Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Lindwurm gähnte, denn er war jetzt, mit so vollem Magen doch ziemlich müde. Deutlich konnte er jede Bewegung des Drachen in sich spüren, doch er mochte das Gefühl und schnurrte nur noch lauter. Die Verdauung würde sicher bald einsetzen, glaubte der Lindwurm. Und dann würde der Drache bestimmt noch verzweifelter versuchen, irgendwie wieder raus zu kommen. Schon jetzt wunderte sich der Lindwurm, dass der Drache überhaupt noch lebte. Andere seiner früheren Opfer waren nach so langer Zeit längst erstickt. „Mitleid brauchst du mit ihm nicht zu haben. Das hätte er mit dir sicher auch nicht gehabt“, meinte der Lindwurm zu Velyne.
Velyne war sich dessen auch bewusst. Doch er war auch noch nicht so richtig abgehärtet, was das richtige, gefährliche Leben außerhalb eines Rudels betraf. „Ob er mich auch leiden hätte lassen, auch wenn ich gefleht hätte?“, fragte er etwas zurückhaltend und dachte nochmals über Lindwurms Worte nach. Der Drache wurde währenddessen immer verzweifelter. Da er selbst viele seiner kleineren Opfer lebendig verschlungen hatte, konnte er sich denken, was ihm bevorstand.
„Bestimmt hätte er das. ich glaube, er war böse genug, um dich richtig zu quälen. Sei besser froh, dass er dir keinen Ärger mehr machen kann.“ Der Lindwurm spürte, dass der Drache langsam mehr und mehr in Panik geriet, doch daran störte er sich im Moment nicht.
„Immerhin weiß er jetzt wie ich mich gefühlt hätte, wenn er es geschafft hätte mich zu fressen... aber na ja... wird er viel leiden?“, fragte der kleine Wolf. Er hatte kaum je ein Lebewesen lange leiden sehen. In seiner Vergangenheit wurde die Beute meistens sofort getötet. Velyne konnte deutlich sehen wie sich der Drache erfolglos abmühte.
„So schlimm wird es schon nicht werden. Vielleicht wird er aus lauter Verzweiflung zu jammern anfangen, aber auf so was höre ich schon gar nicht mehr. Ich glaube nicht, dass er wirklich schmerzen haben wird. Es wundert mich, dass er überhaupt noch lebt. Eigentlich hätte ihm schon die Luft ausgehen müssen.“
„Der Drache scheint es jetzt nicht mehr zu genießen, also so wie der in deinem Bauch rumzappelt. Könnte es sein, dass dein Gift etwas an Wirkung verloren hat? Oder geht er gerade über seine Grenzen hinaus?“ Mittlerweile konnte der Drache es wirklich nicht mehr genießen. Die Panik nahm inzwischen Überhand. Er wollte nicht sterben und schon gar nicht auf solche Weise, als Futter. Nun versuchte er sich zu wehren, obwohl ihn der Lindwurm bereits verschlungen hatte und er in seinem Magen schon eine Weile gefangen war.
Der Lindwurm schnurrte jetzt lauter. Er empfand die Bewegungen des Drachen als sehr angenehm „Es kann durchaus sein, dass das Gift nicht ewig wirkt. Kleinere Tiere sterben meistens dran, aber so ein großer Drache... na ja der könnte sich schon nach einiger Zeit wieder davon erholen. Aber auch das wird ihm nichts nützen. Je mehr er sich bewegt, desto mehr regt er meine Verdauung an und umso schneller wird es mit ihm vorbei sein. Außerdem verbraucht er so mehr Luft, was auch sein Ende beschleunigen wird.“
Velyne schaute den Lindwurm etwas neugierig an. Bei dem Fuchs hatte er nicht merken können, ob er sich gewehrt hatte oder nicht, aber bei so einem großen Drachen, konnte man es deutlich sehen. „Sieht aus als würde es dir Gefallen, wenn er sich so verbissen wehrt, dieser, wie er immer sagte, stolze Drache.“ Hin und wieder konnte man die verzweifelten Stöße des Drachen sehen, er wollte nicht als Futter enden.
Schnurrend antwortete der Lindwurm. „Oh ja. es fühlt sich wirklich sehr angenehm an. Aber der Drache kann machen was er möchte. Er wird sich nicht mehr retten können. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte mein Gift seine Wirkung verloren. Hoffentlich zappelt der Drache nicht zu lange, sonst hält er mich womöglich die halbe Nacht wach. Aber ich denke, er hat nicht mehr viel Zeit. Höchstens fünf Minuten. Ihm scheint der Luftmangel erstaunlich wenig auszumachen. Aber auch ein Drache braucht Sauerstoff um zu überleben. Und der sollte inzwischen aufgebraucht sein.“
Mittlerweile konnte man den Drachen schon brüllen hören. Er bettelte immer wieder darum, herausgelassen zu werden. Man konnte ihn dauernd flehen und wimmern hören. Hin und wieder wurde ein Stoß sichtbar. „Ja ich glaube dein Gift, hat sich verabschiedet... er scheint schon komplett der Verzweiflung verfallen zu sein.“
„Ich wollte ihn eigentlich nicht so lange leiden
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