Ein Leben lang
zu Mittag zu essen. Nachdem sie sich einen Parkplatz gesucht hatte, betrat sie das gut klimatisierte Cafe, in dem es nach der Hitze draußen angenehm kühl war. Dabei hoffte sie, nicht wieder jener älteren Frau in die Arme zu laufen, die sie bei ihrem letzten Besuch so seltsam angeraunzt hatte.
Jetzt um die Mittagszeit herrschte hier Hochbetrieb. Rebecca suchte den Raum mit Blicken ab und lächelte, als Victoria ihr von einem Tisch im hinteren Teil des Raumes zuwinkte.
Sie bahnte sich ihren Weg zwischen den voll besetzten Tischen hindurch und ließ sich schließlich gegenüber von Victoria auf die gepolsterte Bank fallen.
„Du meine Güte, ist das voll hier.“
„Das ist in Colson die RushHour.“ Victorias blaue Augen blitzten belustigt auf.
„Wir Stadtmädchen brauchen eine Weile, bis wir uns daran gewöhnt haben.“
„Wir Stadtmädchen? Sind Sie denn nicht aus Colson?“
„Himmel, nein. Ich komme aus Seattle.“
„Dann sind Sie weit weg von zu Hause“, bemerkte Rebecca interessiert. „Wie sind Sie ausgerechnet hier gelandet?“
„Mein Onkel, meine Tante und mein Cousin leben hier.
Als Kind habe ich oft die Sommerferien hier verbracht, und da ich vor ein paar Jahren wegen meiner Allergien aus der Großstadt weg musste, bin ich nach Colson gekommen.“
„Und dann hat es Ihnen so gut hier gefallen, dass Sie geblieben sind“, schlussfolgerte Rebecca.
„Genau genommen habe ich mich in Quinn Bowdrie verliebt, und dann habe ich ihn geheiratet und bin geblieben.“
„Und sind Sie glücklich? Nicht mit Quinn, meine ich“, fuhr Rebecca schnell fort,
„sondern hier in einer Kleinstadt, nachdem Sie vorher in einer so großen Stadt wie Seattle gelebt haben.“
„Seltsamerweise ja.“ Victoria wirkte fast nachdenklich. „Natürlich war es anfangs ein Kulturschock, aber mittlerweile gibt es tausend Dinge, die ich in der Großstadt vermissen würde.“
Rebecca dachte an ihre täglichen Ausritte auf Sadie. „Obwohl mir die Einkaufsmöglichkeiten von San Francisco fehlen, muss ich ehrlich zugeben, dass mir auch einiges fehlen wird, wenn ich wieder nach Hause fahre.“
„Was denn zum Beispiel?“ erkundigte sich Victoria neugierig.
„Zum Beispiel, dass man nur aus der Haustür zu treten braucht, um meilenweit offenes Land vor sich zu haben. Oder dass man nachts nicht von Straßenlärm gestört wird, dass man morgens vor Sonnenaufgang die Vögel zwitschern hört.
Und dass es keine RushHour gibt, außer hier in diesem Cafe.“ Sie lächelte über das nachdrückliche Kopfnicken, mit dem Victoria ihre Aufzählung begleitete.
„Ja“, stimmte Victoria zu. „Das sind genau die Dinge, die ich hier so liebe.“ Ihre Unterhaltung wurde von der jungen Kellnerin unterbrochen, die kam, um die Bestellung aufzunehmen. Sie hatten sich beide für das Tagesgericht –
Roastbeefsandwich mit einem gemischten Salat – entschieden.
„Dann gefällt es Ihnen also draußen auf Jackson Rands Ranch?“ nahm Victoria den Faden wieder auf, nachdem die Kellnerin weg war.
Rebecca überlegte einen Moment. „Ja.“
„Sie klingen überrascht.“ Victoria lachte.
„Das bin ich auch“, gab Rebecca belustigt zurück. „Es war anfangs ein bisschen heikel, und ich war mir nicht sicher, wie es sein würde, mit vier wildfremden Männern zusammenzuwohnen. Aber inzwischen hat sogar Hank seine Vorbehalte gegen mich aufgegeben.“
„Das ist ja kaum zu glauben.“ Victoria schaute beeindruckt drein. „Wie um alles in der Welt haben Sie das denn angestellt?“
Rebecca erklärte ihr mit einem verschmitzten Lächeln ihr Geheimnis.
„Und was ist mit Jackson?“ erkundigte sich Victoria.
Rebecca schaute von ihrem Salat auf. „Was soll mit ihm sein?“ Victoria hob eine Augenbraue. „Na ja, ich meine, wie er so ist. Alle Welt ist neugierig auf ihn, aber er lässt sich nicht oft blicken. Quinn sagt, dass er wie ein Verrückter schuftet. Bestimmt die Hälfte aller weiblichen Einwohner der Stadt würde sonst etwas darum geben, ihn näher kennen zu lernen, und Sie leben mit ihm unter einem Dach.“
„Wir haben eine reine Arbeitsbeziehung, mehr nicht“, protestierte Rebecca.
„Ja, aber Sie wohnen trotzdem in seinem Haus. Sie müssen einfach etwas über ihn wissen. Jetzt kommen Sie, Rebecca, erzählen Sie schon, wie er so ist.“ Sie musste unwillkürlich über Victorias verschmitztes Lächeln und ihre übermütig blitzenden Augen lachen. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen etwas Neues berichten kann. Na, mal
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