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Ein leises boeses Fluestern

Ein leises boeses Fluestern

Titel: Ein leises boeses Fluestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodus Carroll
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eines Walzers.

 
XXI
     
     
    Am nächsten Morgen lag Clarissa im Bett und horchte auf das laute Geräusch, das langsam abebbte und verschwand. Sie stand auf, schüttelte ihr am Körper klebendes Nachthemd, bis es wieder lose fiel, und ging auf die Veranda, um Max bei seiner Arbeit im Garten zuzusehen. Es war noch früh, die Sonne war eben erst aufgegangen, und es wehte ein warmer Wind.
    Sie lehnte sich über das Geländer und winkte. »So früh am Morgen ist es wirklich kühler«, rief sie. »Kann ich runterkommen und dir helfen?«
    Max winkte ihr, sie könne kommen.
    Clarissa ging wieder ins Zimmer und zog sich schnell an. Barfuß rannte sie die Treppe zum Garten hinunter. »Mach mir den Reißverschluß zu«, sagte sie und ließ ihre Sandaletten fallen. »Ich kann nicht anreichen.«
    Max zog den Reißverschluß ihres weißen Kleides zu.
    »Das Gras fühlt sich herrlich unter den Füßen an«, meinte sie. »Es ist naß.«
    »Warum bist du so früh aufgestanden?«
    »Der Zug hat mich geweckt. Und es ist so heiß in meinem Zimmer. Aber der Zug fuhr vorbei und weckte mich vor Tau und Tag auf.«
    Max beugte sich über seine Blumen.
    »Jätest du Unkraut?« fragte sie.
    »Eigentlich nicht. Sie haben Durst.«
    »Ich werde den Schlauch holen.« Clarissa lief zu dem Wasserhahn an der Außenwand der Wäschekammer. Sie faßte den Schlauch an der Spritzdüse und überquerte den Rasen, indem sie ihn hinter sich herschleifte.
    »Da«, verkündete sie und drehte die Spritzdüse auf.
    »Stelle den Wasserstrahl ganz fein ein«, wies Max sie an. »So fein wie es geht.«
    Clarissa fächelte den Wasserschleier über eine Gruppe von Ringelblumen. »Es riecht gut. Es riecht nach frühem Morgen und Blumen und frischem Wasser.«
    »Hast du dein Haar heute morgen gekämmt?«
    »Dazu hatte ich keine Zeit. Ich bin ganz schnell aufgestanden.« Clarissa schob sich das verwirrte Haar aus dem Gesicht. »Kann man das sehen?«
    »Es sieht schrecklich aus.«
    Sie zielte mit dem Schlauch auf ihn. »Was sieht hier schrecklich aus?« fragte sie.
    »Oh, es sieht schon besser aus«, lachte Max. »Viel besser.«
    Clarissa widmete sich wieder dem Bewässern der Blumen. »Du hast Glück, daß ich guter Laune bin.«
    »Vor dem Frühstück?«
    »Ganz besonderes Glück, weil es vor dem Frühstück ist. Normalerweise bin ich vor dem Frühstück schlecht gelaunt.«
    »Das habe ich noch gar nicht gemerkt.«
    »Es stimmt aber.« Sie spritzte einen kräftigeren Strahl auf die verkümmerten Ringelblumen. »Aber ich habe eingesehen, daß so etwas keinen Sinn hat. Deshalb habe ich mich in der letzten Zeit bemüht, nicht schlecht gelaunt zu sein. Glaubst du, Mami wird das auffallen?«
    »Natürlich wird es ihr auffallen. Allen Müttern fällt es auf, wenn ihre Kinder nett sind.«
    »Dummer Maxie.« Clarissas Stimme klang zärtlich. »Du weißt, daß Mütter nicht immer nett sind.« Sie lächelte ihn an. Ihre Augen strahlten und waren so blau wie Kornblumen. »Mami wird in ein paar Tagen nach Hause kommen.«
    »Dein Vater auch.«
    Clarissa wedelte mit dem Schlauch. »Ob sie noch rechtzeitig zum Jahrmarkt hier sein werden?«
    Max nahm ihr den Schlauch ab und richtete den fein zerstäubten Wasserstrahl auf die Tomatenpflanzen. »Vermutlich nicht. Der Jahrmarkt ist am Samstag zu Ende.«
    »He! Können wir jeden Tag hingehen?«
    »Nein. Es ist genug, wenn wir morgen hingehen. Der erste Tag ist immer der beste.«
    Sie ließ sich auf das Gras fallen und spielte an ihren Sandaletten herum. »Und was ist mit dem Feuerwerk? Werden wir uns am Samstag abend nicht das Feuerwerk ansehen?«
    Max stellte den Schlauch ab.
    »Max, gehen wir am Samstag abend zum Feuerwerk?«
    Er ging auf das Haus zu und wickelte den Schlauch auf.
    »Max –«
    »Hör auf, mich zu drängen. Du kannst mit Louise gehen.«
    »Ich will aber nicht mit Louise gehen.« Clarissa rannte hinter ihm her. »Mit ihr macht es keinen Spaß. Außerdem ist sie böse auf mich.«
    »Ich gehe am Samstag mit Arnie und Sally.« Max hing den Schlauch über den Wasserhahn. »Aber wir können uns unser eigenes Feuerwerk machen. Wir brennen es auf dem Rasen ab, wenn es dunkel geworden ist.«
    Clarissa strich sich das Haar aus den Augen. »Und ich dachte, heute würde ein schöner Tag werden.«
    Max lachte. »Warum soll es kein schöner Tag werden? Nur weil du nicht immer deinen eigenen Willen durchsetzen kannst?«
    »Aber es gibt nur einmal im Jahr Feuerwerk«, flehte sie. »Nur einmal im Jahr ist der vierte Juli, und ich

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