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Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)

Titel: Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kofi Annan
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wir das Risiko, dass das Versprechen versanden könnte, wenn wir die Schwungkraft nicht aufrechterhielten. In einem ersten Schritt unterfütterten wir die Vereinbarung und formalisierten ihre Ziele, indem wir neben die Vorgaben von Wir, die Völker und die acht Millenniumsentwicklungsziele 18 Unterziele stellten, die wiederum durch 48 konkrete Maßstäbe zur Beurteilung der erreichten Fortschritte ergänzt wurden. Diese Ausarbeitung präsentierte ich den UN -Mitgliedsstaaten mit der Erklärung, damit erhielten die einzelnen Länder für die kommenden Jahre eine öffentliche »Scorecard« (Wertungsliste). Um der Initiative zusätzlichen Biss zu verleihen, lud ich die Staats- und Regierungschefs für 2005 zu einem Gipfel ein, auf dem unter den Augen der Welt eine Bewertung der Fortschritte jedes einzelnen Landes bei der Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele vorgenommen werden sollte.
    Aber wir brauchten auch eine Strategie für die Erreichung der Ziele, die in der Erklärung nicht enthalten war. Für ihre Ausarbeitung war ein Team erforderlich, das über die nötigen geistigen und analytischen Fähigkeiten verfügte, um einen solchen Kurs zu bestimmen. Im Februar 2002 bat ich Jeffrey Sachs, die Leitung dieses Unterfangens, das als Millenniumsprojekt bekannt wurde, zu übernehmen. Mit seinem ungewöhnlichen Intellekt und seinem rückhaltlosen Einsatz für die Armutsbekämpfung war Sachs eine ideale Ergänzung meines Stabes. Er übernahm eine komplexe Forschungsaufgabe, für deren Bearbeitung er zehn Arbeitsgruppen mit insgesamt 250 herausragenden Mitarbeitern bildete, wobei er einerseits das gesamte UN -System und Vertreter aller UN -Organisationen einspannte und andererseits Verbindungen zu Initiativen in den Entwicklungsländern herstellte.
    Wie das Projekt nachwies, waren die Millenniumsentwicklungsziele erreichbar. Dafür war freilich ein entsprechendes Maß an Engagement, Anstrengung und vor allem Hilfe von außen erforderlich. Für den Erfolg ausschlaggebend war neben den Vorgaben und den in immer größerer Zahl vorhandenen konkreten Plänen für die Verwirklichung der Millenniumsentwicklungsziele der unter Punkt acht genannte Faktor: eine globale Partnerschaft. Unerlässlich ist er wegen des schlimmsten Merkmals extremer Armut: dass die Armen in einer zu elenden Lage sind, um sich selbst helfen zu können. Wie Jeffrey Sachs bei zahllosen Anlässen betont hat, besteht die grundlegende Aufgabe der Armutsbekämpfung darin, die Ärmsten zu befähigen, die soziale Leiter hinaufzusteigen, was die Abermillionen Armen auf der Welt jedoch von allein nicht können, weil sie in der »Armutsfalle« gefangen sind. Sie schnappt zu, wenn Einzelne und Gruppen in einen Teufelskreis geraten sind, in dem ihnen das Mindestmaß an einfachsten Kapitalformen vorenthalten wird, das notwendig wäre, um einen Entwicklungsprozess in Gang zu setzen.
    Um auf irgendeine Entwicklung hoffen zu können, benötigen diese Gruppen eine Kombination verschiedener Kapitalarten einschließlich Humankapital, Sachwerte sowie Grund und Boden. Die wesentlichen Komponenten können in vielen Formen auftreten: als gesunde, von Unterernährung befreite Menschen mit der Fähigkeit, sich produktiv in der Wirtschaft zu engagieren; als Frauen mit gesicherten Rechten, die selbst über ihr Reproduktionsschicksal entscheiden; als Einrichtungen für wirtschaftliche Tätigkeiten, etwa Transportmöglichkeiten für die Landwirtschaft oder Gebäude und Maschinen für andere Branchen; als Infrastruktur in Gestalt von Transportwegen, Energieversorgung, Sanitärsystemen und Kommunikationsnetzen; als gesunde Böden und Ökosysteme, die menschliche Gemeinschaften versorgen; als öffentliche Institutionen, als Handelsrecht, Justiz und Sicherheitsdienste, die den friedlichen Handel und Wandel in der Gesellschaft schützen; und schließlich als Wissen in Form von wissenschaftlichem Fachwissen und Fähigkeiten, die erforderlich sind, um die Produktivität zu steigern und andere Kapitalbereiche zu stärken. Eine große Rolle spielt auch das Sozialkapital – der kollektive Wert von festen Gemeinschaftsbeziehungen. Diese bilden ein Netzwerk des Vertrauens, in dem Ressourcen zwischen Einzelnen geteilt und andere Kapitalformen gestärkt werden sowie Haushalten in tiefer Not das Überleben ermöglicht wird.
    Auf ökonomische Entwicklung kann eine Gemeinschaft nur hoffen, wenn es einen Kreislauf gibt, in dem sich solche Kapitalformen akkumulieren. Dafür muss das Einkommen

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