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Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Ein Lord entbrennt in Leidenschaft

Titel: Ein Lord entbrennt in Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye
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Fachausdrücke, die er benutzte, nicht viel, doch sie hörte interessiert zu und stellte kluge Fragen. Bald schon war ihr klar, dass er die Jacht liebte und ein hervorragender Seemann war. Clarissa wusste jetzt bereits, dass ihr das Segeln ge fi el. Mit Kit, unter seiner Anleitung, würde sie bestimmt rasch die nötigen Kenntnisse erwerben.
    Als sie mit ihm am Bug stand und sah, wie das Boot durch die Wellen p fl ügte, schoss ihr das Gefühl von Freiheit prickelnd wie Champagner durch die Glieder. Kurz zuvor hatte Freiheit für sie noch bedeutet, ihre Schwester verheiratet, ihre Mutter angenehm untergebracht zu sehen und dann ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Plötzlich erschien ihr das nur als eine andere Art Kerker. Doch daran wollte sie nun nicht denken, es würde ihr nur die Freude verderben. Sie wandte sich an Kit, der so dicht neben ihr stand, dass sie die Wärme seines Körpers durch ihr Cape zu spüren glaubte, und fragte ihn nach den Leuten, die am französischen Ufer auf ihn warteten.
    Er erklärte, dass man nie sicher sein konnte, ob die Flüchtlinge es überhaupt bis zur Küste schafften. Manchmal wurden sie vorher abgefangen, weil jemand sie denunziert hatte, manchmal kamen sie nicht pünktlich an. Meistens waren es Angehörige des niederen Adels, die durch widrige Umstände unter der neuen Regierung aufgefallen waren oder deren Vermögen Neid erweckt hatte. Kaum einer besaß noch etwas von Wert, wenn er die Küste erreichte. Aber in England konnten sie, die einst privilegiert waren, wenigstens trotz ihrer Titel in Frieden leben.
    „Aber“, wandte Clarissa ein, „was bedeutet ihnen der Titel, wenn sie nichts zum Leben haben? Geld ist viel wichtiger, wie ich wohl wissen sollte, Lord Rasenby.“
    „So? Und wieso wissen Sie über diese Dinge Bescheid?“
    „Nun, mein Vater war von Adel, aber es nützte ihm wenig, denn als er meine Mutter heiratete, ließ seine Familie ihn fallen und verweigerte ihm die Apanage. Und unterstützte auch uns nicht, als er starb. Manchmal würde ich gern meine adelige Abkunft gegen den Reichtum einer Kaufmannsfamilie eintauschen – zumindest müsste ich mich dann nicht vor dem Kohlenhändler verleugnen lassen“, schloss sie mit einem verlegenen Lachen, da ihr der letzte Satz versehentlich herausgerutscht war. Sie hatte sich nicht derart deutlich über ihre Verhältnisse äußern wollen. Leider sah sie, als sie in seine durchdringenden blauen Augen schaute, dass ihm kein Wort entgangen war.
    „So behaupten Sie also, von adeliger Abstammung zu sein? Darf ich dann wohl nach Ihrem Familiennamen fragen? Denn natürlich weiß ich, dass Sie mir einen falschen Namen nannten.“
    „Nein, was soll uns das nützen? Clarissa heiße ich aber wirklich. Lassen wir es für die Dauer unserer Bekanntschaft dabei bewenden.“ Unsicher lächelnd wich sie seinem allzu forschenden Blick aus.
    Um sie nicht zu weiteren Lügen zu verleiten, hakte er nicht nach, sondern konzentrierte sich auf die nahe Küste und spähte nach dem Lichtzeichen, das sie zu dem kleinen Fischerdorf führen sollte, wo sie anlegen würden. Nachdenklich sagte er: „Es wird bald wieder Krieg geben. Das weiß jeder, der sich ein wenig mit Politik befasst, denn die Lage in Frankreich ist unsicherer denn je. Das ist mit ein Grund, warum dies hier meine letzte Überfahrt ist. Dann werde ich mir etwas anderes suchen müssen, um meinen Hunger nach Abenteuern und Gefahr zu stillen.“
    Da sie gerade selbst davon kostete, legte Clarissa mitfühlend eine Hand auf seinen Arm. „Ja, das verstehe ich sehr gut. Aber trösten Sie sich damit, dass Sie so viel Gutes getan, viele Menschen gerettet haben. All diese Emigranten sind Ihnen sicher schrecklich dankbar. Bestimmt behandeln sie Sie als Helden, wenn Sie ihnen in London begegnen, was ja kaum ausbleiben wird, nehme ich an.“
    „Clarissa, wenn Sie in mir einen Helden sehen, sind Sie sehr im Irrtum“, entgegnete er in seinem typischen zynischen Tonfall. „Ich rette diese Leute nicht aus edlen Motiven, ihr Schicksal ist mir ebenso gleichgültig wie ihre politischen Ansichten. Für mich sind sie nur Frachtgut, wie die Seide und der Cognac, den ich schmuggle. Mir geht es nur darum, meine Abenteuerlust zu befriedigen und den Kitzel der Gefahr zu spüren. Soviel zu meinem Heldentum! Hängen Sie mir also nicht das Mäntelchen der Nächstenliebe um. Und was Begegnungen in London betrifft: All diese Leute weise ich strikt darauf hin, dass sie mich nicht mehr kennen dürfen,

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