Ein Lied für meine Tochter

Muttermal hat, das wie Massachusetts geformt ist.
    Als wir uns letzte Nacht verschwitzt und keuchend voneinander gelöst haben, hat Zoe gefragt: »Und was passiert als Nächstes?«
    Und das ist der Grund, warum ich jetzt dort bin, wo ich gerade bin: Ich liege angezogen auf meinem Bett, und Zoes Haar bedeckt mein Gesicht, während sie mich küsst. Zaghaft bewegen sich ihre Hände über meinen Körper.
    Ich glaube, wir wussten beide, dass diese Nacht so enden würde, und das obwohl der Abend mit einem mittelmäßigen Essen beim Italiener und einem schlechten Film nicht gerade gut begonnen hatte. Aber kommt es zwischen zwei Menschen nicht immer auf die gleiche Art zum Sex? Ist da nicht dieser Sturm, der sich zwischen zwei Leuten zusammenbraut und schließlich zum Ausbruch kommt?
    Doch das hier ist etwas anderes. Auch wenn es für Zoe das erste Mal ist, bin ich diejenige, die alles verlieren könnte, wenn es nicht perfekt läuft.
    Also ermahne ich mich, es ihr zu überlassen, wie schnell es weitergeht, und so entwickelt es sich zu einer schier wunderbaren Qual, während ihre Hände von meinen Schultern über meine Rippen bis zu meinen Hüften wandern. Doch dann hört sie plötzlich auf. »Was ist los?«, flüstere ich und stelle mir das Schlimmste vor: Sie ist angewidert. Sie fühlt nichts. Sie erkennt, dass sie einen Fehler begangen hat.
    »Ich glaube, ich habe Angst«, berichtet Zoe.
    »Wir müssen ja nichts tun«, sage ich.
    »Ich will aber. Ich habe nur Angst, dass ich es falsch mache.«
    »Zoe«, sage ich, »es gibt dabei kein Falsch oder Richtig.«
    Ich schiebe ihre Hände unter mein Hemd. Ihre Finger brennen auf meinem Bauch, und ich bin sicher, wenn ich morgen früh aufwache, haben sich ihre Initialen dort eingebrannt. Langsam wandern ihre Hände nach oben, bis zu meinem BH.
    Folgendes sollten Sie über lesbischen Sex wissen: Es ist egal, ob Ihr Körper perfekt ist oder nicht, denn Ihre Partnerin stellt sich dieselbe Frage wie Sie. Es ist spielt keine Rolle, ob Sie noch nie eine Frau berührt haben, denn Sie sind eine Frau und wissen, was Sie mögen. Ich glaube, als Zoe mir schließlich die Bluse auszieht, schreie ich leise, aber sie drückt ihre Lippen auf meinen Mund und erstickt das Geräusch. Dann zieht auch sie ihre Kleider aus. Wir sind ein Knäuel aus glatten Beinen, aus Gipfeln und Tälern, aus Seufzen und Flehen. Zoe packt mich, und ich versuche, sie ein wenig zu bremsen, und irgendwie treffen wir uns in der Mitte.
    Hinterher liegen wir aneinandergeschmiegt auf den Laken. Ich rieche ihre Haut, ihren Schweiß und ihr Haar, und ich stelle mir vor, wie wunderbar es ist, dass mein Bettzeug noch nach ihr riechen wird, wenn sie schon längst wieder weg ist. Doch solch perfekte Dinge dauern nie wirklich lange an. Ich bin diesen Weg auch früher schon mit heterosexuellen Frauen gegangen, und deshalb weiß ich, dass solch ein wahr gewordener Traum nicht zwingend andauern wird. Ich glaube zwar, dass Zoe das hier gewollt hat, aber ich kann nicht glauben, dass sie es auch weiterhin will.
    Zoe dreht sich im Schlaf herum, sodass sie mit dem Gesicht zu mir liegt. Ihr Bein gleitet zwischen meine. Ich ziehe sie näher zu mir heran, und ich frage mich, wie schnell diese Begeisterung für das Neue wohl verfliegen wird.
    Zwei Wochen später warte ich noch immer auf den sprichwörtlichen Hammer. Zoe und ich haben jede Nacht miteinander verbracht. Inzwischen sind wir so weit, dass ich sie noch nicht einmal mehr frage, ob sie rüberkommen will, denn ich weiß, dass sie bereits mit chinesischem Essen oder einer DVD auf mich wartet, die wir uns schon immer anschauen wollten, oder mit einem selbst gebackenen Kuchen, den sie unmöglich allein aufessen kann, wie sie immer wieder beteuert.
    Es gibt Augenblicke, da kann ich einfach nicht glauben, wie glücklich ich bin. Aber es gibt genauso viele Augenblicke, in denen ich mich daran erinnere, dass das alles für Zoe noch auf wunderbare Art etwas Neues ist. Privat ist Zoe ja so was von lesbisch. Sie liest alle meine alten Ausgaben von Curve . Sie ruft bei der Kabelgesellschaft an und bestellt Logo, und sie unterhält sich mit mir über Provincetown und fragt mich, ob ich je dort war und ob ich dort wieder hin wolle. Sie verhält sich genau so, wie auch ich mich verhalten habe, als ich zum ersten Mal akzeptierte, wer ich wirklich bin. Damals hatte ich das Gefühl, aus einem Käfig befreit worden zu sein, in dem ich zwanzig Jahre lang gefangen war. Zoe hat bis jetzt jedoch noch