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Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Ein Lord zu Tulivar (German Edition)

Titel: Ein Lord zu Tulivar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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so auch hier – wie auch in Bezug auf die öffentliche Meinung. Die Ernennung eines Abts war daher vor allem von politischer Bedeutung für mich, und das machte mir die Entscheidung nicht einfacher. Die drei Tempelpriester waren jedenfalls bis jetzt für mich eher unbeschriebene Blätter.
    Ich verschob das Problem auf später.
    Die Saat hatte gerade begonnen, als Gorans Truppe eintraf.
    Woldans Bruder, getrieben von Gier, hatte sich nicht lumpen lassen. Er hatte rund 100 Arbeiter geschickt, einfache Männer, die er aus den Slums von Skoberg rekrutiert hatte, wahrscheinlich mit Versprechen, die er niemals einhalten würde. Sie sahen abgerissen und erschöpft aus. Als sie in einem Lager vor den Toren der Stadt Pause machten, ließ ich ihnen Nahrung bringen, was dankbar angenommen wurde. Ich wusste, was ich da tat. Es waren diese Männer, die sich eines Tages entscheiden würden, wo ihre Loyalität lag, und da galt es, entsprechenden Eindruck zu schinden.
    Bei den rund 400 Söldnern würde mir das nicht gelingen. Mit dieser Spezies kannte Goran sich gut aus, und er hatte die Kategorie von Soldaten angeheuert, die seinen Charaktereigenschaften am nächsten kam. Der Hauptmann der Einheit hätte als jüngere Version von Woldans Bruder durchgehen können. Man musste ihm lassen, dass er seine Männer wirklich im Griff hatte. Goran war schon immer jemand gewesen, und das wollte ich ihm zugutehalten, der unnötige Grausamkeit, vor allem unproduktive Vorgehensweisen wie etwa Vergewaltigungen und Plünderungen bei Mittellosen, als Verschwendung abgelehnt hatte. Der Hauptmann, Throcius mit Namen, schien diesbezüglich eindeutige Befehle erhalten zu haben. Ich selbst hatte zwei meiner Männer als Beobachter abgestellt, deren Aufgabe es sein würde, die Expedition des Throcius bis zur Grenze zu begleiten und eine Weile im verlassenen Felsdom zu bleiben.
    Die Männer des Throcius hielten sich nicht lange auf. Nach zwei Nächten machten sie sich auf die Reise nach Norden, ausgestattet mit genauen Ortsbeschreibungen, teilweise zur Verfügung gestellt von Neja, die mich seit einiger Zeit einmal wöchentlich, meistens Nachts, zu besuchen pflegte. Throcius würde seine Soldaten über die nördliche Grenze in das Gebiet der Bergkrieger führen, was ganz bestimmt deren Aufmerksamkeit erregen würde. So, wie ich die 400 Krieger einschätzte, würden die wilden Gesellen der Berge an dieser Truppe keine große Freude haben. Die Söldner machten den Eindruck, als wären sie wild entschlossen, binnen kurzer Zeit sehr reich zu werden, und wenn es dafür notwendig war, den Bewohnern des Gebirges die Schädel einzuschlagen, dann würden sie diesen Preis zahlen.
    Meine Vereinbarung mit Goran war einfach. Er würde die Mine und damit die nördliche Grenze sichern. Dafür errichtete er ein grenznahes Kastell und unterhielt die Truppe dort, bestehend aus den tapferen Streitern des untadeligen Throcius. Er beutete die Mine aus und durfte den ganzen Gewinn für sich behalten, von einem kleinen Wegezoll einmal abgesehen , den er an mich zu entrichten hatte. Als ich ihm die Summe genannt hatte, war Goran fast vor Lachen vom Stuhl gefallen. Doch was für ihn lächerliche Abzüge waren, würde den Haushalt meiner Baronie reichlich ausstatten und mich vor allem in die Lage versetzen, nicht nur Steuern zu bezahlen, sondern auch die Steuerlast meiner Untertanen auf das absolute Minimum zu beschränken.
    Und dann, das war meine langfristige Hoffnung, würden Leute kommen, einwandern, sich auch wieder in Felsdom ansiedeln und vielleicht das verlassene Fischerdorf wieder errichten und damit Tulivar mit neuem Leben erfüllen. Von den Huren und Tavernenbetreibern ganz zu schweigen, die in Felsdom, nahe genug am Kastell, den fruchtbaren Boden verheißungsvoller Geschäfte wittern würden – 400 meist gelangweilte Soldaten, zusätzlich bald mehrere Hundert Arbeiter, alle ordentlich entlohnt, aber mit nur sehr wenigen Möglichkeiten, das Geld auch auszugeben … eine ganz, ganz wunderbare Gelegenheit.
    Mein Teil darin war, die Hand aufzuhalten und die Gerüchte zu streuen. Der Rest sollte, wenn sich alles so ergab wie erhofft, mehr oder weniger von alleine klappen.
    Die Variablen, die ich nicht unter Kontrolle hatte, waren der Hetman der Bergstämme und der mögliche Einfluss der Levellianer. Ich konnte nicht einmal erahnen, was der nächste Schritt der Letzteren sein würde. Ich wusste nicht, wie viele Männer dem Herrn der Berge im Notfall tatsächlich zur

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