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Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Titel: Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kofi Annan
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politischen Krise in Kenia im Jahr 2008, bei der ich mich auf die Unterstützung eines bemerkenswerten globalen und afrikanischen Netzwerks stützen konnte, vorzubereiten. Sie war vielleicht die schwerste, anstrengendste und langwierigste Intervention in die Angelegenheiten eines Landes, die ich jemals unternommen habe. In den Verhandlungen über eine Vereinbarung musste ich meine gesamte Erfahrung aus Diplomatie und Friedenssicherung aufbieten – diesmal im Herzen meines eigenen Kontinents.
    So zögerlich sich die kenianischen Konfliktparteien auf den Machtteilungsplan eingelassen haben mögen, so markierten die Ereignisse nach der Vermittlung in Kenia doch auch in größerem Rahmen einen Wendepunkt, einen von innen kommenden Wandel auf dem gesamten Kontinent, genährt von einer Vision für ganz Afrika. Diese Vision erweckte alte Träume wieder zum Leben, die nach der Unabhängigkeit verschüttet wurden, Träume von einem Kontinent, auf dem alle Menschen ihre Ziele erreichen können. Es ist die Vision einer Zukunft in Frieden und Stabilität auf der Grundlage von Institutionen der guten Regierungsführung, der Achtung der Menschenrechte, verantwortungsvoller, rechenschaftspflichtiger Führungen und vor allem der Herrschaft des Rechts.
    Dies alles kam in Kenia bei einer Intervention zusammen, bei der ich mich darauf verließ, dass sich der Kontinent im Vergleich zu demjenigen, den ich vor meiner Amtszeit als UN -Generalsekretär gekannt hatte, grundlegend verändert hatte. Die Voraussetzungen für diesen Wandel waren vor 2007 geschaffen worden, durch harte, innovative Anstrengungen der afrikanischen Diplomatie mit dem Ziel, die politische Struktur des Kontinents umzugestalten. Was ich jetzt sah, war weit von dem Anblick entfernt, der sich mir 1997 geboten hatte.
    Afrika ist jetzt in Bewegung. Vieles hat sich auf dem Kontinent geändert. Angesichts des starken Wirtschaftswachstums der letzten Jahre gilt er heute zu Recht als Ort, der viele Möglichkeiten bietet. Länder und Unternehmen stehen förmlich Schlange, um zu investieren, und die Früchte des ökonomischen Fortschritts werden in zunehmendem Maß dazu verwendet, Arbeitsplätze zu schaffen, die Einkommen zu erhöhen und in die Zukunft zu investieren – in Bildung, Gesundheit und Infrastruktur. Eine gute Regierungsführung stärkt das Vertrauen von Investoren und setzt in immer größerem Maß den Ehrgeiz der Afrikaner frei. Die elf Jahre seit der Verkündung der Millenniumserklärung und der anschließenden Formulierung der Millenniumsentwicklungsziele sind eine der vielversprechendsten Perioden in der postkolonialen Geschichte Afrikas. Heute erfreut sich ungefähr die Hälfte des Kontinents sowohl eines starken Wirtschaftswachstums als auch rascher Verbesserungen der humanitären Entwicklung. Doch wenn die afrikanischen Länder die neue Zukunft erreichen wollen, die zum Greifen nahe ist, müssen sie sich auf die gewaltigen Aufgaben konzentrieren, die noch vor ihnen liegen.
    Weit oben auf der Liste dieser Aufgaben steht die Landwirtschaft. Südlich der Sahara leben 240 Millionen Menschen, die für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden nicht genug zu essen haben. Afrika ist der einzige Kontinent, der nicht genügend Nahrungsmittel erzeugt, um seine Bevölkerung ernähren zu können. Beim Getreide liegen die Ernteerträge im Durchschnitt nur bei einem Viertel derjenigen in anderen Entwicklungsregionen, und sie haben sich innerhalb von dreißig Jahren kaum erhöht. Auch die Lebensmittelproduktion pro Kopf und die Produktivität der landwirtschaftlichen Arbeit sind viel zu niedrig. Das liegt nicht daran, dass sich die afrikanischen Bauern nicht anstrengen würden, sondern an einem Mangel an Wissen, Ressourcen und Infrastruktur, die ihrer harten Arbeit zugutekommen könnten. Eine spezifisch afrikanische »grüne Revolution« würde sich nicht nur auf die Ernährungssicherheit, sondern auch auf viele andere Bereiche, in denen der Kontinent Schwierigkeiten hat, positiv auswirken. Beispielsweise würde sie die Armut verringern, die ökonomische und soziale Entwicklung beschleunigen, Gesundheit und Bildung verbessern, die Migration in die heute schon übervölkerten urbanen Zentren verlangsamen, den Einfluss von Frauen in der Gesellschaft vergrößern und der Wirtschaftstätigkeit neue Möglichkeiten eröffnen.
    Aber auch der Infrastruktur und der Verteilung von Energieressourcen, die stets zwei Haupthemmnisse der Wirtschaftsentwicklung in Afrika gewesen sind, muss man

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