Ein Liebhaber wie Tony
Himmels willen!«, schrie Brian auf, als sie die drei Stufen heruntergestürmt waren, die von der Küche zum Wohnbereich führten. »Der Teppich ist völlig durchnässt.«
Marc reagierte darauf mit einem Jubelschrei. Er sprang um den Tisch herum und freute sich über die patschenden Laute, die dadurch entstanden.
»Fasst keinen der Lichtschalter an«, warnte Sharon, stürzte an den beiden vorbei und folgte dem Lauf des Wassers bis ins Badezimmer.
Ein gebrochenes Rohr unter dem Abfluss war die Ursache des Ãbels. Sharon kniete nieder und drehte den Absperrhahn rasch zu, um das Wasser zu stoppen.
»Was mache ich jetzt?«, fragte sie sich leise und lehnte den Kopf an den Unterschrank des Waschbeckens. Ihre Schuhe und der untere Teil ihrer Jeans waren durchnässt.
Als Sharon sich gerade wieder aufrichtete, läutete das Telefon.
Gleich darauf schallte Marcs Stimme durch das Sommerhaus, das Tony und sie vor drei Jahren nach einem besonders guten Vertragsabschluss des Familienunternehmens gekauft hatten.
»Ja, wenn man von dem platten Reifen absieht, sind wir gut angekommen. Es ist wirklich ganz prima, Dad. Wahrscheinlich ist irgendwo ein Rohr gebrochen, denn es steht alles unter Wasser, und der Boden ist ganz matschig.«
Sharon holte tief Luft, ging ins Wohnzimmer und riss Marc den Hörer aus der Hand.
»Prima ist wohl nicht der richtige Ausdruck«, sagte sie sauer und warf Marc einen tadelnden Blick zu.
Tony stellte ein paar sachliche Fragen, und Sharon beantwortete sie.
Ja, sie hätte die undichte Stelle gefunden, ja, sie hätte den Hahn abgedreht, ja, es sei praktisch alles überschwemmt.
»Also, wen rufe ich jetzt an?«, wollte Sharon dann wissen.
»Niemanden«, kam die Antwort klipp und klar. »Ich komme mit der nächsten Fähre zu euch.«
Sharon brauchte etwas Abstand. Das war einer der Gründe, warum sie auf die Insel gefahren war.
»Ich glaube, das ist keine gute Idee«, begann sie, hörte aber nur noch ein Klicken. »Tony?«
Ein beständiger Summton war alles, was sie vernahm.
Hastig wählte sie seine Nummer. Nur der automatische Anrufbeantworter schaltete sich ein. In aller Deutlichkeit sprach Sharon aufs Band, was sie von Tonys Ãberheblichkeit hielt, und knallte den Hörer auf die Gabel.
Brian und Marc sahen sie mit groÃen Augen an. Haare und Kleider der beiden waren vom Regen völlig durchnässt, ihre Schuhe vom Wasserschaden. Mütterliche Schuldgefühle stiegen in Sharon auf. Sie fing an zu erklären, warum sie so böse auf Tony war, brach aber mittendrin ab, und machte eine resignierende Geste.
»Was soll ich sagen? Zieht die nassen Sachen aus und legt euch aufs Sofa.«
Der Regen trommelte gegen die Scheiben, und es war kalt im Zimmer. Entschlossen ging Sharon zum Kamin, legte zerknülltes Zeitungspapier und Anmachholz hinein und zündete es mit einem Streichholz an. Ein Feuer flammte auf, als sie die Luftklappe öffnete. Sie nahm ein Holzscheit aus dem Kupferkessel, der neben dem Kamin stand, und warf es in die Flammen. Marc und Brian hatten es sich inzwischen auf der Couch bequem gemacht. »Kommt Daddy?«, fragte Brian leise.
Sharon seufzte. Es überkam sie ein Gefühl der Unzulänglichkeit. Dann nickte sie. »Ja.«
»Wieso bist du so sauer auf ihn?«, erkundigte sich Marc. »Er will uns doch nur helfen, oder?«
Sharon tat, als hätte sie die Frage nicht gehört, und ging in die Küche, die ihr wie eine goldene Oase in der Dunkelheit vorkam. Am liebsten hätte sie sich hier verkrochen.
»Wer möchte heiÃe Schokolade?«, rief sie so fröhlich wie möglich.
Marc und Brian sagten zwar, dass Kakao jetzt genau das Richtige wäre, aber ihre Stimmen klangen dabei etwas dünn.
Sharon setzte Milch auf und holte Kakao und Kaffee aus dem Schrank. DrauÃen heulte der Wind, und dicke Regentropfen prasselten aufs Dach und an die Fenster.
»Ab und zu finde ich so ein richtiges Gewitter sehr schön«, bemerkte sie.
»Was passiert, wenn wir kein Holz mehr haben?«, fragte Briana. »Wir werden erfrieren.«
Marc lachte sie aus. »Kein Mensch erfriert mitten im August, du Superhirn.«
»Du kommst dir wohl wie Superman vor, was?«
Sharon schloss die Augen und zählte bis zehn. »Hört auf und vertragt euch, ja? Wir müssen alle aus dieser Situation das Beste machen.«
In dem Moment, in dem die Worte heraus
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