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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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Also nickte er nur.
    Sie erwiderte mit gleicher Geste und schickte sich an, das Zimmer zu verlassen, wobei sie ihm über die Schulter zurief: »Ich bin gleich zurück. Da wir kein Gerede wollen, werde ich mir etwas anderes anziehen. Die Kleider des Hausknechts dürften mir passen. Er hat ungefähr meine Größe.«
    Etwa vierzig Minuten später lehnte Gillian sich gegen die unbequemen Polster der Mietkutsche, zupfte an ihrem kratzigen Halstuch und spähte durch das von Fliegendreck gesprenkelte Fenster zu dem unbeleuchteten Haus vor ihnen. Es war ein rotes Backsteinhaus von bescheidener Größe, das sich unauffällig in seine gutbürgerliche Nachbarschaft einfügte. Sie wunderte sich über das respektable Aussehen des Häuschens und nagte an ihrer Lippe. Dies war nicht die Art Haus, in dem sie Nobles Mätresse vermutet hätte. Sie blickte noch einmal die Straße entlang. Gütiger Gott, aber das Bild, das sich ihr bot, stimmte so ganz und gar nicht – dies war gewiss keine Nachbarschaft, die auf Toleranz gegenüber einem Mitglied der Demimonde schließen ließ. Führten denn alle Mätressen ein derart reputierliches Leben?
    »Dann kommen wir wohl nicht umhin, anzuklopfen«, murmelte sie und straffte die Schultern. Sie zog die Weste glatt, die sie sich vom Hausknecht geborgt hatte, und ließ sich von Nick beim Aussteigen helfen, ehe sie sich an den Kutscher wandte.
    »Bitte warten Sie hier, Sir. Ihre Dienste werden in ein paar Minuten wieder benötigt.«
    Der Kutscher nickte. Gillian klammerte sich an den Rest ihres schnell schwindenden Selbstvertrauens, als sie mit ihrem Stiefsohn im Schlepptau die Stufen zum Haus hochstieg und energisch den Türklopfer betätigte.
    »Vielleicht sind sie schon zu Bett gegangen«, sagte sie zwei Minuten später zu Nick, der – wie er es immer tat – eine Augenbraue hob, womit er ein Abbild seines Vaters in jungen Jahren war.
    Gillian verbiss sich ein Lächeln und ließ den Klopfer noch ein paar Mal laut auf die weiß lackierte Haustür fallen.
    Der Lärm hallte vermutlich durchs ganze Haus.
    »Es scheint niemand da zu sein«, sagte sie nachdenklich und legte nach einem kurzen Blick zu ihrem Stiefsohn die Hand auf die Klinke.
    Die Tür schwang auf. Gillian und Nick spähten in die in Dunkelheit liegende Halle und lauschten. Bis auf ein gedämpftes Klopfgeräusch irgendwo im Obergeschoss war nichts zu hören.
    »Guten Abend?! Hallo?!« Gillian schämte sich für den Anflug eines Bebens in ihrer Stimme. Wie lächerlich, Angst zu haben. Dies war immerhin das Haus ihres Mannes, und wen auch immer er hier wohnen ließ, es war ihr gutes Recht, hier zu sein. Eine Bewegung an ihrer Seite erinnerte sie daran, dass sie Nicks Hand hielt und gerade sehr fest drückte. Sie zwang sich, den Griff zu lockern, und trat mit einem Lächeln über die Schwelle, das ganz und gar nicht zu ihrer Beklommenheit passte.
    »Ist jemand zu Hause?«
    Das Echo ihrer Stimme hallte schaurig durch die kleine, vom Licht der Straßenlaternen schwach beleuchtete Halle. Rechts von ihr befand sich eine weiße Treppe, die vermutlich nach oben führte, obwohl sie nichts weiter erkennen konnte als eine gespenstische Parade von Stufen, die sich in tiefstem Schwarz verlor. Gillian unterdrückte ein Schaudern und erstarrte, als Nick ihre Hand plötzlich losließ und in völliger Dunkelheit verschwand.
    »Nick, komm sofort zurück! Du hast keine Ahnung, welche Art von … oh, danke!« Gillian hörte erleichtert das Kratzen von Feuersteinen, als ihr prachtvoller, einfallsreicher Stiefsohn die Kerzen eines Leuchters anzündete, den er auf einem kleinen Tisch am Fuße der Treppe entdeckt hatte. Kaum dass die Halle vom sanften Kerzenschein erfüllt wurde, verlor sie einen Großteil ihres Schreckens. Nick entzündete die Kerzen eines weiteren Leuchters, griff nach ihm und wies mit dem Kopf Richtung Treppe und sah Gillian dabei fragend an.
    »Ich nehme an, du möchtest herausfinden, woher die merkwürdigen Geräusche da oben stammen?«, sagte sie leise, während sie die Halle betrat.
    Der Junge nickte und reichte ihr die Hand, eine Geste, die Gillian ans Herz rührte. Sie trat einen Schritt näher und ergriff seine warme Hand.
    »Du bist sehr mutig, weißt du das? Viel mutiger als ich. Ich bin zwar genauso neugierig wie du, aber offen gestanden fühlen sich meine Knie an wie Butter. Auf denn, mein kühner Ritter, sehen wir nach, was das Klopfen verursacht?«
    Nick schenkte Gillian ein weiteres seiner seltenen Lächeln, ehe die beiden

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