Ein Liebhaber wie Tony
gesagt«, erwiderte Tony leise.
Sharon räusperte sich. »Hat dir deine Mutter erzählt, worum es geht?«
Er nickte, blickte nun ziemlich wachsam. »Ich bin überrascht, dass es nicht schon vorher auf den Tisch kam. Die Leute redeten doch damals über nichts anderes. Sharon?«
Sie griff nach hinten zum Türknauf und hielt sich daran wie an einem Anker fest. »Was?«
»Es stört dich, dass ich Carmen geheiratet habe, als sie schwanger war, stimmtâs?«
Es wäre dumm und altmodisch, sich an einer Sache wie dieser zu stören, dachte Sharon.
»Natürlich nicht«, sagte sie deshalb.
Tony wurde wütend, und im nächsten Moment schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch und fluchte.
Sharon wollte etwas sagen, aber Tony hob drohend den Zeigefinger.
»Lüg mich nicht an«, warnte er sie.
Sharon trat wieder ins Zimmer und schloss die Tür, damit die Kinder nichts hörten.
»Also gut«, sagte sie ärgerlich, »du hast gewonnen. Ja, es stört mich, dass Carmen schwanger war. Es stört mich, dass sie überhaupt jemals existiert hat. Bist du jetzt zufrieden?«
Tony starrte sie an. »Du warst eifersüchtig auf Carmen?«
Sie drehte sich um, um die Tränen zu verbergen, die sie nicht verdrängen konnte, und legte die Stirn an die Tür. Sekundenlang stand Sharon einfach nur da, atmete schwer und versuchte, die Fassung wiederzuerlangen. Als sie Tonys starke Hand sanft auf der Schulter spürte, machte sie sich steif.
»Ich habe das nicht gewusst, Baby. Es tut mir leid.«
Sharon brachte kein Wort heraus. Tony drehte sie um und nahm sie in die Arme. Sie verbarg ihr Gesicht an seiner breiten Schulter, und Tony strich ihr übers Haar.
»Ich habe eine Menge Fehler gemacht«, gab er zu.
Sharon nickte, hob den Kopf, konnte Tony aber nicht in die Augen sehen. »Ich ebenfalls. Und jetzt fahre ich besser zu meiner Wohnung.«
Er drückte sie noch einmal ganz fest und lieà sie dann gehen.
Sie verlieà das Haus, lief zur Garage und glitt hinter das Lenkrad ihres Autos. Per Fernbedienung öffnete Sharon das Garagentor und fuhr vorsichtig hinaus. Es war ihr nicht einmal in den Sinn gekommen, sich von Marc und Brian zu verabschieden, so betroffen war sie.
4. KAPITEL
Das kleine Gartenapartment erschien Sharon wie eine Gefängniszelle, als sie dort eintraf. Unterwegs hatte sie sich aus einem Restaurant etwas zu essen mitgenommen. An den Wänden ihrer Wohnung, die von Nikotin ganz vergilbt waren, hing kein einziges Bild, und die billigen Möbelstücke hatten schon viele Mieter vor Sharon benutzt.
Sie fühlte sich immer schrecklich einsam, wenn sie aus dem groÃen Haus und von den Kindern hierher zurückkam. Sie stellte den Fernseher ein, setzte sich auf die Couch, packte das Essen aus und sah sich das Neueste auf dem Einkaufskanal an.
Sie stand kurz davor, ein Set von Schraubenziehern mit Marmorgriffen zu bestellen, als es an der Tür klopfte. Sharon schaltete den Ton ab und warf die Reste ihres Essens in den Mülleimer.
»Wer ist da?«, rief sie.
»Ich binâs, Helen.«
Sharon öffnete und bat ihre Angestellte lächelnd herein.
Helen war, genau wie Sharon, Anfang dreiÃig, hatte gepflegtes schwarzes Haar und eine schlanke Figur. Die mandelförmigen Augen zeugten von ihrer orientalischen Abstammung.
Helens Blick fiel auf die Reisetasche, die immer noch auf dem Boden stand. »Wie warâs mit den Kindern?«
Sharon sah weg.
»Schön«, erwiderte sie.
Helen hockte sich auf die Lehne eines Sessels. »Du bist so ruhig. Was ist los?«
Sharon tat, als hätte sie die Frage nicht gehört, ging zur Kochnische und holte zwei Becher aus dem Schrank. »Möchtest du Kaffee?«
»Sicher«, antwortete Helen neben ihr.
Sharon zuckte zusammen; denn sie hatte nicht bemerkt, dass Helen ihr gefolgt war. Offensichtlich hatte sie es immer nur mit Leuten zu tun, die sich anschlichen.
Sie füllte die Becher mit Wasser, platzierte sie im Mikrowellenherd und stellte die Zeit ein. Nach wie vor vermied sie es, Helen anzusehen.
»Mann, bist du heute gesprächig! Hattest du Ãrger mit Tony?«
Sharon schluckte, und für einen Moment brannten ihre Augen.
»Hör mal«, sagte sie etwas zu fröhlich und zu schnell, »ich habe mir gedacht, ich sollte mal etwas in der Wohnung tun. Renovieren, ein paar nette Möbel kaufen und so weiter.«
Helen legte ihr
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