Ein Lord entbrennt in Leidenschaft
wichtig erweisen. Wenn sie ein neues Kleid bekommt, und Lord Rasenby sieht sie darin, ist er vielleicht so eingenommen von ihr, dass er ihr einen Antrag macht, dann haben all unsere Sorgen ein Ende.“
„Mama, bitte, denk nicht einmal daran, dass Amelia ihn heiraten wird. Er wird nicht um sie anhalten.“
„Aber Amelia hat mir versichert, er stehe kurz davor! Sie hat ihn an den letzten beiden Abenden auf Gesellschaften getroffen, und er hat sie bedrängt.“
„Sie hat ihn gestern Abend gesehen?“
„Ja, und den Abend davor. Sie sagte, er war höchst aufmerksam und wich nicht von ihrer Seite. Du siehst also, sie muss ein neues Kleid haben.“
Clarissa sah nur eines, dass ihre Schwester gelogen hatte. „Amelia überlass mir, Mama. Bitte, bitte, versprich mir nur, dass du nie, nie wieder mit Mrs. Barrington und ihren Kumpanen Karten spielst oder Geld borgst.“
„Nein, ganz bestimmt nicht.“ Und da sie ihre Sorgen einem anderen aufgebürdet hatte, legte Lady Maria sich beruhigt zum Schlummer nieder.
Den Luxus des Ruhens konnte Clarissa sich vorläu fi g nicht leisten. Zuerst einmal musste sie ihre Schwester suchen, denn mit der hatte sie ein Hühnchen zu rupfen. Sie fand Amelia, ein Traumbild in blassgrünem Musselin, in ihrem Schlafzimmer vor dem Spiegel.
„Ich habe die Haustür gehört und dachte mir gleich, dass du es bist. Bin ich froh, dass du da bist! Irgendwas ist mit Mama, sie ist ganz aus dem Häuschen, und du weißt ja, es liegt mir nicht, ständig um sie herumzuhüpfen. Aber bestimmt hast du sie jetzt beruhigt.“
Angesichts von Amelias Egoismus hatte Clarissa größte Mühe, nicht aus der Haut zu fahren.
„Du siehst müde aus, Clarrie. Hat Tante Constance dich so herumgescheucht? Zu Mama war sie jedenfalls sehr grob. Mama war ganz durcheinander.“
„Lass Mama und Tante Constance mal beiseite. Sag lieber, hast du Edward öfter gesehen?“ Sie ließ sich auf die Bettkante sinken.
„Zu oft! Er ist fast so langweilig wie Tante Constance und will mir genau wie sie dauernd Vorschriften machen. Ich habe die Nase voll von ihm!“ Schmollend setzte sie sich neben Clarissa auf die Bettkante. „Ach, Clarrie, ich bin so unglücklich.“
Erstaunt musterte Clarissa sie. „Beruhige dich, Amelia, wenn du dich aufregst, wirst du einen fl eckigen Teint bekommen.“ Zu ihrer Erleichterung wirkte das. „Komm, erzähl mir, was dich bedrückt.“
„Edward. Er will mich heiraten.“
Clarissa konnte kaum ihre Begeisterung verbergen. „Na, das ist wirklich eine gute Nachricht!“
„Nein, ist es nicht, denn er hat kein Geld und nur seine dumme Arbeitsstelle, und ich werde ihn nicht heiraten. Ohne Geld kann ich nicht leben. Absolut nicht! Er sagt, wenn wir uns lieben, können wir auch ohne Geld glücklich sein. Er meint, ich brauche all diese Kleider und Gesellschaften und all das nicht, wenn wir nur beisammen sind. Aber ich kann nicht in so bescheidenen Verhältnissen leben. Und er will mir nicht gestatten, für Geld zu sorgen! Er droht mich zu verlassen, wenn ich meinen Plan durchführe. Dabei ist er so simpel!“
„Und wie sieht dein simpler Plan aus?“
„Na, ich akzeptiere carte blanche von Lord Rasenby, dann wird er mir Kleider und eine Kutsche und Schmuck kaufen und vielleicht sogar ein Appartement für mich, und ich spare jeden Penny von dem Nadelgeld, das er mir aussetzt. Und dann kann ich Edward bald heiraten.“
Entsetzt starrte Clarissa sie an. Das war ungeheuerlich!
„Was schaust du so? Genauso hat Edward auch dreingeschaut. Ich dachte, du würdest dich freuen. Immerhin habe ich meinen Plan aufgegeben, Rasenby in die Ehefalle zu locken.“
Amelias selbstgefälliger Ton war zu viel für Clarissa. Sie war vor Liebe krank und zu Tode erschöpft, und nun erzählte ihre Schwester im heiteren Plauderton, dass sie, um ihren Liebsten heiraten zu können, die bezahlte Geliebte des Mannes werden wollte, den sie, Clarissa, liebte!
„Ich soll mich freuen, weil du dich an Lord Rasenby verkaufen willst, um deine Ehe mit Edward zu fi nanzieren?“, fauchte sie.
„Na ja, weil ich doch den Plan aufgegeben habe, ihn zu hintergehen. Und weil du recht damit hattest, dass ich Edward liebe. Und ich will ihn ja heiraten.“
„Und trotzdem willst du Rasenby in dein Bett lassen?“
„Nun, es muss ja nicht dazu kommen.“
„Wie, du willst Lord Rasenby dazu bringen, dir deine Extravaganzen zu fi nanzieren und dir Unsummen Geldes zu geben, ohne dass er eine Gegenleistung erwartet?“
„Ich…ich
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