Ein Lord mit besten Absichten
gestreichelt, während er sich diese Frage erneut gestellt hatte. Warum hatte sie ihn geheiratet? Die Antwort darauf zu finden hatte ihn fast die ganze Nacht lang bis in einen unbeschreiblich schönen englischen Sommermorgen hinein gequält.
»Mmmmmm.«
Ihre Stimme liebkoste ihn auf fast fühlbare Weise, doch wie er darauf reagierte, ging weit über eine rein körperliche Empfindung hinaus. Das Licht in seinem Innern wurde stärker und drang weiter in die dunklen Schatten seiner Seele vor. Noble starrte wie blind auf den Brief, während er tief in den Kern dieses Lichts blickte, des Lichts, das Gillian war. Irgendwie war es ihr gelungen, bis in die letzten Winkel seines Seins vorzudringen, wo sie jetzt wie ein Leuchtfeuer strahlte. Mit einem mulmigen Gefühl wartete Noble darauf, dass das schwarze Ding, das in seiner Seele hauste, der Helligkeit folgte und das Licht wieder löschte, doch wundersamerweise hatte es sich in die hinterste Ecke verbannen lassen. Noble schwelgte im Schein des Lichts und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass das Leben noch etwas für ihn bereithielt und dass es einen Grund für ihn gab, zu leben.
»Mmmmm. Wie lecker.«
Er hielt es nicht mehr aus und seufzte. Er musste sie einfach ansehen. »Wolltest du etwas von mir, Liebes?«
Gillian blickte von dem Heft auf, in das sie vertieft war. »Nein, nichts, Noble. Danke.«
Er beobachtete, wie sie nach der nächsten Erdbeere langte und sie vor den Mund hielt, während sie in die Lektüre vor ihr vertieft war. Es raubte ihm den Atem, ihr zuzusehen. Gillian teilte langsam die Lippen und die Erdbeere schwebte direkt vor ihrem sinnlichen Mund, aus dem jetzt die Spitze ihrer Zunge auftauchte und sanft über die pralle Frucht strich.
Noble spürte, wie gewaltig ihn dieser Anblick erregte. Er schluckte schwer, kämpfte gegen das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, und versuchte, seine Aufmerksamkeit nicht auf den erotischen Anblick zu richten, den seine Frau beim Essen von Erdbeeren bot, sondern sie der weitaus wichtigeren Frage zu schenken, wer damit drohte, ihr etwas anzutun. Die Worte verschwammen vor seinen Augen, als er nicht damit aufhören konnte, sich zu fragen, was sie gerade tat. Hatte sie inzwischen den Saft aus der Erdbeere gesaugt? Knabberte sie mit ihren kleinen weißen Zähnen vielleicht an der saftigen Frucht und zupften kleine Stücke aus deren köstlichem rotem Fleisch, bis sie sich dem Locken ihres süßen, heißen Mundes ergab? Würde sie mit der Zungenspitze noch einmal den Saft von ihren weichen, warmen Lippen lecken?
Er konnte sich nicht mehr beherrschen und blickte wieder auf. Sie kaute eine Erdbeere, während sie den grünen Stängel zwischen ihren feingliedrigen, wenn auch blau gefärbten Fingern hielt.
»Noch mehr Erdbeeren, Liebes?«, fragte er mit seltsam heiser klingender Stimme. Sie spähte in die Schale, die er ihr anbot. »Eigentlich sollte ich Nein sagen, aber ich liebe Erdbeeren. Nun ja, vielleicht eine noch – oder auch zwei.«
Noble drehte die Schale so, dass Gillian die größte Beere nahm, einen wahren Riesen unter den Erdbeeren. Als Gillians kleine rosa Zunge sich hervorschlängelte und genießerisch über die Riesenbeere strich, spürte er, wie sein bestes Stück eine Härte erlangte, die er nie für möglich gehalten hätte.
»Mmmm«, seufzte sie glücklich und hielt die Augen geschlossen, als sie sich ganz dem Vergnügen hingab, die Mammutbeere zu kosten. Als die eine Hälfte der Erdbeere in der feuchten Hitze ihres samtweichen Mundes verschwand und sie den Saft aus dem Fleisch saugte, dachte Noble, dass er sich entweder gleich in Verlegenheit brächte oder in Ohnmacht fiele. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum und konnte an nichts anderes mehr denken, als Gillian auf den Tisch zu werfen und in ihre weiblichen Tiefen zu stoßen. Immer wieder. Für längere Zeit, ein oder zwei Wochen vielleicht. Oder sogar noch länger.
Ein kleines Rinnsal aus rotem Saft stahl sich zwischen ihren vollen rosaroten Lippen hervor. Ein Anblick, der Noble das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.
»Verdammt«, sagte er und fixierte den Saft, der ihr bis übers Kinn lief.
»Wie bitte?«, fragte sie, während sie nach ihrer Serviette langte.
»Darf ich?«, krächzte er und sprang ungelenk aus seinem Stuhl auf, um mit seiner eigenen Serviette zu ihr zu eilen. »Du hast da etwas Saft. Genau da.« Seine Stimme war rostiger als ein Stück Eisen, das man in Salzwasser gelegt hatte. »Darf ich?«
Die verführerische
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