Ein Lotterie-Loos
einziges »
Tak for mad
« für seine Wirthin hatte.
Nach der Mahlzeit zündete sich der Murrkopf eine Pfeife an, verließ die Stube und ging nach dem Ufer des Maan spazieren.
Am Flusse angelangt, wendete er sich um; seine Blicke hafteten unablässig auf dem Gasthause. Es schien, als studirte er es wörtlich nach Plan und Bauart, nach Größe und Höhe, als wollte er den Werth desselben möglichst abschätzen. Er zählte die Thüren und Fenster des Hauses, und als er wieder vor den wagrecht gelagerten Grundbalken desselben stand, machte er in diese drei kleine Einschnitte mit der Spitze seines Dolknif, um die Art des Holzes zu erkennen und zu sehen, wie es sich erhalten habe. Wollte er sich wirklich darüber Rechenschaft geben, wie viel das Gasthaus der Frau Hansen werth sei? Beabsichtigte er es vielleicht gar zu erwerben, obwohl es doch nicht zum Verkaufe stand? Sein Benehmen erschien mindestens auffallend. Nach dem Hause musterte er ebenso ein dazu gehöriges eingehegtes Stück Land, dessen Bäume und Sträucher er zählte. Endlich maß er zwei Seiten desselben in gleichmäßigen Schritten ab, und die Bewegung seines Bleistiftes auf einer Seite des in der Hand gehaltenen Notizbuches ließ vermuthen, daß er die beiden erhaltenen Zahlen multiplicirte.
Immer aber schüttelte er dabei den Kopf und brummte, die Augenbrauen runzelnd, wie mißbilligend vor sich hin.
Bei seinem Hin-und Hergehen beobachteten ihn Frau Hansen und ihre Tochter durch ein Fenster der großen Stube, verwundert, mit welch’ sonderbarer Persönlichkeit sie zu thun hätten, und was wohl Ziel und Zweck der Reise dieses Tollhäuslers sein könne. Es war beklagenswerth, daß Alles das sich während der Abwesenheit Joëls zutrug, da der Reisende mindestens noch die nächste Nacht im Gasthause zubringen sollte.
»Wenn das nun ein geisteskranker Narr wäre! bemerkte Hulda.
Der Reisende wärmte sich vor einem tüchtigen Feuer. (S. 45.)
– Ein Narr?… Nein, erwiderte Frau Hansen, aber es ist ein sonderbarer Mann.
– Es ist immer ärgerlich, nicht zu wissen, wen man in seinem Hause aufnimmt, sagte das junge Mädchen.
– Hulda, antwortete ihre Mutter, denke daran, bevor der Reisende wieder eintritt, ihm das Fremdenbuch ins Zimmer zu legen.
– Ja, gewiß, Mutter.
– Vielleicht läßt er sich dann herbei, seinen Namen einzuschreiben.«
Gegen acht Uhr, es wurde schon etwas dunkel, begann ein seiner Regen niederzurieseln, der das Thal bis zur halben Bergeshöhe mit feuchtem Dunst erfüllte. Zum Spazierengehen war das Wetter eben nicht günstig. Auch der neue Gast der Frau Hansen kam, nachdem er den schmalen Fußweg bis zum Sägewerk hinauf verfolgt, nach dem Gasthause zurück, wo er sich ein Gläschen Branntwein bestellte. Ohne ein weiteres Wort zu äußern und ohne Jemand »Gute Nacht« zu wünschen, ergriff er dann einen Holzleuchter mit brennender Kerze, zog sich nach seinem Zimmer zurück und verriegelte dessen Thür. Während des Abends und der Nacht war nichts weiter von ihm zu hören.
Der Skydskarl hatte unter dem Schuppen für die Nacht Obdach gesucht. Hier schlief er schon zwischen der Wagendeichsel neben seinem gelblichen Pferde und unbekümmert um Sturm und Wetter draußen.
Am folgenden Tage erhoben sich Frau Hansen und ihre Tochter mit dem Morgenrothe. Aus dem Zimmer des Reisenden, der noch zu schlafen schien, hörte man kein Geräusch. Etwas nach neun Uhr erst trat dieser in die große Gaststube mit womöglich noch grämlicherem Aussehen, als gestern, beklagte sich über das Bett, das zu hart sei, über den Lärm im Hause, der ihn aufgeweckt habe, würdigte aber Niemand eines Grußes. Dann öffnete er die Thür und betrachtete die Beschaffenheit des Himmels.
Das Wetter sah nicht gerade zum Besten aus. Ein scharfer Wind fegte über die Gipfel des Gusta, der von Dunstwolken verhüllt war, und fing sich in dem Thale, das er in heftigen Stößen durchtobte.
Der Reisende zögerte, herauszutreten, trotzdem verlor er seine Zeit noch nicht Seine Pfeife rauchend ging er in dem Gasthaus umher, sachte dessen innere Einrichtung kennen zu lernen, besah sich die verschiedenen Zimmer, musterte die Möbel und Geräthe, öffnete Wandschränke und Schubladen und benahm sich überhaupt, als ob er sich in den eigenen vier Pfählen befände. Man hätte ihn wohl auch für einen Gerichtsbeamten halten können, der Zwecks einer Zwangsversteigerung ein Inventar aufnahm.
Entschieden trat der Mann sonderbar auf und sein Vorgehen wurde immer
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