Ein Leben lang
sich bei Rebecca und ging mit seiner kleinen Tochter zum Springbrunnen. Rebecca drehte sich wieder zu Becky um, die sie aus zusammengekniffenen Augen nachdenklich anstarrte.
„Ist irgendetwas?“ fragte Rebecca erstaunt, als sie Beckys Blick bemerkte.
„Nein, nein, gar nichts.“ Die ältere Frau deutete mit einem knotigen Finger auf den Stapel zusammengeklappter Gartenstühle. „Warum holen Sie sich nicht auch einen Stuhl und setzen sich zu mir? Dann erzähle ich Ihnen allen Klatsch über die Leute, die hier herumlaufen.“
Rebecca lachte über das schelmische Glitzern in Beckys Augen. Sie stand auf, holte sich einen Stuhl und setzte sich neben die ältere Frau, um sich in die Geheimnisse der Bewohner von Colson einweihen zu lassen. Becky schien nicht nur die Geschichte eines jeden Vorbeikommenden zu kennen, sondern auch die seiner sämtlichen Vorfahren.
Eine Weile später begab sich die ganze Gesellschaft zu einem späten Mittagessen in das Festzelt, um anschließend in den erholsamen Schatten des Ahorns zurückzukehren, damit Sarah ein Nickerchen machen konnte. Die Kleine rollte sich neben Victoria auf der Decke zusammen und schlief ein, während die Erwachsenen entspannt plauderten, Nachbarn begrüßten, die sich zu ihnen gesellten, ein paar Neuigkeiten austauschten und dann auch schon wieder weiterwanderten, unter den nächsten Baum, zum nächsten Bekannten. Nachdem Sarah ausgeschlafen hatte, gingen sie alle auf den Rummelplatz, wo Cully und Quinn einen ganzen Arm voller Stofftiere für die Kleine und die achtjährige Angelica gewannen. Auf dem Rückweg in den Park waren Sarahs und Angelicas fröhliche Gesichter ganz verklebt von rosa Zuckerwatte.
Am frühen Abend sah Rebecca zufällig die ältere Frau, die sie bei ihrem ersten Ausflug nach Colson angesprochen hatte.
Sie lehnte sich zu Becky hinüber und erkundigte sich mit gesenkter Stimme:
„Kennen Sie ganz zufällig diese Frau dort, Becky?“
„Welche? Wo?“
„Die da drüben am Eingang, neben dem Eiswagen.“
Beckys Blick folgte dem Rebeccas. „Hm… sie sind zu dritt. Welche?“
„Die in dem blauen Kleid.“
„Das ist Eileen Bowdrie.“
„Bowdrie? Aber sie ist doch nicht mit Quinn und Victoria verwandt, oder?“
„Nicht, dass sie das je so bezeichnen würde.“ Becky verzog verächtlich die Lippen. „Sie ist Quinns und Cullys Stiefmutter.“ Sie musterte Rebecca eingehend.
„Warum?“
„Als ich zum ersten Mal in der Stadt war, hatte ich eine ziemlich seltsame Begegnung mit ihr. Sie sprach mich an und fragte, wer ich sei und was ich in Colson wolle. Und dass ich mir gar keine Hoffnungen zu machen brauchte, weil meine Rechnung sowieso nicht aufgehen würde oder so ähnlich.“
„Was denn für eine Rechnung?“
„Keine Ahnung. Sie sagte irgendetwas über meine Augen und dass ich es bereuen würde, wenn ich einen alten Skandal wieder aufwärme.“
„Interessant.“
„Ich fand es ziemlich seltsam. Kann es sein, dass sie mich mit jemand verwechselt? Ich bin mir jedenfalls sicher, dass ich sie noch nie gesehen habe.“
„Schon möglich, dass es sich um eine Verwechslung handelt“, gab Becky nachdenklich zurück. „Ich kann nicht behaupten, Eileen besonders zu mögen, aber sie hat ein paar schwere Jahre hinter sich. Was sie sich zum Teil allerdings selbst zuzuschreiben hat. Außerdem hat sie Quinn und Cully jahrelang das Leben schwer gemacht, deshalb finde ich, dass das es eine gerechte Strafe ist.“
„Sie hat Quinn und Cully das Leben schwer gemacht?“
„Ja. Sie war mit Charlie Bowdrie verheiratet, und Charlie hatte eine Affäre mit einer anderen Frau, aus der die beiden Jungs stammen. Ihre Mutter verschwand eines Tages spurlos und hinterließ ihm die Jungs. Hinter vorgehaltener Hand erzählt man sich, dass er entschlossen war, die beiden großzuziehen und Eileen vor die Alternative gestellt hat, sich entweder damit abzufinden oder zu gehen.
Sie ist geblieben, aber sie hat die beiden immer gehasst. Selbst heute, wo sie erwachsen sind und längst eigene Familien haben, nutzt sie immer noch jede Gelegenheit, um ihnen eins auszuwischen – obwohl diese Gelegenheiten ziemlich rar sind.“
„Das ist ja schlimm. Dabei konnten die beiden schließlich wirklich nichts dafür, dass ihr Vater eine Affäre hatte.“
„Eileen ist sowieso nicht gerade vernünftig, aber wenn es um Charlies Kinder geht, ist sie wirklich nicht ganz zurechnungsfähig. Und dann war da noch sein Testament, das hat alles nur noch schlimmer
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