Ein Land, das Himmel heißt
physisch spürte sie seine Anziehungskraft, wehrte sich instinktiv dagegen. Schwarze, kurz geschnittene Haare, braune Augen mit Lachfältchen, ein schläfriges Lächeln, der Griff, mit dem er ihre Hand nahm, fest und warm. »Mrs. Bernitt«, lächelte er auf sie hinunter, »ich grüße Sie.«
Impulsiv entzog sie ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück. »Guten Tag, Mr. Williams. Gut, dass Sie da sind.« Sie ließ ihre Stimme kühl und geschäftsmäßig klingen. »Ich denke, Sie möchten als Erstes die Farm sehen?« Für mehr als zwei Stunden fuhr sie mit ihm über Inqaba. Während dieser Zeit saß er neben ihr im Beifahrersitz. Mit raunender Stimme sprach er seine Bemerkungen in ein kleines Diktiergerät. Seine Körperwärme strahlte auf ihre nackten Arme aus, häufig lehnte er sich zu ihr hinüber, mehrfach berührte er sie wie zufällig, ließ seine Fingerspitzen über ihre Haut gleiten.
»Lassen Sie das, Mr. Williams, es ist mir unangenehm«, sagte sie kalt, »sonst müssen Sie sich auf den Rücksitz setzen.« Für Sekundenbruchteile sah sie sich dem wirklichen Christopher Williams gegenüber, einem verschlagenen, bösartigen Mann. Seltsamerweise war sie erleichtert. Jetzt wusste sie, woran sie war. Er starrte sie wütend aus schmalen Augenschlitzen an. Dann aber fing er sich, lächelte wieder, nickte und rückte von ihr ab. Er berührte sie nicht noch einmal. Sie öffnete ihr Fenster, trotz der Hitze, die hereinströmte, fühlte sich nun nicht mehr eingeschlossen mit ihm.
Als sie wieder auf dem Hof ankamen, trat sie hart auf die Bremse und war aus dem Wagen gesprungen, bevor er ihr helfen konnte. Sie hatte nicht vor, sich in die Rolle des hilfsbedürftigen Weibchens drängen zu lassen. Sie war Boss auf Inqaba, sie zahlte die Rechnung. Je eher er das begriff, desto besser. Im Haus stellte sie ihn Jonas vor. »Tag, Jonas«, sagte Christopher Williams. Jonas war ihm als Mr. Jonas Dlamini, der Empfangschef, vorgestellt worden.
»Hallo, Chris«, antwortete Jonas Dlamini und verzog keine Miene dabei. Nur seine Augen blitzten.
Jill grinste ihn anerkennend an, führte dann Christopher Williams ins Büro. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, zeigte auf den Besucherstuhl davor. Es war der niedrige Sessel, sie würde auf ihn hinuntersehen. Sie fand, dass das die richtige Perspektive war. »Bitte, setzen Sie sich. Sie haben mein Land gesehen, was schlagen Sie also vor?«
Mr. Williams ließ sich nach kurzem Zögern auf dem Sessel nieder, skizzierte auf einem Notizblock die Lage des Hauses und zog einen Kreis darum, der an der Stelle des weitesten Abstands um hundert Meter ans Haus herankam. »Hier sollten wir einen weiteren Zaun ganz in der Nähe des Hauses ziehen lassen, die Spannung des vorhandenen elektrischen Zauns muss auf elftausend Volt erhöht werden. Eindringlinge werden zumindest krankenhausreif gebraten«, er lächelte bei diesem Wort, »die Schlüssel zu dem Tor, das zu den Farmarbeiter-Kraals führt, müssen eingesammelt werden«, fuhr er fort, »niemand außer Ihnen und meinen Männern darf einen besitzen.« Wieder lächelte er, schien bestrebt, diesen kurzen Blick auf seine wirkliche Persönlichkeit zu verwischen.
Seine Art, seine Worte berührten sie aufs Unangenehmste. Wieder versuchte sie hinter seine Maske zu schauen. Er war auf der Hut. Sie sah keine Reaktion. Doch einmal hatte sie ihn wirklich gesehen, das würde sie nie vergessen. »Ich vermute, dass ich illegale Siedler auf Inqaba habe. Ich will, dass Sie das herausfinden, und wenn es so ist, diese Kerle vertreiben. Das ist das Wichtigste. Über den zusätzlichen Zaun reden wir danach. Es muss wohl sein.« Sie zwang sich, nicht daran zu denken, wie der Blick aus ihrem Fenster danach aussehen würde. Der Zaun würde gebaut werden. Das war sie Irma schuldig. »Außer mir hat nur die Familie Dlamini den Schlüssel zum Tor, daran wird sich nichts ändern«, fuhr sie bestimmt fort, »Ich kenne sie seit meiner Geburt. Nelly war meine Nanny, und ohne Ben würde die Farm verlottern. Jonas haben Sie auch kennen gelernt. Seit er hier ist, läuft der Betrieb wie eine gut geölte Maschine. Ich vertraue ihnen vollkommen.«
»Das wäre unklug«, begann er gönnerhaft.
Sie unterbrach ihn. Ihr Ton und die Worte waren hart und klar. »So wird es gemacht werden, Mr. Williams, weil ich es so will.« Sie stand auf. »Vergessen Sie nicht, Inqaba gehört mir, ich entscheide hier.« Sie bemerkte, dass er wütend die Brauen zusammenzog, als er wortlos
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