Ein Lindwurm unter Wölfen (German Edition)
außerdem wollte er Velyne nicht verschlingen, so lange sich Reste von seinem Bruder in ihm befanden. So gemein war nicht mal der Lindwurm.
„Sabberst du etwa?“, fragte Velyne neugierig. Er erwartete kein ja, da er die Antwort bereits wusste. Velyne grinste. Sorgen um seine eigene Sicherheit machte er sich nicht. Schade, dass mein Bruder gerade verschlungen wurde, sonst hätte er mich sicher noch mal schlucken können dachte er sich während der Lindwurm ihn abschleckte. Velyne seufzte beim Gedanken an seinen Bruder, lächelte aber kurz darauf schon wieder.
„Ja aber keine Sorge Kleiner. Das liegt nur an deinem leckeren Geschmack. Aber im Moment habe ich keinen Hunger. Du musst dir also deshalb keine Gedanken machen. Auch wenn du es magst, verschlungen zu werden. Du wirst etwas warten müssen, bis ich das wieder machen kann.“ Inzwischen war es schon mitten in der Nacht und der Lindwurm gähnte noch einmal. „Wenn du willst, kannst du heute Nacht an mich gekuschelt schlafen. Wir könnten uns dann gegenseitig etwas wärmen. Es ist zwar nicht kalt, aber ich mag es, mich nachts an ein lebendes Wesen ankuscheln zu können“, sagte der Lindwurm lächelnd.
„Gerne“, antwortete Velyne und sprang vom Lindwurm. „Aber wo willst du schlafen?“ fragte er mit neugieriger Stimme.
„Hm, mein Nest ist ziemlich weit weg von hier, weil ich euch zwei Wölfen fast einen ganzen Tag lang gefolgt bin. Aber dort drüben am Ufer von diesem See sieht es sehr gemütlich aus. Dorthin sollten wir gehen.“ Lächelnd deutete der Lindwurm zu einem See ganz in der Nähe. Das Ufer sah aus wie ein schöner weicher Sandstrand.
„Ja, das sieht gemütlich aus. Gehst du vor? Dann werde ich dir folgen.“ Velyne stupste den Lindwurm ein wenig. Das hatte er auch mit seinem Bruder immer getan. Dem Lindwurm störte das jedoch nicht und er kicherte nur.
„Ja ich geh ja schon. Nur Geduld, kleiner Wolf. Wir Lindwürmer sind nicht die schnellsten“, erwiderte der Lindwurm lachend und machte sich gleich auf den Weg. Am Ufer angekommen machte er es sich bequem. Er legte sich sehr nahe ans Ufer. Sein langer Schweif hing dabei sogar ein Stückchen im Wasser. „So, hier ist es gemütlich“, meinte er.
Velyne gefiel der See sehr. Ein schöner Platz zum Schlafen, so lange es nicht regnete. Doch nach Regen sah es in dieser sternenklaren Sommernacht nicht aus. Der Wolf war inzwischen auch schon sehr müde und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Zufrieden legte sich neben die Schnauze des Lindwurms und drückte sich an ihn. „Dann wünsch ich dir eine gute Nacht, Lindwurm“, sagte er mit freundlicher Stimme.
Der Lindwurm gähnte herzhaft und streichelte dem Wolf über sein Fell. „Gute Nacht, Kleiner. Und bleib immer schön in meiner Nähe, auch wenn du nachts mal aufwachen solltest. Ich weiß nämlich nicht, ob hier vielleicht auch Raubtiere unterwegs sind. Aber wenn du bei mir bleibst bist du sicher. An mich wagt sich nämlich kein Räuber heran, weil wir Lindwürmer einen ganz üblen Ruf haben.“
„Tatsächlich? Das hätte ich nicht gedacht. Aber ich werde nicht von deiner Seite weichen.“
„Ja, die meisten Tiere halten uns für böse und gefährlich. Dabei können wir auch nett sein“, erklärte der Lindwurm noch und machte es sich nun bequem und schloss die Augen. Er drückte sich vorsichtig ein wenig an den Wolf und spürte seine Wärme. Genießend schnurrend schlief er ein. Auch Velyne schloss seine Augen und schlief sanft ein.
Der Lindwurm schlief in dieser Nacht sehr gut. Erst als es wieder hell wurde, wachte er auf.
Velyne hingegen schlief noch. Der kleine Wolf war ein Langschläfer, da er das Jagen immer seinem Bruder überlassen hatte. Er wälzte sich vergnügt hin und her und schien seinen Traum zu genießen.
Der Morgen danach
„Gähnend streckte sich der Lindwurm am nächsten Morgen. Er fragte sich, ob der Wolf wohl etwas frühstücken möchte. Er nahm sich vor, ihn das zu fragen, doch als er sah, dass er noch schlief, wartete der Lindwurm noch etwas ab. Es war ja noch früh am Morgen und auch der Lindwurm schlief ganz gerne mal ein wenig länger. So gab er dem Wolf noch etwas Zeit.
Velyne rollte sich hin und her und quietschte dabei vergnügt. Von außen hin sah das Ganze ziemlich komisch aus, doch der Wolf schien einen sehr schönen Traum zu haben. Genießende, zusammenhanglose Worte konnte man immer wieder von ihm hören.
Lächelnd sah der Lindwurm dem Wolf zu. Er wollte ihn nicht wecken, so lange
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