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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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schwanger. War bei einem Doktor drüben in Baden, und er sagte ihr, es sei alles in bester Ordnung. Der einzige Mensch, der es bis vor kurzem noch nicht wußte, war ihre Mutter. Sally mußte es ihr sagen. Die alte Dame hat Zeter und Mordio geschrien. Warf mir vor, ich könne mich nicht beherrschen, und, verdammt noch mal, wir wären für solchen Leichtsinn zu alt.«
    Arnold räusperte sich verlegen. »Aber zwischen Sally und mir ist alles okay. Wir wollten ja sowieso bald heiraten. Die Trauung soll am Sonntag nach dem vierten Juli stattfinden. Dann hat alles seine Richtigkeit.«
    Plötzlich fiel Arnold ein, aus welchem Grund er gekommen war. Er zog eine braune Papiertüte unter dem durchgesessenen Vordersitz seines Lieferwagens hervor.
    »Habe dir ein Geschenk mitgebracht.« Er reichte Max die Tüte. »War letzte Woche drüben in West Virginia und habe das für dich gekauft.« Er grinste, als Max die Tüte öffnete.
    »Feuerwerkskörper!« Max nahm eine Handvoll heraus und sog den starken Geruch nach Pappe, Leim und Schießpulver ein. »Knallfrösche und Wunderkerzen!«
    »Sind auch ein paar Raketen dabei?«
    »Was kosten sie? Es geht doch nicht, daß du sie mir einfach schenkst.«
    »Vergiß es. Du kannst mir ja bei Gelegenheit mal einen Gefallen tun, wenn du willst.« Arnold beugte sich über die offene Tüte und schnüffelte. »Mir hat es Spaß gemacht, das Zeug einzukaufen.«
    Verlegen wandte Arnold sich ab und stieg in seinen Lieferwagen. Er betätigte Zündung und Gangschaltung.
    »Sei vorsichtig«, riet er. »Spreng nicht das ganze Haus in die Luft.« Langsam tuckerte der Lieferwagen auf die Autostraße zu.
    Max stand im Dunkeln und lächelte und hielt die Feuerwerkskörper in der Hand. Eine solche Verrücktheit, eine Tüte illegaler Feuerwerkskörper für den vierten Juli über die Grenze zu schmuggeln, hätte er Arnie gar nicht zugetraut. Es waren viele Jahre her, daß Max eigene Feuerwerkskörper gehabt hatte. Damals mußte er ein Junge von etwa dreizehn gewesen sein. So alt wie Clarissa heute. Er und Clarissa würden sie abends auf dem Rasen hinter dem Haus abbrennen.
    Bis auf einen schwachen Lichtschimmer im Treppenhaus war das Haus jetzt dunkel. Max trat durch die untere Veranda ein, versteckte die Feuerwerkskörper in seinem Zimmer und ging dann nach oben. Louise saß allein auf einem geradlehnigen Stuhl in der Diele. Der Kristallkronleuchter, mit seinen achtzehn kerzenförmigen Glühbirnen und Aprikosen und Pfirsichen aus geschliffenem Glas, warf komplizierte Muster auf die Tür zur Veranda. Louise umklammerte den Griff ihres abgestoßenen Koffers. Auf ihrem Kopf saß in einem verwegenen Winkel ihr marineblauer Strohhut. Drei künstliche Margeriten hingen ihr über das eine Auge. Max hätte beinahe gelacht.
    »Sie will nicht herauskommen«, verkündete Louise. »Sie hat die Tür abgeschlossen.«
    »Wer will nicht herauskommen?« Max tat, als hätte er sie nicht verstanden.
    »Hast du dich nach dem Fahrplan erkundigt?« fragte Louise eisig. »Clarissa und ich werden mit dem Bus fahren.«
    »Du bist übermüdet, Lou. Geh ins Bett. Morgen früh wird es dir wieder besser gehen.«
    »Sie haßt mich, und sie hat die Tür abgeschlossen.« Louises Kinn zitterte. Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe. »Ich habe mir so viel Mühe gegeben, ich habe eine Geburtstagsparty für sie veranstaltet, ich habe Torten gebacken, ich habe mein Bestes getan. Aber mein Bestes war nicht gut genug. Sie haßt mich, und wenn Mrs. Stackpole nach Hause kommt, wird sie ihr erzählen, ich hätte sie vernachlässigt, und dabei habe ich …«
    Sie wandte ihr schweißglänzendes Gesicht Max zu. Tränen liefen ihr aus den Augen. »Ich habe mein Bestes getan … Ich habe alles versucht … Und jetzt haßt sie mich und schließt vor mir die Tür ab …«
    Louise preßte die Lippen aufeinander. »Sie sind es, nicht wahr? Sie haben die Tür abgeschlossen.« Mit dem Koffer in der Hand stand sie auf. »Ich wußte es. Ich wußte es schon die ganze Zeit.«
    Die Schlafzimmertür flog auf, und Clarissa kam zum Vorschein. Sie schüttelte sich das blonde Haar vom Nacken. »Ich habe die Tür abgeschlossen, Louise.« Als sie Louises Tränen bemerkte, wurde ihre Stimme weicher, und sie streifte Max mit einem verzweifelten Blick. »Es tut mir leid, was ich vorhin zu dir gesagt habe«, flüsterte sie zu Louise. »Ich hätte das nicht sagen dürfen, das mit dem Sherry und so …«
    Louise zog ein Taschentuch hervor und wischte sich das Gesicht

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