Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
Vom Netzwerk:
kochen soll. Ich erzähle ihm Witze, ich jammere – mein Gott, wie ich jammere! Über die U-Bahn, das Wetter, die Preise. Heute Morgen habe ich ihm zehn Minuten lang etwas über meine dicken Fußgelenke vorgestöhnt. Er hat immer die Finger in die Ohren gesteckt und die Nationalhymne gesungen, irgendetwas, nur damit ich damit aufhörte, aber jetzt hat er keine Wahl mehr, er muss sich jedes einzelne meiner Worte anhören.»
    «Stellst du ihn dir vor?» Reece schien von dem Thema fasziniert. Und gerührt. «Oder sprichst du mit seinem Foto?»
    «An dieser Stelle wird es wirklich durchgeknallt. Ganz ehrlich? Ich spreche mit einer Karte.»
    «Mit einer Karte? Wie meinst du das?»
    «Ich spreche mit einer Valentinskarte. Die letzte, die er mir geschickt hat.»
    Reece lehnte sich zurück und legte seine Gabel auf den Teller.
    «Die, die gekommen ist, als du mir am Telefon erzählt hast, dass er … gerade als du die Nachricht überbracht hast.»
    «Du hast sie nicht gelesen, oder?»
    «Nein.»
    «Gut.»
    «Ich weiß, was drinsteht.»
    «Du weißt es?»
    «Du doch wahrscheinlich auch!» Orla war das vorher noch gar nicht so klar gewesen. «Sim hat dir doch immer alles erzählt.»
    «Äh, nicht alles.» Reece schien sich unbehaglich zu fühlen, seine Jovialität war verschwunden. «Was glaubst du denn, was drinsteht?»
    «Ich
weiß
, dass es ein Antrag ist.»
    «Ein Heiratsantrag?»
    «Nein, ein Antrag auf einen Wohnwagenurlaub in Wales. Ja, Reece, natürlich ein Heiratsantrag!» Ihre Versuche, die Stimmung zu heben, liefen offenbar ins Leere. Reeces Gesichtsausdruck blieb düster.
    «Ich kann sie nicht öffnen. Du verstehst … Reece!» Orla versuchte ein leichtes Lachen, das an ihm abglitt. «Sieh mich nicht so an.»
    «Im Ernst, Schätzchen, das ist nicht gut für dich. Du musst diese Karte loswerden.»
    «Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber du klingst wie meine Ma.»
    «Sie aufzubewahren, mit ihr zu
sprechen
, aber sie niemals lesen zu wollen? Das ist nicht gesund. Es ist echt merkwürdig, Orla.»
    «Ich habe nie gesagt, dass ich sie
niemals
lesen werde.»
    «Wenn du meinen Rat willst …»
    «Will ich nicht, aber red weiter.»
    «Verbrenn das verdammte Ding.»
     
    An diesem Abend nahm Orla die Karte mit ins Bett. Sie küsste sie, nachdem sie sich vorher sorgfältig den roten Lippenstift abgewischt hatte. «Als ob ich dich je verbrennen würde. Du musst nie ins Feuer gehen, Kumpel. Erinnerst du dich an unseren ersten Valentinstag? Es war gleichzeitig unser Jahrestag. Die Karte von damals liegt in der gestreiften Schachtel unter meinem Bett zu Hause, aber ich kann dir daraus zitieren, wenn du magst, bin ich nicht
schlau

    Liebste Fee,
     
    365 Tage, Tendenz steigend. Ich liebe dich! Oder ist das schon ein alter Hut? Das mit uns dürfte gar nicht klappen. Du bist eine zugeknöpfte Paukerin, und ich bin ein Clown mit Ambitionen. Ich sollte mit einer Glamour-Queen zusammen sein, die genauso hohl ist wie ich. Du solltest mit jemandem zusammen sein, der solide und finanziell flüssig ist und der zustimmend nickt, wenn du klug daherredest, mit einem, der dich nicht ständig mit deinem Arsch aufzieht. Aber dafür müssten sich die Sterne wohl neu anordnen. Die, die die Regeln machen, müssten alles noch mal überdenken. Orla und Sim tun es auf ihre Art. Ich bleibe für immer. Bitte sag, dass du dasselbe vorhast.
     
    Einen wunderbaren Valentinstag.
    Sxxxx
     
    PS : Hast du das gehört? In der Ferne? Das ist mein großer Durchbruch, und er kommt näher und näher …
    «Du hättest vielleicht nicht ganz so viel darauf herumreiten müssen, dass ich eine zugeknöpfte Paukerin bin.» Orla beschwerte sich in heiterem Ton bei der Valentinskarte, genau so, wie sie es bei ihrem Absender getan hätte. «Ich bin vielleicht keine Glamour-Queen, aber ich kann mich auch schick machen.» Sie hatte sich immer über sein Bild von ihr mokiert, sich aber niemals ernsthaft dagegen gewehrt: Es wäre den unausweichlich darauffolgenden Streit nicht wert gewesen.
    «Gute Nacht, Liebling», sagte sie und schaltete das Licht aus.

Sims Tagebuch
    14 . Februar 2010
     
    Weißt du, was ich gern mal täte? Einmal – nur EINMAL  – ein Abendessen bestellen, für das ich auch verdammt noch mal bezahle, ohne damit gleich den griechischen Chor der Missbilligung auf die Bühne zu rufen. Der Valentinstag ist eine einzige Verarsche/das Tagesgericht ist viel günstiger / du magst Gänseleberpastete doch gar nicht.
    Nach

Weitere Kostenlose Bücher