Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)
Köpfe auf diesem Gebiet zusammenzubringen. Ziel war es, eine politische Strategie für das weitere Vorgehen in einem Prozess zu entwickeln, an dessen Ende ein Gipfel von Finanzministern sowie Staats- und Regierungschefs stehen sollte. Im November 2000 bat ich den mexikanischen Präsidenten Ernesto Zedillo, den Vorsitz dieser Gruppe zu übernehmen.
Die anschließende Internationale Konferenz über Entwicklungsfinanzierung fand im März 2002 in Monterrey statt. Sie brachte den Monterrey-Konsens hervor, in dem die anwesenden fünfzig Staats- und Regierungschefs sowie zweihundert Finanz-, Außen- und Entwicklungshilfeminister offiziell feststellten, dass von Globalisierung und Privatisierung allein keine Hilfe für die ärmsten Länder erwartet werden könne, da ihnen die Infrastruktur und das Humankapital fehlten, um ausländische Investitionen anzuziehen. Deshalb sei staatliche Entwicklungshilfe ebenso nötig wie Auslandsinvestitionen und Handel. Um dies zu untermauern, forderte der Konsens in einer überaus bedeutsamen Erklärung »die entwickelten Länder, soweit sie es noch nicht getan haben, nachdrücklich auf, konkrete Anstrengungen zur Erreichung des auf der Dritten Konferenz der Vereinten Nationen über die am wenigsten entwickelten Länder erneut bekräftigten Zielwerts von 0,7 Prozent ihres Bruttosozialprodukts ( BSP ) als öffentliche Entwicklungshilfe für die Entwicklungsländer … zu unternehmen«.
Die Verpflichtung auf 0,7 Prozent des BSP war insofern ein Durchbruch, als die entwickelten Länder zum ersten Mal in einem grundlegenden Finanzabkommen zugesagt hatten, die für die Armutsbekämpfung nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Vor Monterrey war die Entwicklungshilfe seit vielen Jahren stetig geringer geworden. Im Jahr 2002 lag sie in den Industrieländern bei gerade einmal 0,2 Prozent ihres gemeinsamen BSP . In Monterrey wurde dieser Trend erstmals seit dem Kalten Krieg umgekehrt. Außerdem machte US -Präsident George W. Bush, der sich in letzter Minute entschieden hatte, an der Konferenz teilzunehmen, ein ungewöhnliches Versprechen, indem er zusagte, die Vereinigten Staaten würden innerhalb von drei Jahren zehn Milliarden Dollar in das Millennium Challenge Account einzahlen, einen Fonds, der gezielt Länder unterstützen sollte, die bewiesen hatten, dass sie Hilfsgelder erfolgreich einzusetzen verstanden. Doch selbst mit dieser neuartigen Zusage stieg die amerikanische Entwicklungshilfe noch nicht einmal auf 0,2 Prozent des BSP . Gemessen an ihrer Zahlungsfähigkeit, gehörten die Vereinigten Staaten weiterhin zu den Ländern, die am wenigsten Entwicklungshilfe leisteten. Gleichwohl war ihr Schritt enorm ermutigend. Wir waren zwar noch weit von dem entfernt, was notwendig war, aber zumindest blickten wir jetzt in die richtige Richtung.
Das sollte jedoch nicht lange so bleiben. Einige Monate vor Monterrey waren New York und Washington von den Al-Qaida-Terrorangriffen getroffen worden, mit der Folge, dass bald nach Monterrey die Vorbereitungen auf die Invasion im Irak auf Hochtouren liefen und die Aufmerksamkeit der Welt sich ganz auf dieses Ereignis konzentrierte. Das fügte unseren Bemühungen, das internationale Augenmerk auf eine gemeinsame, vereinigte Anstrengung zur Armutsbekämpfung zu richten, enormen diplomatischen Schaden zu. Eine der grausamen Ironien dieser Veränderung war die Tatsache, dass die internationale Entwicklung ein entscheidender Bestandteil des langfristigen Kampfs gegen den Terrorismus ist. Auch wenn die Korrelation zwischen dem Ausmaß der Armut und dem Auftreten von Terroristen in bestimmten Ländern statistisch nicht belegt ist, kann man doch feststellen, dass gescheiterte Entwicklung und Armut Ungleichheiten schaffen, die vielen der Missstände zugrunde liegen, aus denen der Terrorismus erwächst. Darüber hinaus untergräbt eine mangelhafte Entwicklung die Fähigkeit von Ländern, effektive innere Sicherheitskräfte zu unterhalten. Partnerschaften mit eben diesen lokalen Kräften haben sich in den letzten zehn Jahren als wirkungsvollstes Mittel im globalen Kampf gegen al-Qaida erwiesen. Die internationale Entwicklung zu fördern liegt also im ureigenen Sicherheitsinteresse von Ländern der reichen Welt, die sich Sorgen über den Terrorismus machen müssen.
Aber in einer Welt, die vom Schreckgespenst des Terrorismus besessen war, wurde dieser Zusammenhang kaum wahrgenommen. Nach der Invasion des Irak wandten sich Vertreter der Bush-Regierung, wenn auch
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