Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
sich auch zu diesem Zeitpunkt ein wenig müde. Doch man konnte es ihm nicht wirklich anmerken. „Die schlafen bestimmt alle schon. Hehe.“
Der Lindwurm traf bald auf die Spur eines Tieres. In der Dunkelheit war sie kaum zu erkennen, doch der Lindwurm war im Jagen schon so geübt, dass er kaum eine Spur übersah. „Hm... könnte vielleicht ein Reh sein... oder vielleicht sogar noch etwas Größeres“, brummelte der Lindwurm leise vor sich hin. „Kann nicht weit weg sein.“
„Dann schnapp es dir. Ich warte hier auf dich“, sagte Velyne faul grinsend. Die Umgebung war doch etwas ruhig und alles schien irgendwie leise zu sein oder gar zu schlafen. Bis auf ein paar Fledermäuse und den Füchsen vorhin hatte Velyne bisher keine Tiere ausmachen können.
„Bist du etwa schon müde Velyne? Na ja, Das kann ich verstehen. Ihr Wölfe schlaft um diese Zeit meistens schon. Du kannst ja hier auf mich warten. Ich bin gleich wieder da“, meinte der Lindwurm grinsend und kroch der Spur nach. Er machte sich um Velyne keine Sorgen. Der würde auch mal ein paar Minuten ohne ihn auskommen können. Und nachts war es in diesem Wald auf jeden Fall weniger gefährlich, als bei Tageslicht.
Velyne legte sich zu Boden. Seine innerliche Faulheit konnte ihn doch noch überwältigen auch wenn es gerade wirklich aufregend angefangen hatte. Velyne war von Grund auf etwas faul, speziell bei Nacht. Etwas nachdenklich starrte er in den Himmel und erfreute sich am Anblick des Mondes und an den rund um ihn verstreuten Sternen.
Ganz in der Nähe fand der Lindwurm, wonach er suchte. Hinter einer Gruppe von Bäumen waren zwei Rehe... vielleicht auch drei. Ganz leise schlich sich der Lindwurm näher ran. Es war nicht leicht, sich unbemerkt zu nähern, da Rehe ziemlich misstrauisch waren. Vielleicht ist es ganz gut, dass Velyne zurückgeblieben war, dachte er sich. Velyne hätte sich sicher schon verraten, meinte er und näherte sich jetzt dem größten Reh. Mehr als eines würde er nicht erwischen können, deshalb wollte er natürlich das größte Reh haben.
Velyne starrte noch immer die Himmelskörper an. Es war um ihn herum ziemlich ruhig geworden und vom Lindwurm war auch nichts zu hören, doch der Lindwurm bewegte sich meistens so gut wie lautlos fort, meinte Velyne. Erstaunlich für ein Wesen seiner Größe.
Die Rehe hatten noch keine Vorahnung, welch unheilvolles Schicksal einem von ihnen ereilen würde. Sie fraßen an Efeu als wäre alles in Ordnung, doch sie würden durch ihr Misstrauen sicher sofort jeden brechenden Ast hören.
Der Lindwurm wusste das natürlich und deshalb war er besonders vorsichtig. Wenn die Rehe ihn bemerkten, war die Jagd vorbei, denn verfolgen würde er sie nie können. Dazu war er als Lindwurm einfach nicht schnell genug. Er hatte nur einen Versuch, sich eines der Rehe zu schnappen. Eine zweite Chance würde er in dieser Nacht wohl nicht mehr so leicht bekommen. Er war nun sehr dicht dran. Nur noch ein Meter, dachte er sich.
Keines der Rehe konnte den Lindwurm hören oder zumindest bemerken dass irgendwas nicht stimmte. Die drei Rehe, eines davon noch ein Jungtier, gönnten sich noch ihren Mitternachtssnack im Unwissen, dass auch sie selbst dafür eingeplant waren. So vorsichtig Rehe auch immer sind, diese hier würden sicher bald ein Problem zu bekommen. Zumindest eines von ihnen, dachte sich der Lindwurm grinsend.
Der Lindwurm schnellte nach vorne und es gelang ihm, eines der großen Rehe zu erwischen. Allerdings war es gar nicht so leicht, es auch festzuhalten und der Lindwurm musste sich ganz schön anstrengen, bis er seine Beute einigermaßen sicher im Griff hatte. Die anderen beiden Rehe waren natürlich längst fortgelaufen. Genau in Velynes Richtung, dachte sich der Lindwurm noch, doch er musste sich auf seine Beute konzentrieren und nicht auf die beiden Rehe, die davongelaufen waren.
Inzwischen sah Velyne noch immer in den Himmel. Das war etwas, was der Wolf stundenlang machen konnte, ohne sich dabei zu langweilen. Noch niemals hatte er darüber nachgedacht was die hellen Punkte dort oben sind, aber er war sich sicher dass er das nicht verstehen würde. Das war wohl mehr das Zeugs der Zweibeiner. Doch die sinnliche Ruhe hielt nicht lang an und Velyne wurde förmlich überrannt, als das unvorsichtige Jungtier über ihn stolperte. Da Velynes Fell grau war, konnte man ihn nur sehr schwer im Dunkeln erkennen. Das zweite erwachsene Reh lief ohne zu zögern weiter, während Velyne das Jungtier
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