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Ein Lord mit besten Absichten

Ein Lord mit besten Absichten

Titel: Ein Lord mit besten Absichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie MacAlister
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er wäre doch auch nur ein Mann. Zumindest hoffte sie es. Sie war sich sicher, dass es ihm guttat, wenn er ab und zu die Kontrolle verlor, derer er sich brüstete. Insbesondere wenn sie die Nutznießerin seines herrlichen Kontrollverlusts war.
    »Mylady?«
    Sie zwinkerte und sah sich um, als der Butler die Überwürfe von den eleganten rosa Möbeln zog.
    »Was ’n für ’n Kontrollverlust?«
    Herr im Himmel, würde sie es jemals lernen, ihre Gedanken für sich zu behalten?
    »Ach, nichts. Was haben Sie gesagt?«
    »Hier is’ Ihr Wohnzimmer, M’lady.«
    Als sie sich umblickte, zuckte sie sichtlich zusammen. »Ist es etwa rosa, Crouch?«
    Hand und Haken in die Hüften gestützt, ließ der Pirat den Blick durch das Zimmer gleiten.
    »Aye, genau. Und zwar ’n ziemlich scheußliches Rosa, wie ich finde.«
    »Da stimme ich Ihnen zu, Crouch.«
    »War die Lieblingsfarbe von M’lady. Der toten M’lady, mein’ ich, Sie sind ja die neue M’lady.«
    Gillian atmete tief durch und lächelte ihren Stiefsohn an, der mit offenem Mund ein Gemälde anglotzte, auf dem eine Gruppe von Satyrn, Nymphen und Cherubim bei einer unanständigen Beschäftigung zu sehen war. Sie packte ihn fest bei den Schultern und schob ihn hinter dem Butler nach draußen, während sie ihn aufforderte, sich den Staub des Rittes abzuwaschen, ehe er wieder nach unten kam.
    Zwanzig Minuten später trat der Junge in den kleinen, von mehreren Kerzen und einem lebhaften Feuer erhellten Raum.
    »Hast du Hunger, Nick?« Gillian hielt ein großes Stück gelben Käse in der Hand und wies damit auf die eine Kopfseite des Mahagonitisches, wo ein leichtes Mahl für ihn bereitstand. Sie setzte sich an den Schreibtisch und sah die Post vom Tage durch, in der sie einen Hinweis auf Nobles Verbleib zu finden hoffte. »Obwohl dein Vater zum Abendessen hoffentlich wieder da ist, dachte ich, wir könnten schon einmal eine kleine Stärkung zu uns nehmen. Was haben wir denn hier?« Unter einem Haufen Rechnungen ragte teuer aussehendes fliederfarbenes Papier hervor. Gillian zog es heraus und kräuselte angewidert die Nase, als sie es untersuchte.
    »Hmm. Parfümiert.«
    Der Tonfall ihrer Stimme ließ Nick von seinem Essen hochblicken. Gillian prüfte die Adresse auf der Vorderseite des Briefes, seufzte und schwenkte ihn nachdenklich hin und her, während sie an ihrer Lippe nagte.
    »Es gehört sich nicht, die Briefe anderer Leute zu lesen, Nick.«
    Nick zuckte gleichgültig mit den Schultern und stopfte sich ein großes Stück Käse in den Mund.
    »Schließ bitte den Mund beim Essen, Liebes, sonst spuckst du noch Käsebröckchen auf den Schreibtisch deines Vaters. Nein, nicht nur, dass es sich nicht gehört, es ist sogar verboten.«
    Gillian betrachtete die beiden purpurnen Siegel auf der Rückseite des Briefs. Es bestand kein Zweifel, dass sie gebrochen waren. Also hatte Noble den Brief gelesen. Sie blickte zu ihrem Stiefsohn.
    »Du würdest bestimmt nicht wollen, dass jeder deine privaten Briefe liest, nicht wahr?«
    Nick überlegte einen Moment, ehe er den Kopf schüttelte und ein großes Stück Brot mit einem Schluck Milchtee hinunterspülte. Gillian beobachtete ihn wie gebannt, da die Szene sie an die gigantische südamerikanische Schlange erinnerte, der sie letztes Jahr beim Fressen zugesehen hatte.
    Nachdem sie das Bild mit einem kurzen Kopfschütteln zerschlagen hatte, klopfte sie rhythmisch mit dem Zeigefinger auf den Brief. »Zuweilen jedoch bleibt einem nichts anderes übrig, als sich über Regeln hinwegzusetzen, zum Beispiel in einem Notfall. Was wäre, wenn eine dir nahestehende Person – lass uns einfach jemanden aus der Luft greifen … deinen Vater vielleicht –, also wenn du wüsstest, dass dein Vater in Gefahr ist und dass du ihn nur retten kannst, indem du herausfindest, wo er sich aufhält und dass sein Aufenthaltsort womöglich in einem an ihn adressierten Brief genannt wird. Einem Brief, der mit ziemlicher Sicherheit die Handschrift einer Frau trägt und auf so stark nach Flieder duftendem Papier geschrieben wurde, dass es ein Pferd in dreißig Schritt Entfernung umhauen könnte; in so einem Falle wäre es doch vollkommen gerechtfertigt, diesen Brief zu lesen, oder? Auch wenn du so etwas unter normalen Umständen nie tun würdest?«
    Der Junge beobachtete seine Stiefmutter mit schräg gelegtem Kopf, dann nickte er wieder. Er fragte sich, warum sie den Brief nicht einfach las, statt so viel Aufhebens darum zu machen. Wieder zuckte er die Achseln und

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