Ein Leben in Krieg und Frieden (German Edition)
einer Phase mehrerer Staatsstreiche drei demokratische Wahlen stattgefunden, von denen jede zu einem friedlichen Machtwechsel führte. Es ist kein Zufall, dass Ghana auch das einzige afrikanische Land ist, das sowohl bei der Armut als auch beim Hunger die Vorgaben des ersten Millenniumentwicklungsziels erfüllt hat, nachdem es unter anderem eine tiefgreifende Agrarreform durchgeführt hat. Andererseits bezeichnete der Freedom-House-Bericht von 2009 nur acht afrikanische Länder als völlig demokratisch, während 25 als teilweise demokratisch und 21 als autoritär eingestuft wurden. Ein Problem war, dass in einigen Fällen Wahlen nicht als Mittel eines echten politischen Wandels abgehalten wurden, sondern bloß eine demokratische Fassade darstellten und dazu dienten, die Herrschaft von Diktatoren zu verlängern.
Zu einem guten Regierungssystem gehören nicht nur Wahlen, sondern auch eine verantwortungsvolle und rechenschaftspflichtige Führung sowie rechtsstaatliche Institutionen. In Regimen, die nicht auf der Verherrlichung von Einzelnen, sondern auf der Rechtsstaatlichkeit beruhen, liegt die Verantwortung für die künftige politische Landschaft des Kontinents bei den Völkern und den Forderungen, die sie heute erheben. Nachhaltig gute Regierungsführung ist nichts, was man geschenkt bekommt; man muss sie einfordern, selbst gestalten und an ihr teilhaben – als Einzelner und als Volk insgesamt. Träger der Entwicklung sind die Menschen. Aber wie diese und andere Geschichten zeigen, können manchmal auch Außenstehende helfen.
»Das können Sie nicht sagen. Das kann ein Generalsekretär den versammelten afrikanischen Staatschefs nicht zumuten!« Es war der 2. Juni 1997, und ich befand mich in der simbabwischen Hauptstadt Harare. Mein Publikum bestand aus Staats- und Regierungschefs aus ganz Afrika, von denen viele mit Waffengewalt an die Macht gelangt waren: Putschführer, die sich mit Hilfe der illegitimen Macht, die ihre Militäruniform repräsentierte, selbst inthronisiert hatten. Als seit kurzem amtierender Generalsekretär und erster Schwarzafrikaner in diesem Amt war ich dort, um afrikanischen Militärregimen eine neue, für viele sicherlich überraschende Botschaft zu verkünden. Als ich an das Rednerpult trat, ließ ich meinen Blick über die Zuhörer schweifen und dachte an jenen warnenden, aber leider traditionell gedachten Rat eines meiner afrikanischen Mitarbeiter bezüglich der Rede, die ich jetzt halten würde.
Ich beschloss, meine Rede sofort mit einem Thema zu beginnen, das afrikanische Politiker und Diplomaten schon allzu lange in stiller Absprache ignorierten. »Armeen«, erklärte ich, »sind dazu da, die nationale Souveränität zu schützen, nicht dazu, ihre Waffen auf das eigene Volk zu richten. Afrika darf Putsche gegen gewählte Regierungen und die Machtergreifung durch Militärcliquen, die manchmal für Sonderinteressen, manchmal aber auch nur im eigenen Interesse handeln, nicht länger dulden und als Fait accompli hinnehmen. Verpflichten wir uns auf eine neue Doktrin für die afrikanische Politik. Lassen Sie uns, wo die Demokratie usurpiert wurde, alles in unserer Macht Stehende tun, um sie ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben: dem Volk. Verbale Verurteilungen, so notwendig und wünschenswert sie sind, reichen nicht aus. Wir müssen Putschisten auch ächten und isolieren. Nachbarstaaten, Regionalgruppen und die Weltgemeinschaft müssen sich allesamt beteiligen.«
Meine Einstellung zu Militärregimen ist von dem geprägt, was sie in meinem Heimatland Ghana und in ganz Afrika angerichtet haben. Zwischen Januar 1956 und Dezember 2001 fanden auf dem Kontinent achtzig erfolgreiche Staatsstreiche statt; zu dieser atemberaubenden Zahl kommen 108 Putschversuche hinzu. Afrika steht vor vielen Herausforderungen – sozialen, ökonomischen, geographischen und ökologischen. Aber nach meiner Ansicht – und ich denke, die afrikanische Geschichte bestätigt dies – ist schlechte Führerschaft die ultimative Ursache der afrikanischen Misere, und die größten Zerstörer von Führerschaft und guter Regierungskunst in Afrika waren Militärregime. Die Perversion von demokratischer Herrschaft, die groben Menschenrechtsverletzungen und das wirtschaftliche Missmanagement gehen in vielen Fällen auf einen einzigen Infektionsherd zurück: einen Militärputsch.
Militärregime sind die schädlichsten Beispiele von schlechter Führung in Afrika. Aber in Bezug auf die Rolle der Führerschaft in Afrika
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