Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
Wir tun es einfach, ohne groß darüber nachzudenken. Wir mögen es, wenn sich unsere Beute in uns noch bewegt. Auch etwas, was ein Wolf wohl nicht verstehen kann. Aber ich finde es auch kein schönes Schicksal, wenn man vorher zerfleischt wird. Das geht vielleicht schneller, aber ist das auch besser? Daran solltest du auch denken. Du kannst mich ja gerne bei meiner nächsten Jagd begleiten, und es dir mal selbst ansehen. Dann kannst du es dir vielleicht besser vorstellen.“
„Ich denke Beute schnell zu töten ist besser. Dann hat sie es immer schnell hinter sich und muss nicht lang warten und sich unnötig von dem Unvermeidbaren fürchten. Ich für meinen Teil, hätte bestimmt Angst wenn ich in irgendeinem Magen auf mein Schicksal warten müsste“, meinte der Wolf.
„Hm na gut. Könnte schon sein. Aber ich werde mich trotzdem nicht ändern. Wir Lindwürmer kennen es einfach nicht anders. Sicher wäre ich mühelos in der Lage, meine Beute schnell zu töten. Aber das ist bei uns einfach nicht üblich. Mach dir deshalb keine Gedanken. Ich verstehe sehr gut, dass du so denkst. Würde mir wahrscheinlich nicht anders gehen, wenn ich ein Wolf wäre“, meinte der Lindwurm lächelnd.
Der Wolf lächelte, eigentlich war es ja egal, welche Variante an einem angewandt wurde. Beute musste letzten Endes so oder so sterben. Vielleicht war auch das, was der Lindwurm bevorzugte etwas angenehmer, aber so was konnte man nur schwer beurteilen. „Ich denke gefressen zu werden ist generell nicht angenehm... aber du brauchst dir da ja auch keine Sorgen zu machen.“
„Das stimmt. Nur junge Lindwürmer, die noch klein sind, könnten gefressen werden. Ich bin inzwischen wohl zu groß. Zumindest habe ich lange niemanden mehr getroffen, der mir wirklich gefährlich hätte werden können. Unangenehm wird es bei meinen Opfern aber erst, wenn die Verdauung einsetzt, oder falls ihnen die Luft ausgehen sollte. Das Fressen selbst tut ihnen nicht weh.“
„Wenn ihnen die Luft ausgeht werden sie vermutlich ja langsam einschlafen, Die Luft kann ja nicht abrupt verschwinden. Es ist komisch über so etwas zu sprechen... aber wie ist des beim Schlucken. Große Beute, da müsstest du ja fast würgen, oder? Also der Würgereflex würde da ja fast einen Strich durch die Rechnung machen.“, fragte er, und schien immer neugieriger zu werden.
„Wir Lindwürmer haben keinen Würgreflex. Der wäre bei uns auch ziemlich lästig. Wir können unsere Nahrung nicht kauen und haben gar keine andere Wahl, als sie so zu schlucken, wie sie ist. Und manchmal sind das schon ziemlich große Brocken. Wölfe sind für uns eigentlich relativ kleine Opfer. Wir sind ohne große Probleme in der Lage dazu, auch deutlich größere Beute zu verschlingen“
„Verstehe. Also wahrscheinlich kein schöner Anblick wenn Angehörige zusehen musst wie du da wen lebendig hinunterbeförderst. Ich wette so etwas miterleben zu müssen, also wie man gefressen wird, muss ja ziemlich demütigend sein, wenn man dann so darüber nachdenkt wo man landet und was mit einem passiert.“
„Hm. Vielleicht. Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht. Könnte schon sein. Aber ich glaube, die meisten meiner Opfer empfinden das in der Situation nicht mehr als Demütigung. Viele haben Angst, manche versuchen sich bis zuletzt zu wehren und manche geben auch einfach auf und tun gar nichts mehr. Ich mag es am liebsten, wenn sie sich möglichst viel bewegen. Das kitzelt immer so schön. Hihi.“
Der Wolf sah den Lindwurm an und versuchte nicht skeptisch dabei auszusehen. Er fand es eher sadistisch, aber das wollte er jetzt besser nicht sagen. „Na ja, Opfer sind eben Opfer. Mit denen habe ich auch kein Mitleid, hehe. Aber so in Angst zappeln lassen ist nicht mein Fall. Das muss doch schrecklich sein“, behauptete er, als er es sich kurz einmal vorstellte.
„Okay, ihr Wölfe verschlingt euer Essen ja nicht am Stück. Aber man gewöhnt sich irgendwann dran. Und wenn man es sowieso nicht anders kann, dann kann man es ja auch etwas genießen. Hehe“, sagte der Lindwurm kichernd. Er wollte dem Wolf keine Angst machen und erzählte ihm lieber nicht zu viel. „Aber im Vergleich zu anderen Lindwürmern bin ich eigentlich nicht fies oder brutal. Manche sind da viel schlimmer als ich.“
„Schlimmer? Inwiefern schlimmer? Also vor Erzählungen habe ich keine Angst, man kann ja nie genug wissen.“, meinte der Wolf und setzte sich vor dem Lindwurm nieder und wartete geduldig. Velyne war inzwischen
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