Sie erzählte ihm von dem elektrischen Zaun, den sie plante. »Und Hunde muss ich haben. Es hat keinen Sinn, Welpen zu nehmen. Es dauert zu lange, bis sie zu Wachhunden herangewachsen sind. Ich werde mir ausgebildete Polizeihunde kaufen müssen. Es gibt hier genügend Züchter, die sich darauf spezialisieren.« Sie hielt sich an seiner Hand fest. »Es ist ein gefährliches Spiel, Nils, und ich spiele es allein gegen die großen Jungs und kenne die Spielregeln noch nicht.«
    »Du bist nicht allein, und das weißt du. Ich bin da, und du hast mehr Freunde, als du wahrhaben willst, und ich meine nicht die Farringtons oder die Robertsons. Die haben übrigens angerufen. Sie kommen nachher vorbei.« Er sah hinunter auf ihre Hände, hob sie hoch, küsste langsam jeden einzelnen Finger. »Bitte vertrau mir. Glaub mir, wenn ich dir sage, das es nicht Popi und seine Leute waren. Ich brauche noch einen oder zwei Tage, dann hab ich die Beweise. Wartest du, bevor du einen Sicherheitsdienst engagierst?«
    Natürlich sagte sie Ja. »Ich vertraue dir, ich warte.« Sie war viel zu ausgelaugt, als dass sie ihm Widerstand entgegensetzen konnte. »Welche Beweise hoffst du zu finden? Ich habe nicht viel Zeit. Wer immer es war, und ich glaube noch immer, dass Popi dahintersteckt, wird es wieder probieren. Die wollen mich von der Farm verjagen.« Sie zog ihre Hände zurück. »Dabei werde ich nicht zusehen, das schwöre ich. Wer Irma umgebracht hat, wird dafür bezahlen. Ich geb dir bis morgen Abend Zeit, dann hol ich einen Sicherheitsdienst auf die Farm

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