Ein Lord entdeckt die Liebe
Sie auf sich genommen haben! Wir müssen eine Lösung finden! Bestimmt können wir irgendwo einen Ballsaal mieten!“
Mairi lachte schon wieder. „Aber ja! Ashton soll nicht auf seine Geburtstagsfeier verzichten müssen! Wir werden einen passenden Ballsaal finden.“ Während sie sprach, schaute sie ihrem Bruder fest in die Augen. „Du hilfst uns doch, Braedon?“
„Liebes, ich weiß überhaupt nichts darüber, wie man Schimmel bekämpft.“
„Das habe ich mir schon gedacht. Aber du besitzt ein großes Haus in London und könntest uns eine Weile Unterschlupf gewähren.“
Schon wieder regte sich Angst in ihm. Welch ein entsetzlicher Tag! Erst der Misserfolg, als er versucht hatte, Hardwick wieder zu seiner Hardwick zu machen. Dann diese unglaubliche Charakterschwäche, die ihn dazu verleitet hatte, sie zu küssen. Dass Chloe ausgerechnet jetzt unter seinem Dach leben sollte, war ganz undenkbar!
Er sah in das hoffnungsvolle Gesicht seiner Schwester und sagte: „Natürlich könnt ihr ein paar Tage bei mir wohnen. Aber es wird bestimmt nicht angenehm für euch. Du weißt, dass das Haus jahrelang unbewohnt war. Ich habe nur wenige Räume für mich herrichten lassen. Der Rest ist ungemütlich, staubig und muffig.“
„Danke, Braedon. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wie gut, dass du einen wunderschönen großen und gänzlich schimmelfreien Ballsaal hast.“
Er runzelte die Stirn. „Ich fürchte, du wirst dir einen anderen Ballsaal suchen müssen. Ich habe gar nicht genug Personal, um ein solches Ereignis vorzubereiten und durchzuführen.“
„Oh, du willst mich doch nicht unglücklich machen!“
„Natürlich nicht. Aber du weißt selbst, wie alt Dobbs ist. Ich fürchte, er wird nicht in der Lage sein, zu deiner Zufriedenheit zu arbeiten. Und im Übrigen möchte ich ihn nicht überfordern.“
„Das ist lächerlich!“ Mairis Ton verriet, dass sie im Begriff war, hysterisch zu werden. „Chloe und ich werden uns um alles kümmern. Dobbs braucht gar nichts zu tun. Auch deine anderen Bediensteten will ich nicht in Anspruch nehmen. Meine eigenen können doch mitkommen. Wir werden alles ohne deine Hilfe regeln. Das Wichtigste ist, dass alles, was wir bestellt haben, nach Marland House geliefert wird statt hierher. Und natürlich müssen wir die Einladungen berichtigen.“ Sie holte tief Luft, und ihre Hände zitterten ein wenig. „Bitte, Braedon, mein Eheglück steht auf dem Spiel.“
Er stieß einen Fluch aus und warf Hardwick einen hilfesuchenden Blick zu. Doch ihre Miene war so verschlossen, dass er sogleich begriff, dass sie ihm nicht helfen würde. Verflucht! Sie hatte doch sonst immer eine Lösung für jedes Problem.
„Also gut.“ Er gab sich geschlagen.
„Oh danke!“ Mairi warf sich ihm an den Hals.
Chloe, die den Atem angehalten hatte, holte tief Luft. Die Dienstboten, die das Gespräch belauscht hatten, lächelten.
Mairi löste sich von ihrem Bruder und klatschte in die Hände. „Es gibt schrecklich viel zu tun. Braedon, ich weiß, dass du eben erst mit Chloe in der Druckerei warst. Aber würdest du so lieb sein, gleich noch einmal dorthin zu fahren, damit die Einladungen mit der geänderten Adresse verschickt werden?“
„Ja, ja“, versprach er leicht gereizt.
„Du bist ein Engel! Willst du dich gleich auf den Weg machen?“ Sie stutzte. „Ach, das hätte ich fast vergessen: Sir Thomas Cobbe hat dich gesucht.“
„Thom? Hier?“
„Ja. Es scheint sich um eine dringende Angelegenheit zu handeln. Vermutlich hat er in Marland House eine Nachricht für dich hinterlassen.“
„Dann sollte ich so schnell wie möglich nach Hause zurückkehren. Natürlich erst, nachdem ich die Druckerei aufgesucht habe.“ Er schaute zu Hardwick hin, hoffte, dass sie ihm nach allem, was geschehen war, irgendein Zeichen geben würde. Doch sie nickte ihm nur kurz zu und verschwand im Haus.
Einen Moment lang empfand er Enttäuschung über ihr Benehmen. Doch dann sagte er sich, dass sie natürlich recht hatte. Sie mussten beide so tun, als hätte sich nichts verändert.
Erst als Braedon die Eingangshalle seines Hauses betrat, fiel ihm der Junge wieder ein. Rob. Connors Sohn. Er würde wohl im Kinderzimmer sein.
Dort fand er das Kind tatsächlich. Es kniete mit dem Rücken zum Zimmer auf dem Fenstersitz und schien zu spielen. Jedenfalls bewegte es den Arm von rechts nach links und zurück. Dann sah Braedon, was der Knabe in der Hand hielt: den kleinen aus Holz geschnitzten
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