Ein Land, das Himmel heißt
samstagnachmittags geöffnet.«
Nach etwas über zwei Stunden holte sie ihn dort ab. Zwei pechschwarze Dobermänner mit goldenen Markierungen, die scharf wie entsicherte Granaten waren, saßen hinten im Käfig und zeigten hechelnd ihr schneeweißes Gebiss. Der Züchter hatte ihr dringend davon abgeraten, die Tiere gleich mitzunehmen. »Die Hunde müssen Sie erst kennen lernen.«
»Ich bin Zoologin, ich kann mit Tieren umgehen«, antwortete sie knapp, ließ sich die Codeworte geben, mit denen die Hunde scharf gemacht werden konnten, und verbrachte dann fast zwei Stunden allein bei ihnen im Zwinger. Als sie ihn verließ, liefen die Hunde ruhig an der Leine neben ihr.
Nils stieg ein, hielt respektvollen Abstand zum Gitter. »Beeindruckende Zähne«, meinte er, »mit denen möchte ich keine Bekanntschaft machen. Ich habe gehört, die packen zu und reißen dir mit einer Drehung den halben Hintern weg.«
Sie lachte auf. »Stimmt«, bestätigte sie. Zu Hause schickte sie Nils weg und beschäftigte sich eine weitere Stunde mit den Tieren. Dann fütterte sie beide, stellte ihnen Wasser in den Laufzwinger, verriegelte die Tür und hängte ein solides Vorhängeschloss davor.
Im Büro dann wählte sie Alastairs Nummer.
»Alles, was ich dir anbieten kann«, hörte sie Alastairs ruhige Stimme, »ist die Untergruppe von Len Pienaars Sicherheitsdienst, die von einem anderen Mann geleitet wird, die Männer machen nur die Ausbildung gemeinsam. Wäre dir das recht?«
Sie überlegte nicht lange. »Ich habe keine andere Wahl. Schick sie mir her. Wie heißt der Leiter?« Sie notierte sich den Namen. Christopher Williams. »Was ist das für ein Typ?«
»Hart, kalt, einfallsreich. Für den Job bestens geeignet. Ich schick ihn dir morgen, auch wenn Sonntag ist. Das duldet keinen Aufschub. Das war eine böse Sache Freitagnacht.«
Für einen Moment spielte sie mit ihrem Stift, versuchte das nervöse Flattern zu analysieren, das sich gerade in ihrem Magen breit machte. Energisch wischte sie es zur Seite. Gefühlsduseleien konnte sie sich jetzt nicht leisten. »In Ordnung«, beschied sie Alastair, erkundigte sich kurz nach Angelica und den Kindern, legte dann auf. Die Müdigkeit, die sie auf einmal packte, unterdrückte sie. Es war keine Zeit jetzt. Später. Es gab noch zu viel zu erledigen. Sie streckte sich ausgiebig. Es war mittlerweile halb fünf Uhr geworden, noch nicht zu spät für einen Kaffee. Jeans und Top, die mit Hundehaaren übersät waren, zog sie aus und und schlüpfte in ihre hellen Leinenhosen und ein T-Shirt. Viel Auswahl bot ihr Kleiderschrank nicht. Aber irgendwann, wenn das hier alles vorbei war und der Betrieb auf Inqaba lief, würde sich auch das ändern. Früher waren ihr Kleider wichtig gewesen, jetzt waren sie auf ihrer Wertskala in den Keller gerutscht.
Auf dem Weg zur Küche kam sie an dem Zimmer vorbei, das Axel jetzt bewohnte. Nils war in das daneben eingezogen. Die Tür stand offen, sie hörte die ruhigen Stimmen der beiden Männer. Impulsiv klopfte sie, aber keiner reagierte. Leise Nils’ Namen rufend, trat sie ein. Die beiden Journalisten kehrten ihr den Rücken zu. Die Köpfe zusammengesteckt, betrachteten sie auf dem Monitor von Axels Notebook einen Film, den er von seiner Kamera überspielte. Sie waren völlig in ihre Arbeit vertieft, außerdem trug Jill Sandalen mit Gummisohlen, die ihre Schritte dämpften. Gerade wollte sie sich bemerkbar machen, als sie die Szenen auf dem Monitor erkennen konnte.
Ein paar elende Hütten aus Plastikplanen und Wellblech, ein paar schwarze Kinder, die im Dreck spielten, ein paar schwarze Frauen, die mit dem Ausdruck dumpfer Resignation vor den Hütten saßen und vor sich hin stierten. Dann Schnitt zu Popi und seinen Leuten. Stöcke und Waffen schwingend, Parolen brüllend, tanzten sie vor der Kamera herum. »Bulala amaBhunu, bulala amaBhunu …«
»Halt«, befahl Nils, »hier brauchen wir den Kommentar.«
Der Film erstarrte zu einem Standbild, im Vordergrund Popi mit weit aufgerissenem Mund, beide Arme in die Luft gereckt, in der rechten Faust eine Schusswaffe, in der linken sein Kampfstock.
Sie vergaß zu atmen, begriff noch nicht, was sie da sah.
Nils notierte sich etwas. »Mach weiter. Wir müssen sehen, wo wir die Bilder von dem Überfall einfügen können. Auf jeden Fall vor dem Interview mit diesem Kunene.«
»Intelligenter Typ, dieser Popi Kunene, gar nicht dumm, was er da von sich gegeben hat«, bemerkte Axel, während er die Stelle elektronisch
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