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Ein Lied für meine Tochter

Ein Lied für meine Tochter

Titel: Ein Lied für meine Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Kontakt zu ihr aufzunehmen, fällt Wade noch etwas ein, was er mir unbedingt zu meinem Verhalten vor Gericht erklären muss: Sitzen Sie aufrecht. Zappeln Sie nicht herum. Verziehen Sie nicht das Gesicht. Reagieren Sie auf nichts, was die andere Seite sagt, egal wie sehr es Sie auch aufregen mag. So wie er redet, könnte man glauben, ich sei auf einer Theaterpremiere und nicht in einem Gerichtssaal.
    Meine Krawatte droht, mich zu ersticken, doch jedes Mal, wenn ich daran ziehe, ermahnen mich Wade oder Reid, sofort damit aufzuhören.
    »Showtime«, murmelt Wade, und ich drehe mich um und sehe, wohin er schaut. Zoe ist gerade in den Gerichtssaal gekommen, zusammen mit Vanessa und einer kleinen Lady mit wippenden, schwarzen Locken, die nach allen Seiten von ihrem Kopf abstehen.
    »Wir sind in der Unterzahl«, flüstert Vanessa, aber ich kann sie hören, und mir gefällt die Vorstellung, dass Reid sie schon jetzt in Verlegenheit gebracht hat. Zoe schaut mich nicht an, als sie sich setzt. Ich wette, die kleine Anwältin hat ihr auch ein ganzes Regelbuch gegeben.
    Wade wählt leise eine Nummer auf seinem Handy, und einen Augenblick später öffnet sich die Doppeltür im hinteren Teil des Saals, und Ben Benjamins junge Assistentin schiebt einen Wagen voller Bücher den Gang hinunter. Die stapelt sie dann vor Wade, während Zoe, Vanessa und ihre Anwältin zuschauen. Es sind Nachschlagewerke und Gesetzesbücher aus anderen Staaten. Ich lese die Titel auf den Buchrücken: Die Traditionelle Ehe, Zur Erhaltung familiärer Werte …
    Das letzte Buch, das die junge Frau ganz oben auf den Stapel legt, ist die Bibel.
    »Hey, Zoe«, sagt die schwarzlockige Anwältin. »Kennen Sie den Unterschied zwischen einem Seewolf und Wade Preston? Der eine ist ein schleimiges Vieh, das im Dreck wühlt, der andere nur ein Fisch.«
    Ein Mann steht auf. »Bitte, erheben Sie sich. Den Vorsitz führt der ehrenwerte Padraic O’Neill.«
    Der Richter betritt den Saal durch eine andere Tür. Er hat gewelltes weißes Haar mit einem winzigen schwarzen Fleck auf dem Kopf. Tiefe Falten umrahmen seinen Mund und betonen seinen mürrischen Gesichtsausdruck.
    Nachdem er sich gesetzt hat, nehmen auch wir wieder Platz. »Baxter gegen Baxter«, ruft der Gerichtsdiener unseren Fall auf.
    Ben Benjamin steht auf. »Euer Ehren, ich vertrete heute die Nebenkläger: Reid und Liddy Baxter. Meine Mandanten beantragen, sie als Partei zu der Verhandlung zuzulassen, und mein Kollege Mr. Preston und ich würden gerne zu dem Fall angehört werden.«
    Der Richter verzieht das Gesicht zu einem Lächeln. »Wenn das nicht der kleine Benny Benjamin ist! Es ist immer wieder schön, Sie im Gericht zu sehen. Wollen wir doch mal sehen, ob Sie sich irgendwas von dem gemerkt haben, was ich Ihnen beigebracht habe.« Er schaut in die Akte. »So … Worum genau geht es bei dieser Klage?«
    »Euer Ehren, es geht um die Rechtsgewalt über drei eingefrorene Embryonen, die nach der Scheidung von Max und Zoe Baxter verblieben sind. Reid und Liddy Baxter sind der Bruder und die Schwägerin. Sie wollen – und Max Baxter auch – die Rechtsgewalt über die Embryonen, um sie dem Bruder und der Schwägerin zu geben, damit diese sie austragen und als ihre eigenen Kinder großziehen können.«
    Richter O’Neill legt die Stirn in Falten. »Wollen Sie mir damit sagen, dass es hier um eine Eigentumsfrage geht, die während der Scheidung nicht geregelt worden ist?«
    Wade steht neben mir auf. Sein Aftershave riecht nach Limone. »Euer Ehren, bei allem gebührendem Respekt«, sagt er, »wir reden hier von Kindern. Von ungeborenen Kindern …«
    Auf der anderen Seite des Gangs erhebt sich Zoes Anwältin. »Einspruch, Euer Ehren. Das ist doch lächerlich. Könnte bitte jemand Mr. Preston sagen, dass wir uns nicht in Louisiana befinden?«
    Richter O’Neill deutet auf Wade. »Sie! Setzen Sie sich. Sofort!«
    »Euer Ehren«, sagt Zoes Anwältin, »Max Baxter missbraucht die Biologie, um meiner Mandantin drei eingefrorene Embryonen wegzunehmen … meiner Mandantin, die als Mutter dieser Kinder vorgesehen war. Sie und ihr legaler Gatte beabsichtigen, sie in einer gesunden, liebevollen Familie großzuziehen.«
    »Und wo ist dieser ›legale Gatte‹, wie Sie es nennen?«, fragt O’Neill. »Ich sehe ihn nicht.«
    »Meine Mandantin ist im Staate Massachusetts legal mit ihrer Partnerin verheiratet, Vanessa Shaw.«
    »Nun, Miss Moretti«, erwidert der Richter, »in Rhode Island ist sie nicht verheiratet. Und

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