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Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Ein letzter Brief von dir (German Edition)

Titel: Ein letzter Brief von dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Ashton
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nach dem Preis der vergilbten Gedichtsammlung. Maude antwortete, dass sie acht Pfund koste, aber als Stammkunde könne er sie für sechs bekommen. Der Kunde strahlte, zahlte, zögerte und wandte sich mit seiner Papiertüte voller Poesie ab, nur um sich erneut umzudrehen, seinen Mund zu öffnen und ihn wieder zu schließen. Eilig ging er hinaus.
    «Er hat’s nicht geschnallt», krähte Bogna begeistert. «Er heißt George.»
    «Weiß Maude, dass sie einen Verehrer hat?»
    «Sieh dir ihr Gesicht an.»
    Ein selbstzufriedenes Grinsen hatte sich auf Maudes normalerweise ruhigem Gesicht ausgebreitet.
    Sie wusste es.

Sims Tagebuch
    11 . Februar 2012
     
    Als ich drei war, so erzählt man sich in meiner Familie, habe ich einmal die Hand ins Feuer gelegt. «Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, Mummy.» Ich hab Kopfweh. Haarwurzelkatarrh. Der Fahrer musste heute Morgen an die Tür hämmern, um mich aufzuwecken. Maude ist nicht ganz so charmant, wenn man sie um fünf Uhr morgens weckt. Zu spät zur Außenaufnahme gekommen. Das süße kleine Make-up-Mädchen (sie ist lecker ) jammerte über die Ringe unter meinen Augen.
    «Richard Burton hat gesoffen», hab ich zu Reece gesagt. «Oliver Reed. Peter O’Toole.»
    «Du bist verdammt noch mal nicht Richard Burton», hat er erwidert.
    Ich hab die Valentinskarte ausgesucht. Perfektes Bild. Ich formuliere im Kopf die Worte, verwerfe sie und formuliere sie neu. Der Text muss sitzen. O sagt immer, ich sei «gut» im Kartenschreiben, aber die Bedeutung dieser hier lähmt mich.
    Ant macht mir Sorgen. Sie benimmt sich komisch. Ich weiß, dass sie der Crew gegenüber diskret ist, aber heute hat sie mir zugeflüstert: «Ich kann’s kaum erwarten, deine Orla kennenzulernen. Wir werden uns SO VIEL zu erzählen haben», total sarkastisch. Ich hab sie am Handgelenk gepackt. Hat einen blauen Fleck gegeben. Das hübsche Make-up-Mädchen musste ihn abdecken.
    Fee, Fee, vertrau mir. Vertrau mir, dass ich weiß, was richtig für uns ist.
    Ich brauche ein Ja von dir, Schatz. Sag laut und aus vollem Herzen JA !
    Ich bin nicht mehr drei Jahre alt, aber ich schaff’s einfach nicht, meine Hand vom Feuer fernzuhalten. Wenn man sich verbrennt, weiß man wenigstens, dass man lebt.

Kapitel dreizehn
    H eute ist die Nacht der Nächte.»
    Die Valentinskarte durfte zuschauen, wie Orla sich das Haar wusch und es stylte, wie sie sich mit Bodylotion einrieb und die Wimpern mit der Wimpernzange bearbeitete. Zurechtgemacht, schimmernd, aufgehübscht, fuhr sie mit den Armen in das blaue Kleid, ließ es über den Kopf gleiten und zog den Reißverschluss an der Seite zu.
    «Ob das ausreicht?» Normalerweise waren ihr Komplimente eher unangenehm, sie traute ihnen nicht, aber heute wusste Orla, dass sie hinreißend aussah. Sie hatte sich
Mühe gegeben
, ganz wie ihre Mutter sie immer ermahnt hatte. Das Kleid reichte bis zur Mitte des Oberschenkels und zeigte mehr von ihrem Bein, als sie normalerweise mit der Welt teilte. Ihr Haar benahm sich anständig und lag glatt und schwer und glänzend um ihr dezent geschminktes Gesicht.
    Sim hätte in der Haustür gestanden. Er hätte ihr gesagt, dass sie nirgendwohin gehen würde. Er hätte ihr den Lippenstift weggeküsst, und sie wären zu spät zu Reeces Party gekommen.
    Die Valentinskarte war ein jämmerlicher Ersatz.
    Lippenstift. Handy. Kleiner Schminkspiegel. Mundspray. Schlüssel. Eins nach dem anderen wanderte in das Abendtäschchen, das sie ebenfalls neu gekauft hatte. Es bestand aus mit Perlen bestickter Seide und fiel schwer an ihrer Seite herunter. Eine größere Gobelintasche, die sie von Maude geliehen hatte, stand bereits gepackt an der Tür.
    «Zahnbürste!», rief Orla, stürzte ins Bad und saugte die Feuchtigkeit aus den Borsten der Zahnbürste, um sie dann in ihren Kulturbeutel zu stecken.
    Mit zusammengepressten Knien setzte sich Orla auf die Bettkante und wartete. Sie wagte sich kaum zu rühren in ihrer fremden, glitzernden Aufmachung, aus Angst, dass ihre Wimpern wieder schlappmachen oder ihr Pony in sich zusammenfallen könnte. Die Valentinskarte wartete mit ihr auf ihrem Schoß.
    «Heute wird aber nicht in den Swimmingpool gefallen, verstanden?»
    Die Türklingel ließ sie vom Bett hochfahren. Sie jagte noch einmal ziellos durch das Zimmer und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Dann nahm sie die Einladung und stopfte sie mit der Valentinskarte zusammen in das kleine Täschchen.
    Die neuen Schuhe verwandelten ihren Gang in ein Humpeln, als sie

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