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Ein Leben unter Toten

Ein Leben unter Toten

Titel: Ein Leben unter Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie schüttelte den Arm der Frau regelrecht ab und ging leise lachend davon.
    Carola blieb stehen. Für Blanche Everett hatte sie keinen Blick Sie dachte nur über die Worte nach, die ihr Edith gesagt hatte. Schlimme Worte, unverständliche, prophetische und gefährliche. Jawohl, gefährliche Worte, denn irgend etwas lag in der Luft. Es war wie eine Drohung, die, je mehr es dem Abend zuging, sich immer stärker verdichtete. Ein jeder sprach nur vom Sommerfest, von diesem makabren Fest, einem Tanz der Alten und der gezwungenen Fröhlichkeit. Gäste sollten eingeladen werden, dabei wußten die Verantwortlichen genau, daß es keine Gäste gab, denn der Kontakt nach draußen war unterbrochen worden.
    »Versammeln wir uns zum letzten Weg auf dem wir unserer lieben Freundin die Begleitung geben wollen«, rief die Everett und winkte mit beiden Armen, um die anwesenden Frauen dorthin zu dirigieren, wo der Leichenzug beginnen sollte.
    Stumm setzten sie sich in Bewegung. Die Köpfe waren gesenkt, die Blicke dem Boden zugerichtet, und aus einem Seitengang schoben die beiden Helfer den dunklen Sarg.
    Sie schoben ihn tatsächlich, denn die schwarze Totenkiste stand auf einem kleinen Wagen. Er war wie eine Bahre gebaut worden, weiß lackiert und lief auf Rädern mit Gummirollen. Als entwürdigend empfanden alle dieses Schauspiel. Doch niemand wagte es, aufzumucken. Das Grab hatte einer der beiden Helfer längst geschaufelt. So brauchte die Leiche nur noch in das offene Loch gelegt zu werden. Die Frauen wußten genau, was sie zu tun hatten. Schließlich gab es fast in jeder Woche eine Beerdigung da kannte man den Rhythmus längst. Es sprach niemand, als sie sich auf den Sarg zubewegten und dahinter versammelten. Nur ihre Schritte waren zu hören. Manchmal schlurfend und zögernd.
    Jede hatte Angst, und jede fragte sich, ob sie die nächste sein würde, die man aus dem Haus trug.
    Auch Blanche Everett kam herbei. Stolz hatte sie den Kopf gereckt. Ihre Lippen bildeten einen Strich, die Augen waren auf die Gruppe versammelter Frauen gerichtet, die ihre Köpfe senkten, wenn die Blicke der Everett sie trafen.
    »Geht«, sagte sie schließlich, blieb stehen und streckte ihren rechten Arm aus. Der Finger deutete auf den Friedhof. »Geht und begrabt sie, wie es sich gehört!«
    Die beiden Helfer schoben den Wagen an. Der Sarg schaukelte für einen Moment, so daß nachgefaßt werden mußte, um ihn festzuhalten. Als der Kerl seine flache Hand auf das Holz des Deckels schlug gab es ein dumpfes Geräusch.
    Heller dagegen klang das Quietschen der Räder. Es schien, als wollten sie den Weg nicht fahren, der ihnen durch den Druck vorgegeben war. So schaukelte und rollte die Totenkiste dem Friedhof zu, und die Frauen formierten sich hinter dem Sarg in Zweierreihen.
    Eine stumme Prozession näherte sich dem kleinen Friedhof, um wieder einmal dabei zu sein, wenn eine der ihren in die feuchte, kühle, sagenumwobene Erde der Provinz Cornwall gesenkt wurde…
    ***
    Lady Sarah Goldwyn hatte sich von dem Geisterjäger John Sinclair getrennt, um ihren Weg allein zu gehen. Es wäre ihr unangenehm gewesen, zusammen mit John entdeckt zu werden. Aus diesem Grund sollte er im Hintergrund bleiben und nur dann eingreifen, wenn es tatsächlich nötig war.
    John Sinclair hatte die Frau in der Nähe des Hauses abgesetzt, an einem Platz der wegen moosüberwucherter Felsen von dem Haus nicht einzusehen war.
    Sie dachte noch an die letzten, mahnenden Worte ihres Freundes und mußte lächeln. John Sinclair machte sich wegen ihr große Sorgen, und er wäre am liebsten mitgekommen. Die Horror-Oma besaß ihren eigenen Willen. Zudem ging sie davon aus, daß es allein ihr Fall gewesen war, denn sie hatte ihn erst richtig ins Rollen gebracht. Sogar eine kleine Reisetasche trug sie und hatte ihren Stock quer in den Bügel der Tasche geklemmt. Der leichte Mantel flatterte im von der See her einfallenden Wind, denn er war vorn nicht geschlossen. Er wehte wie eine helle Fahne hinter der Frau her.
    Sie schritt über den Weg, der direkt zum Altersheim führte und den auch die Lieferwagen fuhren, denn Reifenspuren ließen darauf schließen. Sie hatten in der staubigen Erde ihre Abdrücke hinterlassen. Wolken schoben sich vor die Sonne. Nur ein fahles Licht fiel auf die Erde. Lady Sarah hörte das Donnern der Brandung aber das interessierte sie nicht. Ihr Blick war nach vorn gerichtet, weil sie das Haus sehen wollte.
    Zuerst entdeckte sie das Dach. Wie ein grauer Schatten wuchs es

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