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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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behandelt wird, obwohl es technisch gesehen nicht um Sorgerecht, sondern um Eigentumsfragen geht. Und bei einem Sorgerechtsstreit wird die Moralität Ihrer Beziehung immer auf dem Prüfstand stehen.«
    Zoe schüttelt den Kopf. »Biologisch gesehen ist das mein Baby.«
    »Folgt man diesem Argument, dann ist es auch von Max. Er hat genauso viel Recht auf die Embryonen wie Sie – und Preston wird erklären, dass er für die ungeborenen Kinder moralisch besser ist als Sie.«
    »Na ja, er ist auch nicht gerade der Prototyp eines christlichen Daddys«, bemerke ich. »Er ist unverheiratet. Er ist ein trockener Alkoholiker …«
    »Gut«, murmelt Angela und macht sich Notizen. »Das könnte helfen. Aber wir wissen noch nicht, was Max mit den Embryonen vorhat. Wir werden unseren Fall auf der Aussage aufbauen, dass Sie ein liebendes, engagiertes Paar sind, das stark in der Gemeinde verwurzelt ist und Respekt in Ihren jeweiligen Berufen genießt.«
    »Und wird das reichen?«, fragt Zoe.
    »Ich weiß es nicht. Wir werden keinerlei Einfluss darauf haben, in welche Richtung die wilde Jagd geht, die Wade Preston entfesseln wird. Aber wir haben eine starke Position, und wir werden uns nicht von ihm überrollen lassen. So … Jetzt brauche ich noch ein paar Hintergrundinformationen von Ihnen. Wann haben Sie geheiratet?«
    »Im April, in Fall River«, antworte ich.
    »Und wo wohnen Sie zurzeit?«
    »In Wilmington, Rhode Island.«
    Angela schreibt sich alles auf. »Und leben Sie im selben Haus?«
    »Ja«, sage ich. »Zoe ist zu mir gezogen.«
    »Gehört das Haus Ihnen?«
    Ich nicke. »Es hat drei Schlafzimmer, also genug Platz für Kinder.«
    »Zoe«, wendet Angela sich an sie, »ich weiß, dass Sie Fruchtbarkeitsprobleme hatten und keine Kinder haben – aber Vanessa, was ist mit Ihnen? Waren Sie je schwanger?«
    »Nein …«
    »Aber sie hat keine Fruchtbarkeitsstörungen«, fügt Zoe hinzu.
    »Na ja«, erwidere ich, »zumindest nehme ich das an. Lesben schießen ja nicht scharf. Also kann man das nicht wissen.«
    Angela grinst. »Lassen Sie uns kurz über Max sprechen. Als Sie mit ihm verheiratet waren, Zoe, hat er da getrunken?«
    Zoe senkt den Blick. »Ich habe manchmal versteckten Alkohol gefunden. Den habe ich aber immer sofort in die Spüle gegossen. Und er wusste das. Immerhin hat er die leeren Flaschen zur Mülltonne gebracht. Aber wir haben nie darüber gesprochen. Immer wenn ich ein Versteck gefunden und den Inhalt entsorgt habe, hat er den perfekten Ehemann gespielt, mich massiert und zum Essen ausgeführt. Anschließend war alles wieder gut … bis ich die nächste Flasche unter den Staubsaugerbeuteln oder hinter den Glühbirnen gefunden habe. Nur geredet haben wir darüber nie. Kein Wort.«
    »Hat Max Sie je misshandelt?«
    »Nein«, antwortet Zoe. »Bei dem Versuch, ein Kind zu bekommen, sind wir durch die Hölle gegangen, aber ich habe nie daran gezweifelt, dass er mich liebt. Was er jetzt sagt, klingt überhaupt nicht nach Max. Es klingt mehr nach seinem Bruder.«
    »Nach seinem Bruder?«
    »Reid hat sich um Max gekümmert, bevor ich ihn kennengelernt habe, und ihn zu den Anonymen Alkoholikern gebracht. Er gehört der Eternal Glory Church an, in die auch Max jetzt geht – und Max wohnt bei ihm.«
    »Wissen Sie, wie man eine Nonne nennt, die gerade ihr Juraexamen bestanden hat?«, fragt Angela und überfliegt noch mal die Mitschrift meines ersten Anrufs hier. »Sister-in-Law, Schwägerin.«
    Neben mir lacht Zoe.
    »Sehen Sie?«, sagt Angela. »Solange man Anwaltswitze machen kann, gibt es noch Hoffnung auf der Welt. Und ich kenne eine gefühlte Million davon.« Sie schaut auf die Anklageschrift, die uns zugestellt worden ist. »Die Sprache hier ist ziemlich religiös. Könnte Reid etwas mit Max’ Entscheidung zu tun haben, Klage einzureichen?«
    »Er oder Clive Lincoln«, antwortet Zoe. »Er ist der Pastor der Eternal Glory Church.«
    »Ja, ich kenne ihn«, seufzt Angela und rollt mit den Augen. »Ein wirklich netter Mann. Er hat einmal auf den Stufen des Massachusetts State House einen Farbeimer nach mir geworfen. War Max schon immer so religiös?«
    »Nein. Nach unserer Hochzeit haben wir sogar aufgehört, Reid und Liddy zu besuchen, weil wir uns ihre Predigten nicht länger anhören wollten.«
    »Wie dachte Max damals über Homosexualität?«, fragt Angela.
    Zoe blinzelt. »Ich glaube, darüber haben wir nie geredet. Ich meine, er war nicht offen intolerant, aber er war auch nicht gerade ein Fürsprecher

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