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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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warten Sie. Das ist ja ein Euro.»
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und die Münze fiel zu Boden.
    «Ich, ja, Entschuldigung, das ist alles.» Sie drängte sich an der Schlange verärgerter Menschen vorbei hinaus auf eine Straße, die sie nicht kannte.
    «Sim», sagte sie.

Sims Tagebuch
    14 . Februar 2009
     
    Hab bei meinem ersten Satz gepatzt. Der Inspizient hat mit den Requisiten für Akt II Mist gebaut. Schon wieder. Frostiges Publikum, musste doppelt so hart arbeiten, um sie zu verführen.
    Apropos verführen – hinterher auf der Party in der Wohnung von irgend so einem bärtigen Typen hab ich ein umwerfendes Wesen getroffen. Ich meine, wirklich absolut über alle Maßen toll. Mit einer Mähne wie ein Höhlenmensch.
    Aber sie war schwer zu fassen, hat mich während der ganzen Party hinter ihr hertanzen lassen.
    Dann hat mich die Jagerei gelangweilt, bin vom Weg abgekommen und fand mich in den Armen einer kleinen Süßen wieder. Tolle Küsserin. Sind zusammen in ihrem winzigen Schlafzimmer eingepennt.
    Und unglaublich, aber wahr – die Höhlenfrau war am Morgen immer noch da. Heulte wegen irgend so einem Trottel. Ich hab sie nach Hause gefahren, geduscht, und dann hatten wir eine kleine Privatparty zu zweit.

Kapitel sechs
    4 . Juli 2012 , 17 : 14 Uhr
Von: junogirl 1 @yahoo.com
An: [email protected]
Betreff: Zwei Dinge
     
    1 . Wie sind deine Summer-School-Schüler? Irgendwelche heißen achtzehnjährigen südländischen Hengste, mit denen du ein bisschen Spaß zur Erholung haben kannst, während du ihnen Englisch beibringst? (Oooh, ich kann dein Geschimpfe bis hierher hören.)
    2 . Monsieur ist befördert worden. Jubel aufs Stichwort, Kanonenböller, Glitterkonfetti und so weiter und so fort. Das bedeutet mehr Geld, größeres Auto, zweites Kind (jedenfalls glaubt er das – viel Glück dabei, mein Junge) und NOCH LÄNGERE ARBEITSZEITEN . Also ist mein Schatzi halb in London und halb hier im Büro. Mal ganz im Ernst, an manchen Tagen ist das intelligenteste Gespräch, das ich führe, eine ernsthafte Diskussion mit Jack darüber, ob
Superman einen Pimmel hat oder nicht.
    3 . (Ja, ich habe gelogen, verklage mich, es sind drei Dinge, nicht zwei.) HAST DU ENDLICH DIESE GRUSELIGE VALENTINSKARTE AUFGEMACHT ? Du ahnst es schon, ich erwarte ein Ja.
    Gut. Ich geh jetzt raus. Auf den Spielplatz. Oder auf den beschissenen Spielplatz, wie ich ihn gern nenne. SCHON WIEDER .
    Du fehlst mir!
    Aber wage es bloß nicht, nach Hause zu kommen.
    Jxxxxx
    Orla spürte die Hitze auf ihren nackten Armen wie einen neuen Liebhaber. Die Musikfetzen, die aus den Autos drangen, die Stoßstange an Stoßstange auf der Straße neben ihr im Stau standen, ließen sie so beschwingt wie ein Catwalk-Model ausschreiten.
    «Hey, Süße!»
    Orla fuhr herum und quittierte das Grinsen des schwarzen Teenagers im Renault Clio mit einem so erschrockenen Blick, dass er schon wieder hart wirkte.
    «Sorry, Baby! Nicht schießen!» Er hielt die Hände hoch.
    Orla ging weiter, aber längst nicht mehr so beschwingt. Sie schämte sich.
    «’n Abend, Sheraz.» Das Scheppern der Glocke über der Tür des Mini-Marts schreckte den Ladenbesitzer hinter seinem Tresen auf. «Heute nur eine Flasche Milch.» Mit einem Hüftschwung schloss sie die Tür des Kühlschranks.
    «Warum halbfett, dummes Mädchen?» Sheraz sprach es aus wie ein Wort,
Dummmächen
. «Kauf die Vollmilch. Damit du ein bisschen was auf die Hüften kriegst.»
    «Ich bezahl dann am Freitag?»
    «Bezahl am Freitag. Hier, Fräulein.» Sheraz war unerbittlich. Monatelang hatte er Orla ihre halbfette Milch verkauft, das gab ihm schließlich gewisse Rechte. «Nimm das hier für Maude mit.» Er streckte ihr ein Paar Kniestrümpfe in Zellophan hin, knalllila und staubbedeckt. «Letztes Paar. Die will absolut keiner kaufen. Und sie passen zu Maude.»
    «Oh, danke. Die sind echt genau das Richtige für sie.» Orla nahm die Kniestrümpfe. «Ist ihre Bestellung fertig?» Maude mied das «Zwei zum Preis von einem»-Geschrei der Supermärkte und kaufte ausschließlich bei Sheraz.
    «Ja. Ich bring die Sachen später vorbei.»
    «Ich kann sie mitnehmen.» Orla streckte die Hände aus.
    «Nein.» Sheraz sah verletzt aus. «Ich liefere aus.
Er
kann auf den Laden aufpassen.» Er zeigte mit dem Daumen in Richtung seines Sohnes, eines hoch aufgeschossenen Jungen undefinierbaren Alters, der kein Wort sprach, niemals lächelte und tagein, tagaus bedächtig die Gänge des Reichs seines Vaters abschritt.

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