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Ein Lotterie-Loos

Ein Lotterie-Loos

Titel: Ein Lotterie-Loos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bedeuten?
    »Du hast Recht, Hulda, ich werde der Mutter gegenüber hiervon nichts erwähnen. Vielleicht bereut sie es einst noch, sich uns nicht anvertraut zu haben. Wenn es nur nicht schon zu spät ist! O, sie mag wohl schwer leiden, die arme Frau! Warum ist sie so verschlossen? Warum begreift sie nicht, daß das Herz der Kinder geschaffen ist, ihre Sorgen in dasselbe zu ergießen?
    – Sie wird es noch einsehen. Joël.
    – Ja, also warten wir es ab. Doch inzwischen wird es mir nicht verwehrt sein können, zu erfahren zu suchen, wer und was jenes Individuum ist. Vielleicht kennt ihn Herr Helmboë. Ich werde ihn darum fragen, sobald ich wieder nach Bamble komme, und wenn es sein muß, begebe ich mich sogar selbst nach Drammen. Dort kann es nicht schwer sein, auszukundschaften, was dieser Mann betreibt, welche Art Geschäfte er macht und was die Leute darüber urtheilen.
    – Nichts Gutes, das glaube ich bestimmt, erwiderte Hulda. Seine Erscheinung ist abstoßend und er hat einen bösen Blick; es sollte mich sehr wundern, wenn unter dieser rauhen Außenseite eine edelmüthige Seele wohnte.
    – Ei nun, entgegnete Joël, wir wollen die Leute nicht nach ihrer äußeren Erscheinung beurtheilen. Ich wette darauf, Du würdest ihn gewiß ganz anders ansehen, wenn jener Sandgoïst etwa gar wiederkäme und im Arme Deinen Ole führte….
    – Ach, mein armer Ole! seufzte das junge Mädchen.
    – Der wird schon wieder kommen, er kommt wieder, er ist schon unterwegs! rief Joël. Habe nur Vertrauen, Hulda! Ole ist nicht mehr fern von uns, und wir werden es ihm vergelten, daß er so lange gezögert hat!«
    Der Regen hatte nachgelassen. Die Geschwister verließen die Hütte und schlugen den Fußpfad wieder ein.
    »Da fällt mir noch ein, sagte Joël, daß ich morgen wieder fortgehe.
    – Du willst wieder fort?
    – Ja, schon am frühen Morgen.
    – So zeitig, Bruder?
    – Es muß sein, Hulda. Als ich von Hardanger heimkehren wollte, wurde mir von einem meiner Kameraden gemeldet, daß ein Reisender von Norden her über die Höhen des Rjukansos komme, wo er morgen eintreffen müsse.
    – Wer ist dieser Reisende?
    – Meiner Treu, ich weiß nicht einmal seinen Namen. Es ist aber nothwendig, daß ich mich rechtzeitig einstelle, um ihn nach Dal zu führen.
    – Nun, so geh’, wenn Du nicht anders kannst, antwortete Hulda mit einem schweren Seufzer.
    – Morgen mit Tagesanbruch mache ich mich auf den Weg. Das betrübt Dich, Hulda?
    – Ja, Bruder. Ich bin so unruhig, wenn Du mich verläßt… und wär’s auch nur für wenige Stunden!
    – Nun, so wisse, daß ich diesmal nicht allein fortgehe.
    – Und wer wird Dich begleiten?
    – Du, Schwesterchen, Du selbst! Du mußt eine Zerstreuung haben, deshalb nehme ich Dich mit.
    – O, ich danke Dir, lieber Joël!«

VIII.
    Am anderen Morgen brachen Beide mit Tagesgrauen aus dem Gasthause auf. Fünfzehn Kilometer von Dal bis nach den berühmten Wasserfällen, und ebenso viel zurück, das wäre für Joël nur ein Spazierweg gewesen, doch er mußte die Kräfte Huldas schonen. Joël hatte sich also den Schußkarren des Werkführers Lengling verschafft, und wie alle Wagen dieser Art, hatte auch dieser nur einen einzigen Sitzplatz. Jener gute Mann war aber so dick, daß er sich einen eigenen Sitzkasten hatte bauen lassen müssen, und dieser reichte hin, Joël und Hulda dicht nebeneinander aufzunehmen. Wenn sich der angemeldete Reisende also am Rjukansos befand, so sollte er Joëls Platz einnehmen, und dieser gedachte zu Fuß zurückzukehren, wenn er nicht das Brett am hinteren Theile des Gefährtes benützte.
    Obwohl er manche Hindernisse bietet, ist der Weg von Dal nach den Wasserfällen doch wirklich wunderschön; freilich besteht er mehr aus einem Pfad, als aus einer eigentlichen Straße. Kaum vierkantig behauene Blöcke, welche quer über die Zuflüsse des Maan gelegt sind, bilden, immer nur wenige Schritte von einander, kleine Brücken. Das norwegische Pferd ist aber schon gewöhnt, dieselben sicheren Fußes zu überschreiten, und wenn der Wagen auch keine Schwungfedern hat, so mildert doch die lange, etwas elastische Gabeldeichsel in gewissem Grade das unvermeidliche Stoßen beim Fahren.
    Das Wetter war jetzt schön. Joël und Hulda fuhren in mäßigem Trabe längs der saftgrünen Wiesengründe hin, deren Rand zur Linken von den klaren Gewässern des Maan gebadet wird. Einige tausend Birken beschatteten da und dort angenehm den von der hellen Sonne beschienenen Weg. Die Dünste der Nacht

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