Ein Liebestraum auf den Bahamas
beraten lassen. Doch zunächst würde es genügen, wenn sie und Parker sich allein unterhielten – ohne Rechtsbeistand.
Die Sekretärin klopfte kurz an Parkers Tür, öffnete dann und trat ein. Parker stand an einem Fenster, von dem man eine atemberaubende Sicht auf die Biscayne Bay hatte. Fasziniert betrachtete Cassie ihn.
„Du starrst mich an, Cassie“, sagte er kühl.
Prompt errötete sie. Erst jetzt fiel ihr auf, dass seine Sekretärin gegangen war und sie Parker die ganze Zeit unverwandt angesehen hatte. „Entschuldige, aber ich komme einfach nicht darüber hinweg, wie sehr du Dad ähnlich siehst.“
Er lachte leise. „Das ist komisch. Ich dachte am Sonntag genau dasselbe. Vorher ist mir nicht einmal die Idee gekommen, dass du ihm so ähnlich sein könntest.“
Aus irgendeinem Grund fühlte Cassie sich angegriffen und hob stolz das Kinn. „Wem hätte ich denn deiner Meinung nach ähnlich sehen sollen?“
Gelassen zuckte er die Schultern. „Ich weiß nicht, vielleicht mehr deiner Mutter, einer Fremden, zu der ich keine persönliche Beziehung habe. Als ich dich gesehen habe, war ich gezwungen, etwas zuzugeben, das ich seit der Eröffnung von Dads Testament nicht wahrhaben wollte.“
„Und das wäre?“
„Dass ich noch eine Schwester habe, für die mein Vater viel empfunden hat. Denn das muss er, sonst hätte er dich nicht so großzügig in seinem Testament bedacht“, antwortete er leichthin und wies auf einen Sessel.
„Allerdings bin ich eine Schwester, auf die du gern verzichtet hättest“, erwiderte sie ruhig und setzte sich.
Er ging um den Schreibtisch herum und nahm in seinem Sessel Platz. Ein fast verlegenes Lächeln umspielte Parkers Lippen. „Ja, aber nimm es bitte nicht persönlich. Mit Brittany und Brooke ging es mir ab und zu genauso. Es war schwer, der älteste Bruder zu sein.“ Nachdenklich fügte er hinzu: „Oder der älteste Sohn.“
Nichts würde Cassie davon überzeugen, dass ihr Vater an seinen Sohn ungerecht hohe Erwartungen gestellt hatte. „Du willst doch wohl nicht andeuten, dass Dad dich zu hart angetrieben hat, weil du der Älteste warst.“
Ihre Frage schien ihn zu überraschen. „Nein, ich war sehr ehrgeizig. Ich bewunderte alles an ihm und wollte genauso werden wie er. Er war in allem erfolgreich – beim Sport, im Geschäft, finanziell. Und er war überall beliebt und angesehen. Ich wusste nicht, ob ich es je schaffen würde, in seine Fußstapfen zu treten. Aber bei Gott, das habe ich mir immer gewünscht.“
Nachdem er kurz geschwiegen hatte, fuhr Parker fort: „Eins muss ich über Dad sagen: Er war fair zu uns allen. Schon früh hat er uns ermuntert, Aufgaben im Familienunternehmen zu übernehmen. Und keiner von uns hat es je bereut.“
Cassie nickte. John hatte sie genauso darin bestärkt, im Hotel mitzuarbeiten. Als Sechzehnjährige hatte sie im „Garrison Grand-Bahamas“ gejobbt. Nach dem Collegeabschluss hatte ihr Vater ihr die Leitung übertragen. Für eine Zweiundzwanzigjährige war die Verantwortung ungewöhnlich groß. Dennoch hatte er keinen Moment an ihr gezweifelt und immer wieder sein Vertrauen in ihre Fähigkeiten bekräftigt.
Deswegen hatte sie ihn auch nicht enttäuschen wollen. Parker schien es nicht anders ergangen zu sein. Glaubte er vielleicht, dass er seinen Vater doch irgendwie enttäuscht hatte und deshalb nicht den Hauptteil der Aktien erbte?
„Dad war sehr stolz auf dich, Parker“, sagte sie nach kurzem Zögern.
Er konnte nicht verbergen, wie verwundert er war. „Er hat mit dir über uns geredet?“
„Natürlich. So wie die Dinge standen, konnte er mit euch nicht über mich sprechen. Andersherum schon. Er hat mir oft erzählt, wie gut du in deinem Job bist und dass er dir das ganze Unternehmen eines Tages unbesorgt überlassen würde.“
Parker lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte sie stirnrunzelnd. „Wenn das stimmt, warum teilen wir uns die Entscheidungsgewalt?“
Cassie lächelte. Da war er wieder, dieser typische arrogante Tonfall. „Weil ich im Beruf genauso gut bin wie du. Dad kannte unsere Stärken, aber auch unsere Schwächen. Vielleicht siehst du das im Moment noch anders. Ich glaube allerdings, Dad war überzeugt, dass wir zusammen mehr erreichen. Er war ein fairer Mann, das hast du selbst gesagt.“
„Ja, aber …“
„Nichts aber, Parker. Er war ein guter und fairer Mann, und Punkt. Brandon hat dir sicher erklärt, dass ich nicht bereit bin, meine Anteile zu verkaufen.“
„Ja, das hat
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