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Ein Lotterielos. Nr. 9672

Ein Lotterielos. Nr. 9672

Titel: Ein Lotterielos. Nr. 9672 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Klugheit zu nennen war. Doch, wir betonen das
    nochmals, dieses Los war ja für Hulda kein Lotterielos, son-
    dern vielmehr der letzte Brief Ole Kamps, und ihr wäre das
    Herz gebrochen bei dem Gedanken, sich davon trennen zu
    sollen.
    Frau Hansen mißbilligte indes immer unzweideutiger
    das Verhalten ihrer Tochter; man fühlte es heraus, daß sich
    ihrer eine dumpfe Erregung bemächtigte. Von einem Tag
    zum andern war zu fürchten, daß sie Hulda ernstlich be-
    drängen würde, einen endgültigen Entschluß zu fassen, wie
    sie selbst ihn wünschte. Schon hatte sie sich in diesem Sinn
    gegen Joel geäußert, der freilich ohne Bedenken für die An-
    schauung seiner Schwester Partei ergriff.
    Natürlich wurde Sylvius Hog über alles, was hier unter
    der Oberfläche vorging, auf dem laufenden gehalten. Das
    war noch ein weiterer Schmerz zu dem, der Hulda jetzt
    schon quälte, und er bedauerte das aufrichtig.
    Joel sprach mit ihm zuweilen davon.
    »Hat meine Schwester nicht völlig recht mit ihrer Weige-
    rung, und tue ich etwa nicht gut daran, sie in ihrem Wider-
    stand zu unterstützen?«
    »Ohne Zweifel!« antwortete Sylvius Hog. »Vom mathe-
    matischen Gesichtspunkt aus hat ihre Mutter freilich ein-
    millionenmal mehr Recht. In der Welt ist aber nicht alles
    mathematisch zu betrachten, und das Rechnen hat mit Her-
    zensangelegenheiten nichts zu tun.«
    Während der letzten beiden Wochen bedurfte Hulda
    wirklich der Überwachung. Von ihrem Schmerz überwäl-
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    tigt, ließ sie ernstlich für ihre Gesundheit fürchten. Glück-
    licherweise fehlte es ihr nicht an sorgfältiger Pflege. Auf ei-
    nen Ruf Sylvius Hogs kam der berühmte Doktor Boek, sein
    langjähriger Freund, nach Dal, um sich die junge Leidende
    anzusehen. Er konnte ihr freilich nur Vermeidung jeder
    körperlichen Anstrengung und, wenn möglich, Ruhe des
    Gemüts empfehlen. Das richtige Mittel, sie genesen zu las-
    sen, blieb immer nur die Rückkehr Oles, und dieses Mittel
    konnte ja nur Gott allein in Anwendung bringen. Jedenfalls
    ließ es Sylvius Hog dem jungen Mädchen an tröstlichem
    Zuspruch nicht fehlen und hörte nicht auf, ihr von seiner
    Hoffnung einen Teil einzuflößen. So wenig begründet ihm
    diese auch selbst erschien, so konnte und wollte Sylvius Hog
    doch noch lange nicht verzweifeln.
    13 Tage waren seit dem Eintreffen des vom Seeamt in
    Christiania nach Dal gesendeten Loses verflossen. Jetzt
    schrieb man den 30. Juni. Noch 14 Tage, und die Ziehung
    der Lotterie der Schulen sollte mit großer Feierlichkeit in
    einem der geräumigsten Gebäude Christianias vor sich ge-
    hen.Gerade an diesem 30. Juni erhielt Sylvius Hog des Mor-
    gens als Antwort auf seine wiederholten Eingaben ein neues
    Schreiben vom obersten Seeamt. Es bevollmächtigte ihn,
    sich unmittelbar mit den Seebehörden von Bergen ins Ein-
    vernehmen zu setzen, und überließ es seinem Ermessen,
    mit Unterstützung des Staats sofort Nachforschungen be-
    züglich der ›Viken‹ anstellen zu lassen.
    Der Professor wollte von dem, was er darauf zu unter-
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    nehmen gedachte, Hulda und Joel noch nichts sagen. Er be-
    nügte sich, ihnen seine Abreise zu melden, für die er ge-
    schäftliche Angelegenheiten als Grund angab, die ihn wohl
    einige Tage in Anspruch nehmen könnten.
    »Ach, ich bitte Sie herzlich, bester Herr Sylvius, verlas-
    sen Sie uns nicht!« flehte ihn das arme Mädchen an.
    »Euch verlassen . . . Euch, die Ihr meine Kinder gewor-
    den seid?« antwortete Sylvius Hog.
    Joel erbot sich, ihn zu begleiten. Da er aber die Vermu-
    tung nicht aufkommen lassen wollte, daß er sich nach Ber-
    gen begebe, gestattete er ihm nur bis Moel mitzukommen.
    Es schien auch nicht ratsam, Hulda mit ihrer Mutter allein
    zu lassen. Nachdem jene einige Tage lang bettlägrig gewe-
    sen war, fing sie jetzt wieder an aufzustehen; sie war aber
    noch sehr schwach, hütete das Zimmer, und Joel empfand
    es recht wohl, daß er sie nicht verlassen dürfe.
    Um 11 Uhr stand der Schußkarren vor der Tür des Gast-
    hauses. Der Professor nahm darin mit Joel Platz, nachdem
    er sich von dem jungen Mädchen warm verabschiedet hatte.
    Bald darauf verschwanden beide an der nächsten Biegung
    des Weges unter den großen Birken des Flußufers.
    Noch am selben Abend traf Joel in Dal wieder ein.
    — 168 —
    XIII.
    Sylvius Hog war also nach Bergen abgereist. Seine einen Au-
    genblick erschütterte zähe Natur, sein energischer Charak-
    ter, hatten schon wieder die Oberhand gewonnen. Er

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