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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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angefangen und auch der Wind blies so heftig, daß sie sich wenige hundert Schritte vom Ufer des Maan in die Hütte des Fährmannes flüchten mußten.
    Hier warteten sie nun wohl oder übel, bis sich das Wetter etwas besserte. Joël empfand das Bedürfniß zu sprechen, was es auch sei. Das Stillschweigen schien ihm schlimmer, als Alles was er sagen konnte, wenn das auch keine Trostworte waren.
     

    Hier warteten sie nun, bis sich das Wetter etwas besserte. (S. 54.)
     
    »Und unsere Mutter? begann er.
    – Sie wird immer niedergeschlagener, immer trauriger, antwortete Hulda.
    – Ist während meiner Abwesenheit Jemand gekommen?
    – Ja, ein Reisender, der aber schon wieder fort ist.
    – Jetzt ist also kein Fremder im Hause und es hat auch Niemand einen Führer verlangt?
    – Nein, Joël.
    – Desto besser, denn es ist mir lieber, Dich nicht zu verlassen. Wenn die schlechte Witterung übrigens jetzt so fortdauert, fürchte ich sehr, daß die Lustreisenden dieses Jahr darauf verzichten, Telemarken zu besuchen.
    – Es ist noch sehr zeitiges Frühjahr, Bruder.
    – Gewiß, aber ich habe so eine Art Vorgefühl, daß es für uns kein gutes Jahr wird. Indeß, das wird sich ja zeigen. Doch sage mir, gestern hat jener Reisende Dal schon wieder verlassen?
    – Ja, noch des Vormittags.
    – Und wer war es?
    – Ein älterer Mann, der von Drammen kam, wo er dem Anscheine nach wohnt, und der sich Sandgoïst nennt.
    – Sandgoïst?
    – Solltest Du ihn kennen?
    – Nein!« antwortete Joël.
    Hulda hatte sich schon die Frage vorgelegt, ob sie Joël Alles, was sich während seiner Abwesenheit im Gasthaus zugetragen, erzählen solle.
     

    Eine Sägemühle wurde sichtbar. (S. 62.)
     
    Wenn Joël vernahm, mit welcher Ungenirtheit jener Mann sich benommen, wie er offenbar den Werth des Gebäudes und des Mobiliars berechnet, und welches Benehmen ihre Mutter Jenem gegenüber einzuhalten für angezeigt gehalten habe – was würde er davon denken? Mußte er nicht auf die Vermuthung kommen, daß die Mutter sehr wichtige Gründe haben müsse, so zu handeln, wie sie es gethan hatte? Und doch, was konnte sie mit jenem Sandgoïst zu thun haben? Hier lag sicherlich ein der ganzen Familie unheildrohendes Geheimniß vor. Joël würde das erfahren wollen, er würde seine Mutter darum fragen, würde sie bestürmen…. Frau Hansen aber, die im Allgemeinen wenig mittheilsam und nicht leicht geneigt war, Jemand in ihr Inneres blicken zu lassen, würde doch ihr Stillschweigen ebenso bewahren, wie sie es bis letzt gethan hatte. Das schon so betrübende Verhältniß zwischen ihr und ihren Kindern drohte damit aber nur ein noch peinlicheres zu werden.
    Doch hätte das junge Mädchen gegen Joël schweigen können? Eher schien es, als wenn ein Riß in dem Freundschaftsband entstände, das die beiden Geschwister von jeher vereinte. Denn diese Freundschaft durfte nimmermehr gelockert werden! Hulda entschloß sich also, zu reden.
    »Du hast niemals von diesem Sandgoïst reden hören, wenn Du nach Drammen kamst? nahm sie wieder das Wort.
    – Niemals.
    – Nun, so wisse denn, daß unsere Mutter ihn, wenigstens dem Namen nach, schon kannte.
    – Sie kannte Sandgoïst?
    – Ja, Bruder.
    – Doch hab’ ich sie diesen Namen noch nie nennen hören.
    – Aber sie kannte ihn, obwohl sie den Mann vor seinem gestrigen Besuche gewiß niemals gesehen hatte.«
    Hulda erzählte ihm alle auffallenden Erscheinungen während des Verweilens jenes Reisenden im Gasthause, ohne die fast verblüffende Handlungsweise der Frau Hansen bei der Abfahrt Sandgoïst’s unerwähnt zu lassen. Dann fügte sie noch hinzu:
    »Ich denke, Joël, es ist besser, unsere Mutter nicht darum zu fragen Du kennst sie ja. Sie würde dadurch nur unglücklicher werden. Die Zukunft wird es ja noch enthüllen, was uns bisher verborgen blieb. Gebe der Himmel, daß Ole bald zurückkehrt, und wenn ein Unglück unsere Familie bedrohte, wären wir wenigstens Drei, dasselbe zu theilen!«
    Joël hatte seiner Schwester mit schweigender Aufmerksamkeit zugehört. Ja, zwischen der Mutter und jenem Sandgoïst bestand irgend ein Verhältniß, welches die erstere von letzterem völlig abhängig machte. Nach dem Vorgefallenen konnte man ja gar nicht daran zweifeln, daß Jener nur gekommen war, um sich ein Inventar-Verzeichniß des Gasthauses von Dal zu verschaffen. Und das Zerreißen der Rechnung, im Augenblicke, da Jener abfahren wollte, was demselben noch dazu fast selbstverständlich erschienen war, was konnte das

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