Ein Lord entdeckt die Liebe
wohnen. Da, wo es auch Tiere gibt. Es wird allerdings noch ein bisschen dauern, bis alles geregelt ist. So lange kannst du hier bleiben.“
Robs Gesicht zeigte keine Regung. Aber Braedon zweifelte nicht daran, dass das Kind nur mit größter Mühe seine Gefühle verheimlichen konnte.
„Hier im Haus haben wir allerdings ein Problem. Eine Menge Leute werden hier einziehen.“ Er senkte die Stimme und fuhr in vertraulichem Ton fort: „Das Schlimmste ist, dass ein Ball stattfinden wird. Das bedeutet viel Arbeit. Die Dienstboten haben sehr viel zu tun, und Händler werden auftauchen, um ihre Waren abzuliefern.“
Noch immer schwieg der Junge. Und seine Miene wirkte leer. Das verstörte Braedon ein bisschen, denn Connor war nie so ruhig und gelassen gewesen. War dieses Kind so ganz anders als sein Vater? Oder kam der Wutausbruch nur mit etwas Verspätung?
„Es werden auch zwei Ladies hier wohnen. Sie werden sich ebenfalls an den Vorbereitungen für den Ball beteiligen. Eine von Ihnen hat ganz dunkles schwarzes Haar. Das der anderen ist etwas heller. Braun. Am besten wäre es, wenn keine der Ladies dich sehen würde.“ Er beugte sich leicht nach vorn und schaute Rob fest in die Augen. „Es ist wirklich wichtig, dass vor allem die Braunhaarige dich nicht bemerkt.“
Das endlich weckte das Interesse des Jungen. „Warum?“
„Weil dein Anblick sie aufregen würde. Sie könnte krank werden.“
Rob dachte angestrengt nach. „Weil ich so ausseh wie mein Dad?“
Braedon nickte.
Der Junge biss sich auf die Lippe und sah plötzlich niedergeschlagen aus.
Ein Ausdruck der Niedergeschlagenheit auf Connors Gesicht – das war so ungewöhnlich, dass Braedon zunächst das Gefühl hatte zu träumen. Doch er fasste sich rasch. Dies war Rob und nicht Connor. „Du bist alt genug“, sagte er zu dem Jungen, „um einen Vertrag mit mir abzuschließen. Du versteckst dich vor den Ladies …“
„Besonders vor der Braunhaarigen?“
„Ja, besonders vor ihr. Also, du versteckst dich vor ihnen, und ich besorge dir zur Belohnung einen Hund.“
„Einen richtigen Hund? Einen lebendigen?“
„Ja.“
Vor Freude leuchteten die Augen des Kindes auf. Doch schon wurde es misstrauisch. „Darf ich den Hund behaltn? Sie werdn ihn mir nich wegnehmen später?“
„Also …“ Braedon unterdrückte ein Seufzen. Es würde leichter sein, eine Pflegefamilie für Rob zu finden, wenn er keinen Hund hatte. Aber der Junge hatte es bisher nicht leicht gehabt. Und offenbar wünschte er sich einen Hund mehr als alles andere. „Du darfst deinen Hund mitnehmen, wenn du aufs Land ziehst. Das verspreche ich dir.“
„Kann ich einen Hund mit kurzem Haar kriegn?“ Er strahlte jetzt regelrecht. „Einen braunen? Ich möchte am liebsten einen, der nich so groß is.“
„Gut.“ Braedon streckte Rob die Hand hin. „Das wäre also geregelt. Du weißt, dass man einen Vertrag mit Handschlag besiegelt?“
„Ja.“ Der Junge reichte ihm seine kleine Hand. „Ich versprech, dass die braunhaarige Lady mich nich sieht.“
Als Braedon wenig später das Kinderzimmer verließ, kam er sich wie ein Schurke vor. Er hatte sich dazu herabgelassen, ein Kind zu bestechen. Verflucht, Rob hatte es nicht verdient, für die Umstände seiner Geburt bestraft zu werden. Aber noch wichtiger war es, dass Mairi vor Aufregung geschützt wurde.
Oh Gott, dachte er, was ist nur aus meinem wohlgeordneten Leben geworden? Die gefühlsmäßige Distanz, die er normalerweise zu allem wahrte, was sein Dasein durcheinanderbringen konnte, war plötzlich zu einem Nichts zusammengeschrumpft. Mairis Wohlergehen war ihm immer wichtig gewesen, doch nie zuvor hatte er deshalb so viel auf sich nehmen müssen. Der Gedanke an den bevorstehenden Ball jagte ihm kalte Schauer über den Rücken. Noch schlimmer aber war, dass Hardwick eine Zeit lang unter seinem Dach wohnen und ihre seltsame Anziehungskraft auf ihn ausüben würde. Das alles fand er äußerst beunruhigend. Selbst die Vorstellung, dass er irgendwann Skandas Speer besitzen würde, konnte ihn nicht wirklich froh stimmen.
Ich brauche ein heißes Bad, um all meine Sorgen abzuwaschen, fuhr es ihm durch den Kopf.
Vorher allerdings wollte er sich noch richtig verausgaben. Ein Schwertkampf, ja, das würde das Richtige sein!
Zwei Stufen auf einmal nehmend eilte er die Treppe hinunter.
11. KAPITEL
C hloe hatte das Gefühl, nur mit größter Mühe das Gleichgewicht halten zu können. Und das lag nicht daran, dass sie oben auf einer
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