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Ein Leben lang

Ein Leben lang

Titel: Ein Leben lang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Faye Dyer
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sie sich anders hin und schaute wieder gedankenverloren auf die dunkle Landschaft hinaus.
    Eine Weile später hörte sie hinter sich das leise Quietschen der Fliegengittertür.
    Als sie sich überrascht umdrehte, sah sie Jackson in Jeans und mit nacktem Oberkörper auf die Veranda treten.
    „Was machen Sie denn mitten in der Nacht hier draußen? Ist alles okay mit Ihnen?“ Er löste sich aus dem Schatten und kam auf sie zu. Der Mond badete seinen muskulösen Oberkörper und das zerwühlte Haar in seinem silbernen Licht.
    „Mir geht es gut“, antwortete sie mit gedämpfter Stimme. „In meinem Schlafzimmer war es zu heiß zum Schlafen, deshalb wollte ich noch ein bisschen frische Luft schnappen.“
    „Aha.“ Er kam auf nackten Sohlen herüber und ließ sich auf der Verandabrüstung nieder, ein Bein leicht gebeugt und das andere gestreckt, so dass sein Fuß die kühlen Holzplanken der Veranda berührte. „So heiß ist es in San Francisco nie, stimmt’s?“
    „Vor allem nachts nicht. Wir haben zwar im Sommer ein paar sehr heiße Tage, aber normalerweise weht vom Meer fast immer eine kühle Brise herüber.“ Er nickte. Das Schweigen dehnte sich. Keiner schien im Stande, eine beiläufige Unterhaltung zu führen; die Dunkelheit machte alles intimer – viel zu intim.
    „Hank hat erzählt, dass Sie morgen mit Victoria Bowdrie zur Parade gehen“, bemerkte Jackson schließlich. Morgen war der Unabhängigkeitstag, und Victoria hatte sie eingeladen, den Tag mit ihr und ihrer Familie zu verbringen.
    „Ja. Ihre ganze Familie trifft sich im Park. Ich will schon vor dem Mittagessen los.“
    „Dann treffen Sie ja vielleicht auch unsere Jungs. Ich habe ihnen ab Mittag freigegeben.“
    „Und was ist mit Ihnen? Gehen Sie nicht zum Umzug?“
    „Wenn überhaupt, dann erst später. Ich habe morgen viel zu tun.“
    „Sie arbeiten zu viel, Jackson. Die Erde dreht sich auch weiter, wenn Sie mal einen Tag frei machen, glauben Sie mir.“
    Als er grinste, blitzten seine weißen Zähne im Mondlicht auf. „Das vielleicht nicht, aber was ich morgen nicht erledige, steht übermorgen wieder auf meiner Liste, und die ist sowieso schon zu lang.“
    „Ein Rancher wird nie mit der Arbeit fertig, stimmt’s?“
    „Stimmt. Besonders dieser Rancher hier nicht.“ Er wandte das Gesicht ab und schaute über die dunklen Umrisse der Sträucher. Für einen Moment meißelte das Mondlicht die scharfen Konturen seines Gesichts heraus, bevor er sich wieder zu ihr umdrehte. „Vielleicht schaffe ich es ja noch zum Barbecue. Hank behauptet, dass es dort das beste GratisEssen im ganzen Jahr gibt.“ Rebecca lachte. „Ich habe dasselbe gehört. Die Männer grillen das Fleisch, und die Frauen bringen Beilagen und Nachspeisen mit und versuchen sich dabei gegenseitig zu übertreffen. Nach allem, was man hört, ist es offenbar so eine Art inoffizieller Koch und Backwettbewerb.“
    „Und bleiben Sie auch anschließend noch, wenn getanzt wird?“
    „Ich denke schon – Victoria hat mich bereits vorgewarnt, dass es spät werden wird.“
    „Reservieren Sie mir einen Walzer.“ Seine Stimme war plötzlich tiefer geworden, Funken stoben auf zwischen ihnen. Rebecca erinnerte sich daran, wie sie beim ersten Mal miteinander getanzt hatten und wie es sich anfühlte hatte, in seinen Armen zu liegen.
    Der Wunsch, aus dem Schaukelstuhl aufzustehen, die kurze Entfernung zwischen ihnen zu überbrücken und mit den Händen über seinen nackten Oberkörper zu fahren, war fast überwältigend. Dass Jackson so starke Gefühle in ihr weckte, war mehr als beunruhigend. Rebecca beschloss, auf die Alarmglocken zu hören, die in ihrem Kopf so laut schrillten.
    „Ja, klar – falls Sie kommen.“ Das war so unbestimmt wie nur möglich, ohne schlichtweg unhöflich zu sein. Sie stand auf und wickelte sich noch ein bisschen fester in das Laken ein. „Da morgen wahrscheinlich ein langer Tag werden wird, gehe ich jetzt mal ins Bett und versuche zu schlafen.“ Damit ließ sie ihn allein und wagte erst leise gute Nacht zu sagen, nachdem sie die Fliegengittertür geöffnet hatte.
    „Gute Nacht.“ Seine Stimme klang heiser, leiser als üblich, und Rebecca rieselte ein Schauer über den Rücken.
    Am nächsten Tag zeigte das Thermometer bereits um elf Uhr vormittags über dreißig Grad. Rebecca hatte sich angesichts der Hitze für einen kurzen, leuchtend roten Wickelrock entschieden, zu dem sie ein weißes Top trug, das nur knapp bis zur Taille reichte. Ihre Füße steckten in

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